Einmalzahlung:Hoffnung auf lebenslänglich

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Ohne Geldsorgen 100 Jahre alt werden: Sofortrenten versprechen Senioren viele Vorteile. Doch die Auszahlungen schwanken stark und die Kosten sind hoch

Thomas Müncher

Inge Pauck gehört zur Generation von Ruheständlern, denen es materiell gut geht und die sich noch bester Gesundheit erfreuen. Die 70-Jährige möchte deshalb mit einer größeren Summe aus einer Erbschaft eine Sofortrente abschließen. "So brauche ich mich nicht um Geldanlage und Steuern zu kümmern und bekomme eine ausreichende Rente bis zu meinem Lebensende", argumentiert die Seniorin. Eine Leibrente gegen Einmalzahlung erscheint immer mehr Pensionären als lohnende Investition. Der Grund: Die Deutschen werden immer älter. Laut Statistischem Bundesamt liegt die Lebenserwartung für eine 60-jährige Frau heute noch bei circa 25 Jahren. Vor 40 Jahren betrug sie noch knapp 20 Jahre. Die Aussicht auf ein längeres Leben führt aber dazu, dass viele Pläne für die Altersvorsorge nicht mehr realistisch sind. Denn das Geld für den Lebensabend muss jetzt für einen längeren Zeitraum reichen.

Auf jeden Fall bis zum Tode abgesichert sind Senioren, wenn sie eine Sofortrenten-Versicherung abschließen. Bei diesem Modell zahlt der Kunde eine größere Geldsumme ein und erhält bis zu seinem Lebensende regelmäßige Rentenzahlungen. Eine solche Leibrente wird sofort und ohne Gesundheitsprüfung gewährt.

Konstante oder dynamische Auszahlung: Die Rente besteht in der Regel aus zwei Teilen - der Garantierente (aktueller Zins: 2,5 Prozent) und einem Überschussanteil, der jährlich neu festgelegt wird und - je nach Gesellschaft - unterschiedlich hoch ausfällt. Der Versicherte kann zwischen einer konstanten und einer dynamischen Auszahlung wählen. Bei der konstanten Form kalkulieren die Anbieter die Rente inklusive Überschussanteile für jeden Auszahlungsmonat gleich hoch. Fallen die Überschüsse geringer aus als geplant, kommt es zu einer Rentenkürzung. "Bei der dynamischen Variante steigt die Rente vom Garantieniveau im ersten Jahr jährlich deutlich an", sagt Dorothee Hoffmeier von der Debeka. Die Steigerungsrate ist nicht garantiert, sondern hängt von den Überschussanteilen ab. Allerdings ist das erreichte Niveau sicher, sodass die Rente nicht sinken kann.

Neben der lebenslangen Absicherung hat die Sofortrente weitere Vorteile. Der Versicherte braucht sich nicht mit Fragen der Geldanlage zu beschäftigen und nicht ständig nachzurechnen, ob sein Erspartes für den Lebensabend reichen wird. Ein weiterer Reiz liegt in der Besteuerung. Auszahlungen sind nur mit dem Ertragsanteil zu versteuern, der wiederum vom Rentenbeginn abhängt. Wer seine Sofortrente zum Beispiel mit 65 Jahren erhält, muss davon maximal 18 Prozent ans Finanzamt abführen. Daran wird auch die ab 2009 geltende Abgeltungssteuer nichts ändern.

Wette auf ein langes Leben: Neben den Vorzügen hat die Sofortrente allerdings auch Nachteile. "Sie eignet sich nicht für Versorger, die gesundheitlich angeschlagen sind und mit einer unterdurchschnittlichen Lebenserwartung rechnen müssen", betont Dorothee Hoffmeier. Zudem ist das Produkt sehr unflexibel. Hat ein Rentner einmal eine Sofortrenten-Versicherung abgeschlossen, kann er sie nicht mehr kündigen. Daneben gelten hier dieselben Schwachstellen, die häufig gegen Renten- und Lebensversicherungen angeführt werden. "Die Sofortrente ist zu teuer, unrentabel und unflexibel", kritisiert Tom Friess vom VZ Vermögenszentrum. "Sie ist nur eine Alternative, wenn Anleger sehr sicherheitsorientiert sind, geringe andere Rentenansprüche haben und ihr Vermögen bis zum Ableben komplett aufzehren wollen."

Wer sich dennoch für eine Sofortrente entscheidet, sollte die Anbieter genau unter die Lupe nehmen. "Nur Produkte von Unternehmen mit guter Bonität bieten Sicherheit", sagt Merten Larisch von der Verbraucherzentrale Bayern. Schließlich soll die Rente noch in 20 oder 30 Jahren fließen. Daneben spielen die Kosten eine wichtige Rolle. Je geringer die Gebühren, desto höher die garantierte Rente.

Diese Faustregel gilt für die meisten Versicherungen. Für Abschlusskosten, jährliche und einmalige Verwaltungsgebühren berechnen sie oftmals mehr als 3000 Euro. Eine günstige Ausnahme ist die Karstadt-Quelle-Versicherung. Sie verlangt stets 300 Euro für den Abschluss und 60 Euro jährliche Gebühren, egal wie hoch der Einmalbetrag zur Sofortverrentung ist.

Auf Renditen der Vergangenheit achten: Allerdings sind niedrige Kosten noch keine Garantie für eine hohe Rente. Ein zweiter wichtiger Punkt ist, dass die Gesellschaft das Kundengeld erfolgreich anlegt. "Wer an einer Sofortrente interessiert ist, sollte sich vor dem Abschluss erkundigen, welche Renditen die Anbieter in der Vergangenheit mit Rentenpolicen erzielt haben", rät Larisch. Trotz hoher Anfangskosten konnten zum Beispiel Debeka und Asstel in den vergangenen Jahren eine hohe Verzinsung vorweisen.

Daneben können Bezieher einer Sofortrente für den Todesfall Hinterbliebene absichern, indem sie zum Beispiel eine Rentengarantiezeit festlegen. Dann ist das Vermögen bei einem frühzeitigen Tod des Empfängers nicht verloren, sondern wird bis zum vereinbarten Termin - zum Beispiel fünf oder zehn Jahre lang - an seine Erben ausgezahlt. "Wird eine Todesfallabsicherung nicht gewünscht, sollte der Kunde zumindest das eingezahlte Kapital sichern und eine Beitragsrückgewähr vereinbaren", rät Hoffmeier. "So erfolgt im Todesfall eine Rückzahlung der Beiträge abzüglich der bis dahin gezahlten Raten." Laufzeitgarantie und Beitragsrückerstattung haben allerdings ihren Preis. Sie schmälern die Höhe der ausgezahlten Rente.

© SZ vom 31.05./01.06.2008 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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