Entlang der Bahn:München soll Zug um Zug wohnlicher werden

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Die Stadt hat große Pläne zwischen Pasing und Hackerbrücke: Wo sich jetzt noch Wildwuchs, Abstellgleise oder Lagerhallen breit machen, werden in den nächsten 15 Jahren 15.000 Menschen wohnen.

Die Stadt München hat die Zweite Architekturwoche genutzt, um das Projekt "Zentrale Bahnflächen" dem Bürger zum wiederholten Male vorzustellen. Die fleißige Aufklärungsarbeit ist auch nötig, denn es soll sich viel ändern entlang der Gleise zwischen Pasing und der Hackerbrücke: Eine breite Umgehungsstraße soll die Landsberger Straße entlasten, die Laimer Unterführung soll eine Extra-Röhre für Bus, Radfahrer und Fußgänger bekommen, der Hirschgarten wird im Süden vergrößert und vielleicht fährt bald auch schon eine U-Bahn bis nach Pasing. Allerdings steckt alles noch in der Planungsphase und keiner weiß genau, ob überhaupt oder wann die den Worten Taten folgen.

Obwohl dicke Regenwolken über dem Arnulfpark hängen, rollen die Bagger weiter. Schließlich soll der Park - er wächst auf dem breiten Steg - bis 2005 fertig sein. (Foto: Foto: sueddeutsche.de)

Die Änderungen klingen eigentlich alle ganz gut, aber sie werden nicht von allen Münchnern begrüßt: Die Hausbesitzer in der Pasinger Villenkolonie befürchten durch den Bau der Umgehungsstraße noch mehr Durchgangsverkehr, Alt-Oberbürgermeister Kronawitter kämpft gegen die geplanten Hochhäuser am Birketweg.

1. Pasing - südlich der Gleise:

Dieses Gebiet reicht vom Pasinger Bahnhof bis Am Knie. Auswirkungen auf alle Pasinger wird die neue Nordumgehung Pasing haben. Sie zweigt Am Knie ab, verläuft dann dicht neben den Gleisen und mündet in die Lortzingstraße. Die neue Straße soll die Landsberger Straße und das Pasinger Zentrum entlasten. "20 Jahre haben sich die Pasinger diese Umgehung gewünscht. Jetzt kommt sie und nun protestieren die Pasinger dagegen", fasst Erhard Thiel, Projektleiter des Bauvorhaben "Zentrale Bahnflächen" im Referat für Stadtplanung, den Stimmungswechsel zusammen.

In dem neuen Quartier werden bis 2009 1800 Menschen wohnen und 2300 arbeiten. 21.000 Quadratmeter für Grün- und Freiflächen werden entstehen. Und wenn die Stadt genug Geld hat, fährt vielleicht auch bald eine U-Bahn in Richtung Pasing.

2. Pasing - nördlich der Gleise

Entlang der Paul-Gerhard-Allee sollen auch die Gleise verschwinden. Für dieses Gebiet sind die Pläne von der Verwirklichung noch am weitesten entfernt.

3. Nymphenburg Süd - nördlich der Gleise

Der Eisenbahner-Sportverein (ESV) am Schlosspark Nymphenburg wird verlagert. An dessen Stelle haben 2400 Münchner Platz zum Wohnen, 1050 Menschen gehen dort zur Arbeit, 7,5 Hektar Grün wächst dazwischen. Der ESV wird nach Norden auf den ehemaligen Rangierbahnhof umziehen. Die Laimer Unterführung wird verbreitert um eine Röhre, so dass die neuen und alten Einwohner ohne Gedrängel nach Hause kommen.

4. Birketweg/ Hirschgarten: nördlich der Gleise

Wegen des neuen Quartiers an der Wilhelm-Hale-Straße gibt es den größten Ärger. Die Stadt hat zwei Varianten geplant, um auf jeden Fall 5000 Bewohner und 5000 Arbeitsplätze unterzubringen. Die eine Variante stellt vier bis zu 120 Meter hohe Häuser in den Raum, die andere Variante kommt ohne Türme aus, ist dann aber auch viel dichter bebaut.

Alt-Bürgermeister Georg Kronawitter will per Bürgerbegehren verhindern, dass diese vier Hochhäuser realisiert werden.

Die neue Siedlung grenzt an den vergrößerten Hirschgarten an und soll voraussichtlich bis 2007 10.000 Bewohner und Arbeitsplätze beherbergen.

5. Arnulfpark/zwischen Donnersberger- und Hackerbrücke - Nördlich der Gleise

Dort, wo zwischen Gleisen und Arnulfstraße bislang eine 18 Hektar große Fläche brach lag, sind die Pläne schon am weitesten an der Donnersberger Brücke umgesetzt : Die ersten drei Geschosse für Wohnungen neben dem Mercedes-Benz-Gebäude stehen schon, der Verkauf der Wohnungen läuft seit Monaten. Auch die Bagger der anderen fünf Bauträger werden bald anrücken. Immerhin sollen von den 68.000 Quadratmetern Geschossfläche 34.000 Quadratmeter zum Wohnen so schnell wie möglich bezugsfertig werden.

Die Architekten haben im neuen Arnulfpark Pionierarbeit zu leisten. Schließlich sollen die neuen Bewohner in Ruhe gelassen werden vom Verkehr, der auf der Donnersberger Brücke, auf der Arnulfstraße und auf der Schiene direkt vorbeirollt.

Bürohäuser werden deshalb an vorderster Front den Lärm abschirmen. Das Areal an der Hackerbrücke werden zuerst bebaut werden. Allerdings ist noch ungewiss, wann die Büros rund um das stillgelegte Heizkraftwerk und entlang der Schiene wirklich kommen. "Es wird vielleicht noch länger dauern bis der gesamte Arnulfpark realisiert ist", sagt Waltraud Nesselhauf-Schächinger von Immobilienfirma Vivico Real Estate.

Aber auf den Park 40.000 Quadratmeter großen Park müssen die Anwohner nicht mehr lange warten. Bis zum Ende der Münchner Bundesgartenschau im Oktober 2005 soll er fertig sein. Dann finden Mensch und Tier ganz nah vor der Haustüre Auslauf zwischen Birken, Lärchen und Kirschbäumen, auf Wiesen und einer Promenade.

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