Energiesparendes Bauen:Häufig Mogelpackungen

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Käufer schlüsselfertiger Immobilien sollten auf der Hut sein. Neubauten sind oft nicht so energiesparend, wie es auf dem Papier versprochen wird.

Darauf machen Bauherrenschutz-Organisationen aufmerksam. Viele Häuser vom Bauträger oder Generalunternehmer seien eine Mogelpackung, warnt Thomas Penningh, Vorsitzender des Verbands Privater Bauherren (VPB). Sie seien längst nicht so sparsam wie geglaubt.

Optimales Sparen: das "1-Liter-Energiespar-Haus" der Stadtwerke Saarbrücken und Energie SaarLorLux im Stadtteil Burbach von Saarbrücken (Foto: Foto: dpa)

Mitgelieferte Energieausweise seien oft mangelhaft berechnet. Häufig werde schlechteres Material verbaut.

Mögliche Folge: Wer mit öffentlichen Zuschüssen und Krediten gebaut hat, muss mit der Rückforderung rechnen, wenn der Neubau bei Abnahme doch nicht den Vorschriften der Energieeinsparverordnung EnEV entspricht, wie Penningh betont.

Für viele Hauskäufer komme das einer finanziellen Katastrophe gleich, weil die Gesamtfinanzierung damit ins Wanken gerate. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) behält sich in ihren Förderbedingungen ausdrücklich eine Überprüfung der von ihr unterstützten Baumaßnahmen vor.

Sagenhafte Nachbesserungen möglich

Dazu kommt, dass der Bauherr am Ende womöglich Nachbesserungen am Neubau in Höhe von vielen Tausend Euro zusätzlich schultern muss.

Allein das Beseitigen von Mängeln bei der Wärmedämmung könne sich auf durchschnittlich 29.000 Euro belaufen, berechnete der Bauherren-Schutz-Bund (BSB).

Fast 13 Prozent aller Baufehler entfielen auf eine schlechte Dämmung. Nach einer neuen Studie der Prüforganisation Dekra Real Estate entstehen arglosen Häuslebauern wegen Pfuschs am Bau jährlich Schäden von gut 1,4 Milliarden Euro.

Entdecke ein Immobilienkäufer nach Einzug, dass sein neues Haus nicht so sparsam ist wie versprochen, sei es in der Regel schwer und teuer, im Nachhinein Schadenersatzforderungen durchzusetzen, betont Dirk Weinsheimer, Bauexperte der Verbraucherzentrale Thüringen. "Hauskäufer bekommen meist nicht, wofür sie bezahlen", mahnt der Bausachverständige Penningh zur Vorsicht. Den Betroffenen werde dadurch zuhauf "Geld aus der Tasche gezogen".

Fast 60 Prozent der Neubau-Energiepässe sind falsch

Der VPB hatte in den vergangenen Monaten knapp 5000 Energieausweise auf korrekte Berechnungsweise und bauliche Umsetzung hin überprüft. Die Ergebnisse seien "erschreckend", so Penningh. Fast 60 Prozent der Neubauten-Pässe hätten Rechenfehler aufgewiesen und seien geschönt. Da werde beispielsweise eine Wärmepumpe ins Energiekonzept eingerechnet, obwohl sie gar nicht eingebaut ist.

Bei anderen hätten beheizte Kellerräume die Energiebilanz verbessert, obwohl es sich in Wirklichkeit um kühle Lagerflächen gehandelt habe. "Eine seriöse Energieberechnung für Neubauten ist Fleißarbeit", sagt der Bausachverständige. Und davor scheuten eine Reihe von Fertiganbietern zurück.

Viele Baumängel

Nach Angaben Weinsheimers werden etwa 80 Prozent aller Eigenheime und Eigentumswohnungen nicht mehr mit dem Architekten gebaut, sondern schlüsselfertig erworben.

Selbst wenn die Energiepass-Berechnungen stimmten, stieß der VPB bei seiner Untersuchung in 54 Prozent der Fälle auf Mängel beim Bauen selbst. Statt dicker würden dünnere Dämmstoffe verbaut, Dampfbremsen im Dach seien schlecht verklebt, Rohrisolierungen vergesssen worden.

Eine Vielzahl von Baumängeln habe "negative Auswirkungen auf die Energieeffizienz der Gebäude", heißt es auch im Fazit einer Studie des BSB und des Instituts für Bauforschung (IfB) Hannover.

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So kommt man zum Energiesparhaus

Was können Käufer tun, um sich vor einer Mogelpackung samt teuren Folgekosten zu schützen? In jedem Fall noch vor Vertragsabschluss den Energieausweis aushändigen lassen. "Nur dann kann man die Angaben von einem unabhängigen Spezialisten nachrechnen lassen", sagt Weinsheimer. Dafür fallen Kosten von schätzungsweise 500 Euro an, je nach Objekt und Aufwand.

Weigert sich der Verkäufer, das Dokument herauszugeben, solle der Interessent die Finger von der Immobilie lassen.

Stellt der Sachverständige Abweichungen in der Energieberechnung fest, kann der Käufer rechtzeitig genug Nachbesserungen einfordern.

Wichtig ist zudem die ständige Kontrolle der Baustelle durch einen Fachmann. "Das kostet vielleicht zwischen 2000 und 3000 Euro zusätzlich, hilft aber viel Ärger und Kosten zu vermeiden", weiß der Verbraucherschützer.

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