Dubiose Geldflüsse:Thannhuber ließ Privatbank Reithinger ausbluten

Lesezeit: 2 min

Nach Erkenntnissen der Finanzaufsicht hat die geschlossene Bank Reithinger hohe Honorare an ihren Besitzer Klaus Thannhuber ausbezahlt. Dieser gibt sich generös: Er wolle den Verlust des Bankhauses im Jahr 2005 mit eigenen Mitteln ausgleichen.

Felix Berth

Wie in einem Teil der Mittwochsausgabe berichtet, hatte Thannhuber die Schließung seiner Bank als "nicht nachvollziehbar" bezeichnet. Er sei sogar bereit, einen Verlust des Bankhauses im Jahr 2005 mit eigenen Mitteln auszugleichen, verkündete er nach seiner Rückkehr aus einem längeren Urlaub. Er werde "auch im Interesse der Bankkunden gerichtlich klären lassen, wer für den entstandenen Schaden aufzukommen hat."

Kunden vor einer geschlossenen Filiale des Bankhauses Reithinger in Singen. (Foto: Foto: dpa)

Thannhuber hatte das Bankhaus Reithinger im Oktober 2002 übernommen. Im Jahr 2003 erwirtschaftete die Bank einen Verlust von 2,8 Millionen Euro, im Jahr 2004 lag der Verlust bei 1,35 Millionen Euro. Der Jahresabschluss für 2005 liegt noch nicht vor; Wirtschaftsprüfer der Bank gehen jedoch davon aus, dass auch für das vergangene Jahr mit Verlusten von 4,5 Millionen Euro zu rechnen ist.

Thannhuber für Verlust verantwortlich

Nach Ansicht der Bafin ist Thannhuber für die Verluste verantwortlich. Zwar bleiben die offiziellen Mitteilungen der Aufsichtsbehörde an dieser Stelle abstrakt; stets heißt es, die Bankerlaubnis wurde aufgehoben, weil "die Bank eingebunden war in das unüberschaubare Beteiligungsgeflecht, das Klaus Thannhuber aufgebaut und laufend umgestaltet hat".

Doch bei einem Gerichtsverfahren im Mai und Juni 2006 vor dem Verwaltungsgericht Frankfurt/Main begründeten die Finanzaufseher, warum sie das Bankhaus Reithinger umfassenden Sanktionen unterwerfen wollten. Im Urteil vom 22. Juni 2006 (Aktenzeichen 1 G 1738 / 06) findet sich die Argumentation der Finanzaufsicht im Detail. Demnach habe Thannhuber die "finanzielle Auszehrung der Bank" betrieben.

Wie dies funktionierte, konnten fünf Kontrolleure der Bafin aus der Nähe beobachten. Sie überwachten die Bank seit dem 8. Februar 2006 und stellten schon im ersten Monat fest, dass hohe Summen abflossen. Empfänger waren mehrere Firmen, auf die Thannhuber "einen nachhaltigen Einfluss ausübt", wie Wirtschaftsprüfer feststellten.

Millionen an Klaus-Thannhuber-Gruppe überwiesen

So habe die Firma Seci, die Thannhuber zu 100 Prozent gehört, zwischen dem 8.Februar und dem 8.März 834.000 Euro erhalten. An die Ravena Vermögensverwaltung GmbH, die Thannhuber durch ein Geflecht von stillen Beteiligungen zum Teil gehöre, habe die Bank im besagten Monat 1,13 Millionen Euro überwiesen; zwei weitere Firmen aus der Thannhuber-Gruppe hätten knapp 50.000 Euro bekommen.

Alle diese Firmen hätten hohe Provisionen, Provisionsvorschüsse und Beraterhonorare an Thannhuber gezahlt. Dies habe "den wesentlichen Teil seiner Einkünfte" ausgemacht, so die Bafin.

Sogar nach dem 8. März, als das Bankhaus Reithinger nach Anordnung der Bafin keinen Euro mehr an Firmen aus der Klaus-Thannhuber-Gruppe zahlen durfte, stellten die Aufseher noch Abflüsse fest. So sei es Reithinger gestattet worden, Prämien für eine "Sparzielabsicherung" zahlreicher Kunden an eine französische Versicherung zu zahlen. Doch fast die Hälfte der gezahlten Versicherungsprämien sei danach an eine Thannhuber-Firma zurücküberwiesen worden, stellte die Bafin erstaunt fest.

Liquidation der Bank geplant

Die Richter des Verwaltungsgerichts Frankfurt hielten die Einschätzungen der Bafin für korrekt. Die Bank habe "kontinuierlich Verluste erwirtschaftet, die sich im Jahre 2004 in etwa mit jenen Gewinnen decken, die Herr Thannhuber durch Provisionen und Honorare erwirtschaftet hat." Der Verdacht sei berechtigt, "dass Herr Thannhuber sich seiner Beziehungen zu bestimmten Firmen bedient, um letztlich selbst in den Besitz von Geldern der Bank zu kommen".

Nach neuen Erkenntnissen der Bafin hatte das Bankhaus Reithinger sogar die eigene Liquidation zum 1. Januar 2008 geplant. Hätte man die Bank jetzt nicht geschlossen, so die Bafin in einer Erklärung, "wären Kunden und Gläubiger in dem Glauben gelassen worden, die Bank habe eine gesicherte Zukunft". Wenn Thannhuber nun Eigenkapital einschießen wolle, um die Situation der Gläubiger zu verbessern, werde ihn die Bafin nicht daran hindern. Die Bankerlaubnis werde trotzdem nicht wieder gewährt.

© SZ vom 10.8.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: