Dividenden werden ausgeschüttet:27 Milliarden Euro warten

Lesezeit: 3 min

Deutsche Unternehmen werden dieses Jahr eine Rekordsumme an ihre Aktionäre ausschütten. Und auch den Quartalsergebnissen sehen Experten positiv entgegen.

München - Eine dynamische Bilanzsaison in Amerika dürfte in dieser Woche auch den deutschen Aktienmarkt prägen.

Goldene Zeiten: Die deutschen Firmen werden dieses Jahr um sechs Milliarden Euro mehr Dividende ausschütten als im Jahr zuvor. (Foto: Foto: dpa)

Bereits Ende voriger Woche beeinflussten Impulse aus den USA die deutschen Wertpapiere. Positive US-Konjunkturdaten verhalfen dem Dax nach oben. Im Wochenvergleich stieg der deutsche Leitindex um 0,63 Prozent auf 6747,17 Punkte. Der Nebenwerte-Index MDax legte um 1,37 Prozent auf 9653,99 Zähler zu, Technologiewerte im TecDax kletterten sogar 2,57 Prozent auf 791,18 Punkte nach oben.

Allerdings sah es vorige Woche zeitweise so aus, als ob die ungewohnt scharfen Worte des amerikanischen Notenbankchefs Ben Bernanke den Optimismus zunichte machen. Bernanke hatte mehr Budgetdisziplin gefordert, da der US-Wirtschaft ansonsten eine Krise drohe.

Ifo-Lageindex macht Hoffnung

Börsianer sollten sich aber keine Sorgen machen, dass die Quartalssaison "ins Wasser fällt", meint Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Immerhin signalisiere der Ifo-Lageindex, dass die Geschäfte der deutschen Unternehmen im Schlussquartal 2006 sehr gut waren.

Die Analysten der Landesbank Berlin (LBB) erwarten nicht, dass der Kursrutsch der Aktien des Softwarekonzerns SAP in der vorigen Woche richtungsweisend für den europäischen Aktienmarkt sein könnte. Vor einigen Tagen hatte das Unternehmen mit enttäuschenden vorläufigen Ergebnissen den Anlegern die Stimmung vermiest.

Nächste Woche dürften die SAP-Aktien nochmals in Bewegung kommen. SAP legt am Mittwoch seine endgültigen Zahlen sowie den Ausblick für 2007 vor.

Rekord-Dividenden

In dieser Woche starten die Dax-Schwergewichte Thyssen-Krupp (Montag) und Siemens (Donnerstag) die Dividendensaison. Insgesamt werden die deutschen Unternehmen bis Anfang Juni inklusive Sonderdividenden den Rekordbetrag von knapp 27 Milliarden Euro ausschütten.

Das sind etwa sechs Milliarden mehr als im vergangenen Jahr. In den Blick der Investoren wird auch Siemens rücken. Der Konzern berichtet über die Geschäftsentwicklung des ersten Quartals.

Am Freitag präsentiert Porsche vorläufige Halbjahreszahlen. Aktien von Infineon Technologies sollten in der Wochenmitte für die Anleger interessant werden. Am Dienstag nach Börsenschluss legt die Chiptochter Qimonda die Ergebnisse für das erste Quartal vor.

Die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen haben sich in der vorigen Woche wegen gestiegener Erzeugerpreise zerschlagen. "In der ersten Jahreshälfte rechnet fast niemand mehr mit einer Zinssenkung der amerikanischen Notenbank", so die Experten der LBB. Zudem sollten Anleger nicht vergessen, dass im vorigen Jahr ein deutlicher Zinsanstieg die Korrektur des Dax im Mai/Juni begünstigt hatte.

Auch wird der zuletzt auf Rekordstände gestiegene Ifo-Geschäftsklimaindex für Januar mit großer Spannung erwartet. Von Reuters befragte Volkswirte prognostizieren im Schnitt einen nochmaligen Anstieg auf 108,9 (Dezember: 108,7) Punkte.

Allerdings mischen sich mit Blick auf die Mehrwertsteuererhöhung auch skeptischere Töne ein. "Wir erwarten einen deutlichen Rückgang beim Ifo-Index", schreibt Analyst David Mackie von JP Morgan in einer Studie.

Zahlen dominieren die Wall Street

New York - Die jüngste Warnung von US-Notenbankchef Ben Bernanke hinsichtlich der Gefahren für die amerikanische Wirtschaft haben Börsianern zufolge die Investoren beunruhigt. Auch der gemischte Auftakt der Bilanzsaison im Technologiesektor wirft einen Schatten auf den Börsenausblick.

Der Dow-Jones-Index blieb im Wochenvergleich mit einem kleinen Plus von 0,08 Prozent auf 12565,53 Punkten nahezu unverändert. Auch der breiter gefasste S&P500 variierte mit 1430,50 Zählern und einem Minus von 0,02 Prozent nur wenig. Der technologieorientierte Nasdaq brach um 2,06 Prozent auf 2451,31 Punkte ein. Negative Überraschungen gab es bei IBM, Intel, Apple und AMD.

Unter den vielen Unternehmen, die ihre Zahlen vorlegen, wird am Montag der Pharmakonzern Pfizer den Anfang machen. Er will sich auch zu seiner strategischen Ausrichtung äußern. Investoren rechnen hier nach dem jüngsten Chef-Wechsel mit weit reichenden Änderungen.

Am Dienstag folgen mit ihren Bilanzen die Geldinstitute Bank of America und Wachovia sowie Johnson & Johnson und DuPont. Am Mittwoch dürfte das Augenmerk auf Abbott Laboratories liegen. Vor allem die Bilanzen der Technologieunternehmen rücken ins Blickfeld der Anleger.

Das Schielen auf Technologiewerte

"Die Technologiewerte waren ja bisher etwas schwächer, und da werden die Zahlen von Microsoft, Yahoo und Ebay die Stimmung am deutschen Markt schon maßgeblich prägen", schätzt Aktienstratege Markus Reinwand von der Helaba. Unter anderem berichten Sun Microsystems, Advanced Micro Devices (AMD) und Microsoft über ihre Geschäftsentwicklung.

Auf der Konjunkturseite berichtet die Federal Reserve Bank of Chicago am Montag über die Wirtschaftsaktivität und Preisentwicklung in den USA im Dezember. Am Mittwoch werden die Anleger vom Energieministerium etwas über den letzten Stand der Petroleumlager erfahren. Die Dezember-Zahlen über die Verkäufe gebrauchter Häuser sind am Donnerstag fällig. Zum Wochenende werden die Auftragseingänge für langlebige Güter veröffentlicht.

Die Konjunktur wächst in moderatem Tempo und nach der jüngsten Umfrage der University of Michigan bewegt sich das Vertrauen auf einem Dreijahreshoch. Die weitere Entwicklung am Ölmarkt könnte den Optimisten einen Dämpfer versetzen. Bei 52 Dollar pro Barrel liegt der Preis zwar deutlich unter seinem Rekord von 78 Dollar im vorigen Jahr. Einige Analysten sehen den Ölpreis schon bei 100 Dollar.

Einige Marktteilnehmer hoffen auf eine Zinssenkung. Angesichts des Preisauftriebs hat die US-Notenbank aber wenig Spielraum dafür. Die Optimisten schauen an solchen Einwänden vorbei.

© SZ vom 22.01.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: