Energie-Leasing:Effizienter Klimaschutz

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Viele Unternehmen wollen ihre Umwelt-Bilanz aufbessern. Aber nur wenige können den Windpark oder die Fotovoltaikanlage mit eigenen Mitteln finanzieren. Die Leasing-Branche hat den Kapitalbedarf entdeckt.

Wieland Kramer

Der umwelt- und klimagerechte Umbau der deutschen Energieversorgung verschlingt Milliarden. Allein die Modernisierung veralteter Kraftwerke kostet etwa 50 Milliarden Euro.

(Foto: Foto: dpa)

Außerdem gelten bis zu sieben Millionen Heizungsanlagen im Lande als veraltet. Die Kosten für den Ausbau des Anteils erneuerbarer Energien auf 20 Prozent an der Stromerzeugung bis zum Jahre 2020 sind noch nicht einmal exakt berechnet.

Bisher und vor allem bei Windenergieparks wurde das notwendige Kapital über Fondslösungen gesammelt oder stammte aus dem Cashflow der Energieversorger. Nun haben Leasing-Unternehmen den gigantischen Kapitalbedarf entdeckt und etablieren sich auf dem Markt.

Kosten im fünfstelligen Bereich

Immer mehr Handwerker, Landwirte und Gewerbetreibende liebäugeln mit einer Fotovoltaikanlage auf dem bisher ungenutzten Dach des Viehstalls, der Lagerhalle oder des Verwaltungsgebäudes.

Doch die Stromerzeugung aus Sonnenkraft ist teuer, für größere Anlagen erreichen die Kosten schnell einen hohen fünfstelligen Betrag. "Aus Mangel an Kapital oder Sorge um die zukünftige Investitionskraft bleiben die Vorhaben oft unrealisiert", sagt Horst Leonhardt von der VR Leasing in Eschborn.

Das zur Finanzgruppe der Volks- und Raiffeisenbanken gehörende Unternehmen bietet deshalb ein zehn- bis zwölfjähriges Finanzierungskonzept auf Leasingbasis an.

Strom aus Fotovoltaikanlagen kann vorrangig in die öffentliche Netze eingespeist werden und wird nach den Regelungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 20 Jahre lang zu festen Sätzen vergütet.

Wer 2006 eine Anlage errichtet hat, erhält pro Kilowattstunde Strom knapp 51,8 Cent vergütet. 2007 und in jedem weiteren Jahr sinkt der Zuschuss um fünf Prozent.

Versicherung inklusive

VR-Leasing kalkuliert die Finanzierung so, dass die Erträge aus der Stromproduktion die monatlichen Kosten decken. Das führt allerdings dazu, dass die Betreiber im sonnenarmen Norden eine höhere Eigenbeteiligung leisten müssen als im sonnenreicheren Süden.

Die Vorteile des Leasings von Solarstrom-Anlagen liegen nach Ansicht von VR-Manager Leonhardt darin, dass sich die Betreiber ihre Kreditlinien und damit ihren finanziellen Spielraum freihalten.

Außerdem umfasst der Leasingvertrag eine Versicherung für Störungen und Ausfälle. Jetzt will VR-Leasing das Konzept auch auf Biogasanlagen ausweiten.

Vorreiter des Energie-Leasings ist die Wiener Raiffeisen-Leasing. Seit circa zehn Jahren ist das österreichische Unternehmen im Geschäft und längst auch in Deutschland, Skandinavien und Osteuropa aktiv, berichtet Michael Moser, zuständig für das Bundesland Nordrhein-Westfalen.

Nettoüberschuss bereits im ersten Jahr

Raiffeisen-Leasing arbeitet in Österreich mit der steirischen Firma Energy-Cabin zusammen. Vornehmlich Gewerbebetrieben wird die Anschaffung einer zusätzlichen Holzpellet-Heizung und die Möglichkeit zu solaren Warmwassererzeugung angeboten.

Infolge der preiswerten Brennstoffversorgung führt das Projekt nach Angabe von Geschäftsführer Peter Engert nach Abzug der Leasingrate und aller Betriebskosten bereits im ersten Jahr zu einem Nettoüberschuss für den Betreiber und zu einer deutlichen Minderung des CO2-Ausstoßes gegenüber einer Öl- oder Gasheizung.

Vorzeigeprojekt des österreichischen Unternehmens für ein größeres mittels Leasing finanziertes Energieprojekt ist das Biomasse-Heizkraftwerk in Emlichheim nahe Lingen an der deutsch-niederländischen Grenze. Die Mitte vergangenen Jahres in Betrieb genommene Anlage verarbeitet pro Tag etwa 500 Tonnen Holz zu Strom und Wärme.

Von den Gesamtbaukosten in Höhe von annähernd 48 Millionen Euro hat Raiffeisen Leasing etwa 35 Millionen übernommen. Circa 60 Projekte hat das Unternehmen derzeit im Wert von knapp 300 Millionen Euro unter Vertrag.

Abschreibungszeiträume von bis zu 40 Jahren

Doch auch die klassische Projektfinanzierung ist für die Österreicher interessant. "Echtes Leasing beschränkt sich zumeist auf Industriebetriebe, die eigene Roh- und Reststoffe energetisch verwerten wollen, diesen Bereich aber nicht zum Kerngeschäft zählen", sagt Moser.

Viele der bei Autos, Immobilien und Werkzeugmaschinen erfahrenen Leasing-Unternehmen tun sich im Energiebereich noch schwer. Die neuen liberalisierten Marktstrukturen, vor allem aber die oft bis zu 40 Jahre langen Abschreibungszeiträume schrecken ab.

Experimentiert wird deshalb vor allem bei den erneuerbaren Energien. Hier sorgen die staatlich garantierten Vergütungen für die Stromeinspeisung für kalkulierbare Rahmenbedingungen.

Seit mehr als zehn Jahren im Energieleasing tätig ist die Sparkassen-Tochter Deutsche Leasing. Andreas Geue, Geschäftsführer der Konzerngesellschaft DAL Structured Finance GmbH in Wiesbaden sieht "ein sehr hohes Potential im Energie-Leasing".

Energienetze als Leasinggüter

Das Unternehmen bietet eine breite Palette von Finanzierungsmodellen vom Leasing über Mietkauf bis hin zur Projektfinanzierung. Vor allem kleinere und auf dem Energiemarkt unerfahrene Sparkassen arbeiten gern mit DAL zusammen.

"Wir betrachten nicht nur die gesetzlich gesicherten Stromvergütungen, sondern ziehen auch die Sicherheit der Brennstoffversorgung sowie die Qualität der Technik und des Betriebs mit in unsere Betrachtung ein", sagt der Finanzexperte. DAL hat sogar Energienetze als Leasingobjekte im Auge.

Das Unternehmen hat zum Beispiel das Fernwärmenetz der Stadt Donaueschingen übernommen und zurückgeleast.

© SZ vom 25.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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