Gold steigt, jetzt auch in Euro - so könnte eine Reklame für Edelmetallanlagen lauten. Doch das wird es so kaum geben, die Anbieter müssen keine Werbung machen. Die Nachfrage nach dem ältesten Geld der Welt ist so hoch wie nie. Viele Anbieter kommen kaum mit der Lieferung nach.
Begehrtes Edelmetall: Die Nachfrage nach Gold ist so hoch wie nie.
(Foto: Foto: dpa)Tatsächlich hat der Goldpreis in den vergangenen Wochen nicht nur, wie traditionell üblich, gegenüber dem Dollar aufgeholt. Auch und vor allem zum Euro zog die Notierung bis Donnerstag auf ein Rekordhoch bei mehr als 720 Euro pro Feinunze (31,1 Gramm) an. "Das liegt unter anderem daran, dass Investoren in den USA neuerdings verstärkt Gold kaufen, obwohl sich der Dollar zum Euro und anderen Währungen inzwischen erholt hat", erklärt Edelmetallanalyst Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW).
Normalerweise sichern sich die Profis mit Gold gegen einen schwachen Dollar ab. Klettert die US-Währung, steigen sie wieder aus, mit tendenziell negativen Auswirkungen auf den Goldpreis. "Den Investoren bereitet offenbar nun doch die Verschuldung ihres Landes Sorge, unabhängig vom Außenwert ihrer Währung", meint Proettel. "Kein Wunder, summieren sich die Verbindlichkeiten von Privatleuten, Banken und dem Staat mittlerweile auf 350 Prozent der Wirtschaftsleistung der USA", sagt Jochen Hitzfeld, Rohstoffexperte bei Unicredit.
Wochenlange Wartezeiten
Am deutlichsten zeigt sich die steigende Goldnachfrage in Amerika an den Rekordzahlen des größten amerikanischen Goldfonds SPDR Gold Shares, in Europa besser bekannt unter seinem früheren Namen Street Tracks. Dieser meldet aktuell eingelagerte Goldbestände von knapp 860 Tonnen. Allein im Januar kauften Anleger Anteile an dem Fonds im Gegenwert von 73 Tonnen Gold. An manchen Tagen kaufte SPDR sogar mehr Gold auf als die Minenindustrie weltweit gerade förderte. Der Fonds avancierte damit zum siebtgrößten Goldhalter der Welt, noch vor der japanischen Zentralbank und hinter der Schweiz.
Auch hierzulande ist der Run auf Gold ungebrochen. Dabei konzentrieren sich die Investoren ebenfalls zunehmend auf physische oder physisch hinterlegte Edelmetall-Anlagen. Anbieter wie Xetra-Gold, ETF Securities oder die Züricher Kantonalbank melden allein für Januar Zuwachsraten bei ihren Beständen von teils mehr als zehn Prozent. An Bankschaltern wie auch bei Münzhändlern in Deutschland werden Kunden häufig vertröstet, wenn sie bestimmte Münzen oder Barren kaufen möchten. Für beliebte Stücke wie den südafrikanischen Krügerrand gibt es wochenlange Wartezeiten.
In der Vergangenheit, zuletzt Ende der 70er Jahre, gehörte Gold immer zu den begehrtesten Anlageklassen, wenn hohe Inflationsraten herrschten und die Menschen Angst vor Geldentwertung hatten. Seit einigen Monaten wird das Edelmetall jedoch zunehmend als Allheilmittel für alle möglichen Wirtschaftsszenarien gehandelt - ob Deflation, Inflation, Währungsreform oder Konjunturerholung.
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