Donald Trump contra Michael Forbes:David vs. Goliath, Mogul vs. Arbeiter

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Ein schottischer Rebell weigert sich, sein Land für einen geplanten Golfplatz zu verkaufen - es geht ihm ums Prinzip.

Wolfgang Koydl, London

Das sind Geschichten, welche die Herzen von Redakteuren (und Lesern) höher schlagen lassen: Hier der reiche Finsterling, der glaubt, sich alles und jeden kaufen zu können. Dort der arme, aber edle Untertan, der sich tapfer, obschon hoffnungslos gegen dunkle Mächte auflehnt, die ihm sein Teuerstes und Heiligstes rauben wollen.

Donald Trump will in Schottland ein Golfparadies der Superlative bauen. Mindestens einer hat was dagegen. (Foto: Foto: AFP)

Kein Wunder, dass die Geschichte anhaltend populär ist: In der Bibel lief sie unter dem Titel David und Goliath, sie gehört zum festen Repertoire von Hollywoods Drehbuchautoren, und sie erklärt die ungebrochene Beliebtheit des Galliers Asterix in seinem Kampf gegen die Römer.

Derzeit spielt sich das bewährte Rührstück auf einem von Nordsee-Stürmen zerzausten Küstenstreifen nördlich der schottischen Hafenstadt Aberdeen ab. Die Rolle des Bösewichts wird vom New Yorker Immobilien-Mogul Donald Trump besetzt, sein Gegenspieler ist der schottische Steinbrucharbeiter und Lachsfischer Michael Forbes. Es geht darum, dass Trump auf einem 570 Hektar großen Gelände ein Golfparadies der Superlative bauen will, und dass Forbes sich weigert, ihm sein Fleckchen Land zu verkaufen, das mitten in dem geplanten Projekt liegt.

Auch kein Sympathieträger

Die klassischen Schlachtlinien wären also gezogen, wäre da nicht der Umstand, dass Forbes nicht viele Sympathisanten in der Nachbarschaft hat und den Kampf weitgehend alleine mit seiner 88 Jahre alten Mutter ausficht. Erschwerend kommt hinzu, dass manche Einheimische nicht genau wissen, wen sie unsympathischer finden sollen: den berühmt-berüchtigten Multimillionär aus den Staaten oder ihren als zänkisch geschilderten schottischen Landsmann.

Forbes behauptet, dass es ihm nicht um die Höhe der Entschädigung geht, die Trump bietet (das letzte Angebot lag bei knapp 600.000 Euro), sondern um seine Fischereirechte und ums Prinzip. Forbes Mutter, die auf seinem Grundstück in einem Wohnwagen mit dem hübschen Namen Paradise lebt, umreißt im Gespräch dieses Prinzip näher: "Solche Leute wie Trump wollen wir einfach nicht hier haben", entrüstet sie sich. "Wir hören, dass er ein entsetzlicher Mann ist. Das hat uns eine Frau gesagt, die einen Film über ihn gedreht hat."

Den Einwand, dass Trump sein Penthouse in Manhattan nicht gegen eine Ferienvilla in den schottischen Highlands eintauschen werde, sie ihn also nie zu Gesicht bekäme, lässt sie nicht gelten: "Seine Handlanger werden hier sein, und die sind genauso schlimm." Noch ist nicht endgültig entschieden, ob Trump sein Projekt verwirklichen wird.

Umweltgutachten durch den Multi

Geplant sind zwei 18-Loch-Golfplätze, ein Fünf-Sterne-Hotel, 1000 Ferienwohnungen und 500 Cottages. Die Chancen, dass die Gemeinderäte der Grafschaft Aberdeenshire bei ihrem Treffen am 20. November grünes Licht geben, sind nach den Worten des zuständigen Beamten Neil Moir freilich gut. Er weist darauf hin, dass Trump eine umfangreiche Umwelt-Unbedenklichkeitsbescheinigung erstellen ließ und dass das Golfparadies Arbeitsplätze schaffen wird.

Was den widerspenstigen Michael Forbes betrifft, so erwartet Moir keine Überraschungen. "Ich habe die Pläne gesehen, und so wie es aussieht, kann Trump um die Grundstücke, die ihm nicht gehören, herumarbeiten."

Mit anderen Worten: Forbes wird weiter seine Lachse fangen und nebenbei Golfern beim Putten zusehen können.

© SZ vom 19. Oktober 2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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