Dominique Strauss-Kahn:Der letzte Europäer

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Brüssel hat den Schwellenländern mittelfristig die Besetzung des Chefpostens im IWF in Aussicht gestellt - bisher eine Domäne der Europäer. Zuvor sollen sie allerdings folgsam sein.

In der Eurogruppe und bei den EU-Finanzministern sei jedem klar, dass der EU-Kandidat, der Franzose Dominique Strauss-Kahn, "wahrscheinlich der letzte Europäer sein wird, der auf absehbare Zeit IWF-Chef wird," sagte Jean-Claude Juncker, Vorsitzender der Euro-Finanzminister, der Financial Times Deutschland (Mittwochsausgabe).

Wenn die Schwellenländer bei der im November anstehenden Wahl Strauss-Kahn als neuen IWF-Direktor akzeptierten, könnten sie nach Ablauf der fünfjährigen Amtszeit den nächsten IWF-Chef bestimmen, berichtete die Zeitung.

"Nötigen technischen Fähigkeiten fehlen"

Ein Umbau des IWF dürfe nicht erst nach dem Ende von Strauss-Kahns Amtszeit in Angriff genommen werden, forderte Juncker, der zugleich Regierungschef und Finanzminister seines Landes ist. "Wir müssen schon jetzt anfangen, über diese Reform nachzudenken."

Die EU habe sich am Tag der Nominierung Strauss-Kahns für mehr Einfluss der Schwellenländer im IWF ausgesprochen. Dennoch gebe es eine "Kampagne" gegen den ehemaligen französischen Wirtschafts- und Finanzminister.

Zur Haltung der USA zum EU-Kandidaten sagte Juncker der FTD: "Mein verifizierter Eindruck der Amerikaner ist, dass sie Strauss-Kahn unterstützen." Zugleich forderte er, dass auch die USA ihren Anspruch auf die Besetzung des Weltbank-Chefpostens aufgeben müssten, wenn Europa auf den IWF-Direktorposten verzichte.

Der derzeitige IWF-Chef, der Spanier Rodrigo Rato, scheidet im Oktober aus persönlichen Gründen vorzeitig aus dem Amt. Russland will mit dem früheren tschechischen Zentralbankchef Josef Tosovsky einen eigenen Kandidaten für den IWF-Chefposten ins Rennen zu schicken. Vorsorglich wurde Strauß-Kahn bereits für unfähig erklärt: "Es gibt nichts in Herrn Strauss-Kahns Lebenslauf, was deutlich machen könnte, dass er die nötigen technischen Fähigkeiten zur Erfüllung dieser Aufgabe hat", sagte der russische Vertreter im IWF-Direktorium, Alexej Moschin, der Financial Times.

Das Amt geht traditionell an einen Europäer, der Chefposten der Weltbank an einen US-Kandidaten.

Schon im Juli war in der Stellenausschreibung für den Rato-Nachfolger klar geworden, dass der IWF bei der Besetzung des Chefpostens überraschend mit der langen Tradition gebrochen hatte.

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