DSL:Die Sache mit dem Telefonanschluss

Lesezeit: 3 min

Eigentlich könnten viele Kunden auf den Festnetzanschluss verzichten. Dummerweise ist das gar nicht so einfach.

Andreas Grote

Das schnelle Internet macht den Festnetzanschluss zu Hause überflüssig. Denn über DSL kann nicht nur im Internet gesurft, sondern auch preisgünstig telefoniert (Voice-over-IP, kurz VoIP genannt) werden. Nach Branchenangaben tun dies bereits mehr als sieben Millionen Deutsche.

Doch die meisten besitzen direkt oder indirekt einen DSL-Anschluss bei der Telekom, und der ist mit einem Festnetzanschluss gebündelt, der im Monat 15,95 bis 23,95 Euro Kosten verursacht. Die lassen sich sparen, wenn der Kunde seinen Festnetzanschluss bei der Telekom kündigt und zu einem Anbieter wechselt, der DSL über sein eigenes Leitungsnetz ins Haus bringt.

Der Mobilfunkanbieter Vodafone arbeitet bei seinem im Oktober gestarteten DSL-Angebot mit der konzerneigenen Schwester Arcor zusammen - jedoch nur für Vodafone-Kunden. Für 34,95 Euro im Monat zusätzlich zum Handyvertrag bekommt der Kunde dann einen DSL-Anschluss mit einer Geschwindigkeit von zwei MBit inklusive einer DSL-Flatrate - mit der er so lange im Internet surfen kann, wie er will.

Telefoniert wird über das Handy oder aber weitaus günstiger über einen externen VoIP-Anbieter wie Sipgate, AOL oder GMX. Hier kostet die Gesprächsminute meist zwischen einem und zwei Cent rund um die Uhr, in die Mobilfunknetze etwa 22 Cent.

Allerdings reicht der Zwei-MBit-Anschluss nur für den Single-Haushalt. Wollen mehrere Familienmitglieder gleichzeitig telefonieren und surfen, dann leidet die Gesprächsqualität oder das Internet steht still. Dann sollte ein schneller Sechs-MBit-Anschluss für fünf Euro zusätzlich im Monat gebucht werden.

Für Vieltelefonierer, die am Tag mindestens 25 Minuten ins deutsche Festnetz oder zu anderen Vodafone-Kunden telefonieren, lohnt sich hingegen die Telefonie-Flatrate, mit der im Zuhause-Bereich kostenlos in diese Netze telefoniert werden kann. Das Paket mit sechs MBit kostet 49,95 Euro im Monat inklusive einer Festnetznummer für das Handy. Nachteil bei Vodafone-DSL: der Kunde bindet sich 24 Monate und kann Konkurrenzangebote solange nicht nutzen.

DSL von O2, das über das Leitungsnetz der Telefonica ins Haus des Kunden kommt, kann hingegen jeder buchen. Für 40 Euro im Monat erhält er einen mit vier MBit doppelt so schnellen DSL-Anschluss wie bei Vodafone. Im Gegensatz zu Vodafone wird die Telefonie nicht über das Handynetz, sondern komplett über VoIP abgewickelt, wie bei den meisten anderen Anbietern auch.

Die zehn Euro Aufschlag für die Telefonie-Flatrate für Gespräche ins deutsche Festnetz und zu anderen O2-Kunden lohnen sich bereits ab täglich mindestens 20 Minuten und die Vertragslaufzeit beträgt nur zwölf Monate. Wer nochmals fünf Euro drauflegt, bekommt einen superschnellen 16-MBit-Anschluss. Einen Bonus erhalten Genion-Kunden von O2: sie zahlen im Monat fünf Euro weniger auf den gebuchten DSL-Tarif. Im Gegensatz zu allen anderen Anbietern ist bei O2 die DSL-Hardware aber nicht gratis, sondern kostet knapp 20 Euro.

Mit ISDN-Feeling

Auf ähnlichem Preisniveau bewegen sich auch andere Anbieter: QSC bietet für 39 Euro im Monat einen Zwei-MBit-Anschluss, eine Telefonie-Flatrate ins deutsche Festnetz ist für 9,99 Euro dazu buchbar, was sich ab 20 Minuten täglichem Telefonieren auszahlt. Für etwa den gleichen Preis bekommt der Kunde bei Freenet hingegen einen dreimal so schnellen Sechs-MBit-Anschluss, allerdings bei langen 24 Monaten Vertragslaufzeit.

Doch es geht noch günstiger. Bei Tiscali surft der Kunde für 34,90 Euro mit einem Acht-MBit-Anschluss, für nur fünf Euro mehr erhält er eine Flatrate für Telefonate ins deutsche Festnetz und die Festnetze von zehn anderen europäischen Staaten. Das lohnt sich bereits ab zehn Minuten täglichem Telefonieren ins Festnetz.

Ähnliches bietet Alice, allerdings mit verbraucherfreundlichen vier Wochen Vertragslaufzeit: für 29,90 Euro surft der Kunde im Light-Tarif mit vier MBit im Internet. Für nur zwei Euro zusätzlich erhält er einen analogen Telefonanschluss, für vier Euro einen ISDN-Telefonanschluss. Alternativ gibt es den Fun-Tarif mit Telefonie-Flatrate und Festnetzanschluss inklusive für nur zehn Euro mehr.

Im Vergleich zu den neuen Kombitarifen Call&Surf der Telekom sind die entbündelten Angebote meist immer um mindestens zehn Euro günstiger und bieten gleichzeitig mindestens das Doppelte an Bandbreite. O2, Tiscali und Freenet bieten zudem echtes ISDN-Feeling, indem der Kunde mindestens drei VoIP-Rufnummern erhält und gleichzeitig auf zwei Leitungen telefonieren kann. Inzwischen ist es bei fast allen Anbietern möglich, seine Rufnummer von der Telekom mitzunehmen, was einmalig zwischen 25 und 30 Euro kostet.

Ganz ungetrübt ist ein entbündelter Anschluss jedoch nicht: So lässt sich erst ab einer Bandbreite von zwei MBit, besser noch mehr, VoIP richtig nutzen, ohne dass es zu schlechter Sprachqualität kommt oder der Internetanschluss während eines Telefonates stillgelegt ist. Außerdem ist eine Internetleitung störanfälliger als das Festnetz.

Telefonieren über den jeweils günstigsten Call-by-Call-Anbieter ist bei VoIP ebenso nicht mehr möglich. Zudem werden einige Sonderrufnummern nicht von jedem Anbieter immer vollständig unterstützt, so dass sie teuer per Handy angewählt werden müssen. Wegen der VoIP-Technik ist der Anrufer einer Notrufnummer nicht lokalisierbar. Bei einem Anruf aus dem Festnetz wird er hingegen direkt an die entsprechenden Rettungsleitstellen und Notdienste geleitet, um eine schnelle Versorgung zu gewährleisten.

Weiterer Nachteil der entbündelten Angebote: Sie sind - im Gegensatz zur Telekom - nicht bundesweit verfügbar. So können nur 50 Prozent der deutschen Haushalte DSL von Vodafone bekommen, 40 Prozent von O2. Die anderen Anbieter konzentrieren sich auf die größten 150 bis 200 Städte im Bundesgebiet.

Möglicherweise lohnt es sich ohnehin, noch ein wenig mit der Kündigung bei der Telekom zu warten. Denn die Auswahl von Anbietern, die entbündelte DSL-Anschlüsse anbieten, wird Anfang 2007 steigen. Ab dann muss die Telekom auf Geheiß der Bundesnetzagentur auch ihren Mitbewerbern entbündelte DSL-Anschlüsse überlassen. Dadurch dürfte der Markt zugunsten des Kunden endlich in Bewegung kommen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: