Entscheidung in Japan:Wettrennen um den Niedrigzins

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Japan schraubt den Leitzins auf 0,1 Prozent herunter - weil es mit der Wirtschaft noch weiter bergab geht.

Christoph Neidhart

Japans Notenbank hat am Freitag ihren Leitzins von 0,3 Prozent auf 0,1 gesenkt und angekündigt, sie sei bereit, vermehrt Staatsobligationen und Bonds von Privatfirmen zu kaufen. Damit will die Notenbank der japanischen Industrie über Liquiditätsengpässe helfen. Die Tokioter Börse konnte die Bank of Japan freilich nicht überzeugen, der Nikkei fiel um knapp ein Prozent.

Die japanische Zentralbank hat den Leitzins auf nahe null reduziert, der Nikkei profitierte nicht. (Foto: Foto: AFP)

In Japan bewegt sich der Leitzins seit fast zehn Jahren zwischen null und einem halben Prozent. Sechs Jahre, von 2000 bis 2006, lag er tatsächlich bei null. Mit geringer Wirkung: Die Wirtschaft wuchs zwar, aber nur sehr zaghaft und nur dank der Exportindustrie und der zunehmenden Integration von Japans Wirtschaft mit China.

So ist der Minimalzins für Japan nichts Neues, die Zinssenkung um 0,2 Prozentpunkte nicht dramatisch. Kredite waren bisher schon fast umsonst. In Tokio erwartet man deshalb auch nicht viel. Japans Konsumenten konnte die Nullzinspolitik kaum zu mehr Geldausgeben bewegen. Je schwerer die Krise - oder ihre Anzeichen -, umso schneller tragen sie ihr Geld zur Bank, obwohl ihr Vermögen dort wegen der Minimalzinsen de facto weniger wird. Die Banken ihrerseits zögern, Kredite zu vergeben.

So vermag ein Zins von 0,1 Prozent höchstens einigen Firmen über die Jahresend-Engpässe zu verhelfen. Wichtiger ist deshalb die Ankündigung, dass die Notenbank vom Staat und von Privatfirmen vermehrt festverzinsliche Papiere kaufen wird. Das zeigt, dass die Zentralbank mit einer weiteren Verschlechterung der Wirtschaft rechnet.

Mit ihrer Zinsentscheidung verfolgt die Zentralbank freilich ein weiteres Ziel, auch wenn sie das explizit nicht sagt. Erstmals seit Jahrzehnten hat die amerikanische Fed hat mit ihrer Zinsreduktion auf de facto null den japanischen Leitzins unterlaufen. Indes kämpft Japans Exportindustrie bereits mit einem hohen Yen-Kurs; der US-Dollar ist gegenüber dem Yen im letzten Halbjahr um etwa 25 Prozent gefallen. Ist der Zinsfuß in Japan höher als in den USA, dann dürfte dies den Yen-Kurs weiter in die Höhe treiben. Das will die japanische Notenbank verhindern.

Außerdem will sie angesichts der Krise zeigen, dass sie etwas tut. Dazu dürfte sie auch von der schlingernden Regierung Taro Asos gedrängt worden sein.

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