Energiecontracting:Neue Heiztechnik zu Festpreisen

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Das Contracting-Modell sieht so aus: Der Eigentümer bekommt ein modernes Heizsystem zum Nulltarif, der Contracteur sorgt für einen störungsfreien Betrieb und rechnet die Heizkosten ab - oft mit Preisaufschlag.

Tilmann von Rohden

Die Idee klingt verlockend: Bauherren oder Eigentümer, die eine Immobilie modernisieren wollen, lassen sich ein modernes Heizsystem zum Nulltarif ins Haus kommen. Nur die regelmäßigen Brennstoffkosten müssen dann noch berappt werden. Fachleute nennen das Energiecontracting, was zu deutsch bedeutet: Vertrag über Energie.

Der Contractor übernimmt die Wartung der Heiztechnik für den Contractor-Nehmer. (Foto: Foto: dpa)

Die Contracting-Idee ist alt: "Wir werden Ihnen kostenlos eine Dampfmaschine überlassen. Wir werden diese installieren und für fünf Jahre den Kundendienst übernehmen. Wir garantieren Ihnen, dass die Kohle für die Maschine weniger kostet, als Sie gegenwärtig an Futter (Energie) für die Pferde aufwenden müssen, welche die gleiche Arbeit tun. Und alles, was wir von Ihnen verlangen, ist, dass Sie uns ein Drittel des Geldes geben, das Sie sparen", warb James Watt (1736 bis 1819), der Erfinder der Dampfmaschine.

So ähnlich funktioniert es noch heute. Ein Contractor installiert auf eigene Kosten eine neue Heizung. Er sorgt für einen störungsfreien Betrieb und rechnet die Heizkosten ab. Voller Service also.

Der Contracting-Nehmer (Immobilieneigentümer) verpflichtet sich für zehn bis 15 Jahre vertraglich. In aller Regel schließt der Vertrag den Bezug des Brennstoffs mit ein, der oft mit einem schmerzhaften Preisaufschlag versehen ist.

Für den Contracting-Nehmer hat dieses Modell Vorteile: Er bekommt eine moderne Heizung, ohne sie zu bezahlen. Er muss sich nicht um die Wartung kümmern und weiß im Voraus, wie hoch seine monatlichen Kosten sind. Denn Contractoren bieten Festpreise.

Contracting eignet sich für gewerbliche, öffentliche und private Gebäude, aber eher für größere als für kleinere Immobilien. "Wir versorgen nur Wohnimmobilien ab 50 Einheiten", sagt Ulrich Senft, Leiter der Region Süd von Techem Energy-Contracting. Das bundesweit tätige Unternehmen hat mittlerweile 150 Contracting Verträge in München in der privaten Wohnungswirtschaft abgeschlossen.

Seine Bilanz nach 15 Jahren: "Contracting konnte den Markt nicht durchdringen, bei den Mietern konnten die Vorbehalte nicht ausgeräumt werden." Dabei müsse Contracting auch in der Wohnungswirtschaft nicht teurer sein als die Eigenregie.

Neue Perspektiven sieht die Münchner Umweltschutzorganisation Green City. "Wir wollen verstärkt ins Contracting-Geschäft auf der Basis ökologischer Energieträger einsteigen", sagt Thomas Prudlo, Geschäftsführer von Green City Energy. Zwei Contracting-Projekte, ein Passivhaus mit 20 Wohneinheiten sowie ein Hotel, arbeiten mittlerweile erfolgreich.

Dass Bauträger ebenso wie Eigentümer selbst genutzter Immobilien oft ein Problem mit solchen Verträgen haben, berichtet Sebastian Jäger von der Münchner Niederlassung der Firma Getec. "Für Bauträger ist es ein zweifelhaftes Verkaufsargument, Interessenten zu sagen, das Haus können Sie gerne kaufen, nur die Heizung nicht. Eigentümer wollen gerne an den Knöpfen der Heizung herumspielen", sagt Jäger. Für die Getec AG, die mittlerweile 1000 Verträge abgeschlossen hat, ist Contracting ein "knapp kalkuliertes Geschäft".

Diese Erfahrung haben auch die Stadtwerke München (SWM) gemacht. Sie bieten Besitzern von Ein-Familien-Häusern Contracting auf Basis von Erdgas an. "Es rechnet sich für die SWM überhaupt nur, weil wir das Produkt extrem standardisiert haben. Dennoch wirft es nur sehr geringe Gewinne ab", sagt Helmut Stadtmüller, Leiter SWM-Contracting. Rund 70 Contracting-Verträge hat die SWM mit Kleinstverbrauchern abgeschlossen. "Für die SWM ist es ein Nischenprodukt, das sich vor allem für Eigentümer lohnt, die ihr Haus nicht selbst bewohnen und für ihre Mieter einen Rundum-Service brauchen", sagt Stadtmüller. Für andere Zielgruppen verlaufe das SWM-Contracting jedoch wesentlich erfolgreicher.

Mark Chudy vom Münchner Planungsbüro Archinea, das auf ganzheitliche und ökologische Energiekonzepte spezialisiert ist, hält viel von Contracting, nicht aber von Erdgas, wie er sagt: "Wir haben im Rahmen eines Contractings die größte Pellet-Heizung Münchens für eine Wohnimmobilie projektiert. Diese preiswerten Holzpresslinge sind die Zukunft - nicht Erdgas."

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