Drastische Maßnahmen:Airbus schockiert seine Zulieferer

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Der Sparplan des Flugzeugbauers gewinnt an Kontur: 80 Prozent der Zulieferverträge werden gekündigt. Airbus versucht zu beruhigen.

Um die Sparziele bei Airbus zu verwirklichen tritt der europäische Flugzeugbauer hart auf die Kostenbremse: Das vor einem Monat vorgestellte "Power 8"-Sanierungsprogramm sieht vor, die Zahl der Zulieferer drastisch um 80 Prozent zu reduzieren, wie eine Airbus-Sprecherin am Montagabend bestätigte.

Lieferschwierigkeiten beim A380 waren verantwortlich für das Sparprogramm. (Foto: Foto: AFP)

Das bedeutet einen Rückgang der Zuliefererzahl von rund 3.000 auf nur noch 500. Airbus will ab 2010 jährlich 2 Milliarden Euro einsparen.

In den kommenden drei Jahren sollen Medienberichten zufolge bereits die Verwaltungskosten um 900 Millionen Euro und die Beschaffungskosten um 350 Millionen Euro gesenkt werden.

Die Umsetzung von "Power 8" beginne 2007. "Dabei werden wir Schritt für Schritt vorgehen und uns mit Zulieferern, Gewerkschaften und Politik eng abstimmen", zitierte die Finanzzeitung La TribuneAirbus-Chef Louis Gallois am Dienstag.

Nur 500 "wichtige Partner"

Um die Sparziele zu erreichen will der Flugzeugbauer die Zusammenarbeit mit den Subunternehmern nicht völlig beenden, sondern neu organisieren: Direkte Verträge würden künftig nur noch mit den 500 wichtigsten Partnern geschlossen, schreibt die Zeitung Les Echos.

Diese Partner der ersten Kategorie sollten ihrerseits direkte Verträge mit den Zulieferern der unteren Kategorien abschließen.

Parallel will Airbus die Zusammenarbeit mit Firmen in Billiglohnländern um 50 Prozent steigern, um die Nachteile aus der Dollar-Schwäche teilweise aufzufangen.

Die Beschaffungskosten des Flugzeugbauers belaufen sich derzeit auf 5-6 Milliarden Euro jährlich, ab 2010 sollen es nur noch 350 Millionen Euro sein. Um gleichzeitig die Verwaltungskosten zu kürzen ist den Berichten zufolge überdies die Schließung eines Großteils der Logistikzentren geplant.

Für die Airbus-Krise sind Pannen bei der Produktion des neuen Großraumflugzeugs A380 verantwortlich. Die Auslieferung des Prestigeprojekts wurde bereits mehrfach um insgesamt zwei Jahre verzögert, die erste Maschine soll nun 2007 vom Band rollen.

Airbus versucht zu beruhigen

In einer nachgereichten Presseerklärung war Airbus bemüht, die Situation zu beruhigen. Airbus-Einkaufsvorstand Henri Courpon erklärte, es wären Zahlen aus dem konzerninternen Programm zur Optimierung der Logistik falsch interpretiert worden. Es werde nur versucht, eine Gruppierung der Lieferanten in größere Systemeinheiten zu erreichen.

Weiters beschwichtigte er, dass für die laufenden Flugzeugprogramme die Verträge kaum zu ändern wären. Beim Zukunftsprojekt A350 hingegen müssten sich die Lieferanten auf einen harten Wettbewerb einstellen.

Zulieferer rufen nach staatlicher Hilfe

Nach Bekannt werden der Meldung sprachen sich die deutschen Zulieferbetriebe des Flugzeugherstellers für staatliche Hilfe aus, falls einzelne Unternehmen durch das Sparprogramm in Existenznot geraten sollten.

"Wir erwarten ein wirtschaftspolitisches und strukturelles Unterstützungsprogramm von staatlicher Seite als Reaktion auf die Airbus-Krise", erklärte der Verband der Hanse-Aerospace in Hamburg. Die Zulieferer für die Ausrüstung der Kabine, die sich im Großraum Hamburg angesiedelt hätten, wären besonders stark von den Airbus-Plänen betroffen, so der Verband.

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