Electricité de France als Käufer im Gespräch:RWE: Gerüchte um Mega-Übernahme

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Laut einem Bericht des "Südwestrundfunks" will Electricité de France den deutschen Wettbewerber RWE übernehmen. Obwohl EdF und die deutsche Regierung dementieren, springt die RWE-Aktie mit sieben Prozent Plus an die DAX-Spitze.

Berichte des Südwestrundfunk (SWR) über ein mögliches Interesse des französischen Stromkonzerns Electricite de France (EdF) am deutschen Wettbewerber RWE beflügeln den Aktienkurs des deutschen Versorgers.

Bei der Konkurrenz offenbar begehrt - Kühltürme des RWE-Braunkohlekraftwerkes Neurath in Grevenbroich. (Foto: Foto: ddp)

Dem Südwestrundfunk zufolge ist EdF im Bundeskanzleramt vorstellig geworden. EdF will demnach RWE übernehmen und dafür seine 45- Prozent- Beteiligung bei EnBW aufgeben. Mit dem Ausstieg bei der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW/Karlsruhe) wolle die EdF kartellrechtliche Bedenken zerstreuen, meldet der Sender.

Allerdings hat die Bundesregierung inzwischen Kontakte zum französischen Energiekonzern dementiert. Die Regierung habe keinen Kontakt zu EdF wegen angeblicher Übernahmepläne gehabt, sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums am Freitag in Berlin. Auch EdF wies Berichte über Gespräche mit deutschen Behörden zurück. Allerdings blieb offen, ob es auf anderer Ebene Kontakte gab.

Die Börse glaubt den Dementi nicht

Der Essener Energieversorger RWE wollte sich nicht zu den Übernahmespekulationen äußern. "Wir kommentieren Marktspekulationen grundsätzlich nicht", sagte ein Sprecher.

Doch die Börse reagiert trotzdem. "In letzter Zeit ist es einfach zu oft passiert, dass ein Dementi nichts wert war, daher kommt die Aktie auch nicht zurück", sagte der Börsianer.

Angetrieben von Übernahmegerüchten sind die Aktien von RWE am Freitag mit kräftigen Gewinnen an die DAX-Spitze geklettert. Gegen 10.15 Uhr gewannen die Titel des Versorgers 5,57 Prozent auf 82,31 Euro. Das Hoch hatte am Morgen bei 83,25 Euro gelegen.

Deutschland gesprächsbereiter als Spanien

"Die Kursreaktion spricht ja für sich - der Markt glaubt an das Gerücht, obwohl alle abwehren", sagte ein Händler. Ausschließen wollte der Händler eine Übernahme nicht: Auch erwartet er nicht ähnliche Schwierigkeiten wie bei dem Versuch von E.ON, den Konkurrenten Endesa zu übernehmen.

"Deutschland ist da etwas gesprächsbereiter als die Spanier", schloss sich auch ein weiterer Marktteilnehmer an. "Wenn an der Geschichte etwas dran sein sollte, dann reden wir allerdings von Kursen über 100 Euro für RWE". Die Frage sei aber auch, was die Kartellbehörden dazu sagen würden und ob sich EdF die aktuell schwierige Thematik des deutschen Strommarktes überhaupt antun wolle.

Möglicher Einsatz von Sarkozy

Insgesamt dürfte eine Übernahme in erster Linie ein Politikum werden, meinte ein Analyst. "Es ist durchaus vorstellbar, dass sich der neue französische Staatschef Sarkozy für eine solche Übernahme einsetzen würde - man muss dann aber aufpassen, dass die eigenen Interessen nicht auf der Strecke bleiben", sagte er.

Stemmbar wäre das Geschäft seiner Meinung nach für EdF auf jeden Fall - mit einer Marktkapitalisierung von rund 117 Milliarden Euro ist der französische Versorger mehr als doppelt so schwer wie RWE. "Und in letzter Zeit hat man ja gesehen, dass selbst größere Unternehmen nicht vor einer Übernahme gefeit sind - interessant wird die Geschichte allemal".

Indessen könnte sich im deutschen Versorgersektor bereits der nächste Milliardendeal anbahnen. Wie der Südwestfunk weiter meldet, will EdF wegen der geplanten RWE-Übernahme seine 45-Prozent- Beteiligung bei EnBW aufgeben, um kartellreichtliche Bedenken zu zerstreuen, hieß es beim SWR.

Für die EnBW gebe es bereits einen neuen Interessenten: den australischen Finanzinvestor Babcock & Brown. Der Milliardendeal soll nach SWR-Informationen über das Investmenthaus Dresdner Kleinwort abgewickelt werden. Von der EnBW gab es zunächst keine Stellungnahme.

RWE halb so groß wie EdF

Im Geschäftsjahr 2006 hatte RWE das Nettoergebnis um 72 Prozent auf 3,8 Milliarden Euro verbessert - einschließlich des Gewinns von rund einer Milliarde Euro aus dem Verkauf der britischen Wassertochter Thames Water. Der Umsatz stieg um 12,1 Prozent auf 44,2 Milliarden Euro. Der Vorstandsvorsitzende Harry Roels scheidet im Februar 2008 aus; Nachfolger wird der Stahl-Manager Jürgen Großmann.

EdF erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 58,9 Milliarden Euro. Der Überschuss stieg auf 5,61 Milliarden Euro. EnBW legte im ersten Quartal 2007 beim Umsatz um 8,8 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro zu. Der Konzernüberschuss stieg um etwas mehr als 13 Prozent auf 360,2 Millionen Euro.

© sueddeutsche.de/dpa/dpa-AFX - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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