Eigener Feriensitz:"Ein kleines Revival"

Lesezeit: 3 min

Die Beliebtheitsskala für Urlaubsdomizile führen Spanien, Frankreich und Italien an. Doch die Deutschen schätzen auch noch ein anderes Land.

Andreas Remien

Die Planung der Sommerreise steht bei vielen Urlaubern auch schon auf der Tagesordnung: Wo soll es hingehen? Ist es dort auch schön?

Auch in Fehmarn ist Urlaub: Ein kleines Ferienhaus auf der Nordseeinsel. (Foto: Foto: Pixelio)

Regelmäßig stellen sich Reisende dieselben Fragen. Wer nicht bangen will, reist zu einem ihm schon vertrauten Ziel. Und wer auch noch von Hoteliers und Veranstaltern unabhängig sein möchte, kauft sich an seinem Lieblingsort eine Ferienimmobilie.

Das Häuschen in Strandnähe oder die Wohnung im Skiparadies gehört nach wie vor zu den beliebtesten Luxusgütern der Bundesbürger.

An der Rangfolge der Lieblingsplätze hat sich in den vergangenen Jahren nichts geändert. Ob Costa Brava, Côte d'Azur oder Toskana: Bevorzugt erwerben die Deutschen noch immer ein eigenes Domizil in Spanien, Italien oder Frankreich.

Im Osten günstiger

Die Nachfrage ist hoch, die Preise sind es auch. "Die Deutschen bevorzugen gut entwickelte Standorte", sagt Thomas Beyerle, Leiter der Research-Abteilung der deutschen Gesellschaft für Immobilienfonds (DEGI).

Wer ein günstigeres Sommerhaus sucht, muss nach Kroatien, Ungarn oder Griechenland ausweichen. Südosteuropa wird zwar zunehmend beliebter, von einem Boom kann jedoch kaum die Rede sein. Im Vergleich zu den etablierten Immobilienmärkten fristen die Länder im Osten noch immer nur ein Nischendasein.

Eine ansteigende Nachfrage auf hohem Niveau verzeichnen dagegen Ferienregionen zwischen Alpen und Ostsee. Auch weil die Immobilienmärkte in Spanien, Frankreich und Italien noch immer überhitzt sind, interessieren sich die Käufer zunehmend für die eigene Heimat.

"Deutschland erlebt derzeit ein kleines Revival", sagt Thomas Beyerle. Besonders beliebt sind die Nord- und Ostseeküste, aber auch Bayern und die Mittelgebirge. Nach dem ersten Ferienhaus-Boom in den sechziger Jahren entdeckt man nun die deutsche Strandkorbromantik oder das Idyll im Schwarzwald.

Sowohl im In- als auch im Ausland zeichnet sich ein Trend ab, den die neuen Computertechnologien angestoßen haben. Immer mehr Käufer wollen an ihrem Zweitwohnsitz nicht nur Geld für ein schönes Leben ausgeben, sondern dort auch welches verdienen.

Die Arbeit ist überall

"Die Ferienimmobilie wird zunehmend zum Home-Office", meint Beyerle. Freiberufliche Unternehmer, Journalisten oder Programmierer nutzen Laptop, Breitbandinternet und Satellitentechnik, um an Wohlfühlorten ihrer Arbeit nachzugehen.

Weil die Preise der Budget-Airlines niedrig sind und gleichzeitig die Anzahl der internationalen Flugverbindungen weiter ansteigt, fällt auch das internationale Pendeln leicht.

Schwieriger ist dagegen die Finanzierung der Ferienimmobilie geworden. Weil sich das Auslandsgeschäft kompliziert und risikoreich gestaltet, haben viele Banken ihre Serviceprogramme eingestellt.

Das Gros der Käufer zahlt den Kaufpreis ohnehin aus dem eigenen Vermögen. Wer nicht über das nötige Kapital verfügt, kann die Angebote mancher Bausparkassen nutzen.

"Wir wollen auch deutschen Bausparern die Möglichkeit geben, eine Immobilie im Ausland zu erwerben", sagt Bernhard Dietrich, Europa-Koordinator der Landesbausparkassen (LBS). Die Käufer sollten mindestens 50 Prozent Eigenkapital einbringen. "Ansonsten unterscheidet sich die Auslandsfinanzierung nicht wesentlich von der Finanzierung einer Immobilie in Deutschland", sagt Dietrich.

Vorsicht vor Betrügern!

Als Kapitalanlage eignet sich die Finca oder das Appartment in der Regel nicht. Steuern und Abgaben fressen den Wertzuwachs meist auf. Hinzu kommen Ausgaben für Gartenpflege, Versicherungen, Reparaturen, Wartung des Swimmingpools oder Sicherheitsdienst.

Die laufenden Kosten lassen sich nur decken, wenn die Immobilie dauerhaft vermietet wird. "Die Rendite ist das Vergnügen an der Immobilie", sagt Peter Schöllhorn, Vorstand der Deutschen Schutzvereinigung Auslandsimmobilien.

Damit der Spaß am Urlaubsdomizil nicht getrübt wird, sollten Käufer einiges beachten. "Die wichtigste Grundregel lautet, sich viel Zeit zu nehmen und möglichst viele Informationen einzuholen", sagt Schöllhorn.

Kaufportale und private Websites können helfen, ein passendes Objekt zu finden oder sich einen Überblick über die internationalen Immobilienmärkte zu verschaffen. Eine intensive Recherche tut Not, denn die Regelungen im Ausland unterscheiden sich erheblich von deutschen Gepflogenheiten. Oft sind die formalen Anforderungen an Kaufverträge geringer. Auch die Ansprüche der Staatskassen sind verschieden.

Die Sätze der Grunderwerbs-, Vermögens- oder Erbschaftssteuer unterscheiden sich zum Teil erheblich. Da manche Regelungen unübersichtlich sind und zudem vielen Interessenten die Sprachkenntnisse fehlen, sind Käufer aus dem Ausland beliebte Opfer.

Die Trickkiste der Betrüger ist groß. Manche Makler verkaufen Grundstücke mehrfach, verschweigen Vorkaufsrechte und Hypotheken oder bieten Schwarzbauten an. "Viele Käufer werden von deutschen Vermittlern über den Tisch gezogen", sagt Schöllhorn. Interessenten sollten alle Verträge anwaltlich überprüfen und das Objekt von einem unabhängigen Gutachter untersuchen lassen.

Ist der Kauf der Ferienimmobilie erst einmal reibungslos über die Bühne gegangen, sind die meisten Besitzer mit ihren Anwesen zufrieden. Laut einer DEGI-Umfrage würden sich mehr als 70 Prozent der Befragten wieder eine Ferienimmobilie kaufen.

© SZ vom 7.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: