Dresdner-Bank-Chef Walter:Einer kam durch

Lesezeit: 2 min

Der Dresdner-Bank-Chef Herbert Walter muss seinen Posten im Führungsgremium der Allianz räumen. Aber bei der Commerzbank bleibt er an Bord.

Martin Hesse

Die Auflösungserscheinungen hatten schon vor der Entscheidung eingesetzt. Als es in den vergangenen Wochen auf einen Verkauf der Dresdner Bank an die Commerzbank zulief, begannen vor allem viele Investmentbanker bei Dresdner Kleinwort, sich zumindest mental zu verabschieden.

Als einziger aus der Dresdner-Führungscrew im neuen Commerzbank-Vorstand: Herbert Walter (Foto: Foto: AP)

Erster Abschied beim Investmentbanking

Denn rasch sickerte durch, dass der neue Eigentümer diesen Bereich stark zurückstutzen würde. So überrascht nicht, dass Stefan Jentzsch, der Chef der Sparte, offenbar als Erster seinen Abschied angekündigt hat. Er werde Anfang 2009 die Bank verlassen, meldet die Financial Times.

Schon am Montag hatte Commerzbank-Chef Martin Blessing Jentzschs Weggang angedeutet: Jentzsch, den er seit 15 Jahren kenne, habe andere Vorstellungen vom Investmentbanking und werde daher nach einer Übergangszeit gehen. Beobachter rechnen damit, dass ihm viele Investmentbanker folgen werden und nicht abwarten, bis klar ist, wen Blessing halten möchte und wen nicht.

Blessings alte Mannschaft

Auf Vorstandsebene ist diese Frage schon beantwortet: Außer Vorstandschef Herbert Walter wird kein Mitglied der Dresdner-Führungscrew dem neuen Commerzbank-Vorstand angehören. Und so ist es kein Wunder, dass die Dresdner-Vorstände alle gegen den Verkauf an den Konkurrenten gestimmt haben. Sie konnten offenbar auch nicht auf den Rückhalt von Allianz-Chef Michael Diekmann zählen, der am Montag erklärt habe, er halte nichts von einer paritätischen Verteilung der Vorstandsposten bei einem Zusammenschluss. Der Chef müsse sich aussuchen können, mit wem er zusammenarbeitet.

Blessing suchte sich seine alte Mannschaft aus. Offen war am Dienstag noch, ob es für Mitglieder des Dresdner-Vorstandes einen Platz im Versicherungskonzern Allianz geben würde. Die besten Chancen wurden noch Finanzvorstand Klaus Rosenfeld eingeräumt sowie Privatkundenvorstand Andree Moschner. Ungewiss ist die Zukunft von Andreas Georgi (Beratung und Vertrieb), Franz Herrlein (zuständig für das Tagesgeschäft), Wulf Meier (Personalvorstand) und Friedrich Wöbking (IT-Chef). Nicht mehr im Allianz-Vorstand sitzt künftig Herbert Walter. Spätestens dann, wenn die Commerzbank die Mehrheit an der Dresdner halte, werde er das Gremium verlassen.

Einziger Verlierer Knobloch

Bei der Commerzbank wird Walter hingegen künftig als Chief Marketing Officer für Vertrieb und Marketing zuständig sein. Vorerst aber braucht Blessing ihn vor allem, um die Integration voranzutreiben. Es heißt, es sei Blessings ausdrücklicher Wille gewesen, Walter in den Vorstand zu holen. Beide kennen sich lange und sollen sich auch privat gut verstehen. Dagegen ist man bei den Dresdner-Bank-Mitarbeitern nicht mehr sonderlich gut auf Walter zu sprechen. "Der hat gut lachen, er hat doch sein Schäfchen im Trockenen", sagte eine Mitarbeiterin der Konzernzentrale. Dort, in den Bankentürmen am und rund um den Jürgen-Ponto-Platz, werden die meisten Arbeitsplätze abgebaut - von mehr als 4000 Stellen ist die Rede.

Als einziger Verlierer im Commerzbank-Vorstand gilt Bernd Knobloch, der das Hypothekengeschäft verantwortete. Er verlässt die Bank. Offenbar stand er dem Kauf der Dresdner Bank skeptisch gegenüber und fürchtete einen Bedeutungsverlust seines Geschäftsbereichs.

© SZ vom 03.09.2008/jkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: