Digitales Zuhause:Alles außer Beamen

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Wer in einem vernetzen Haus wohnt, muss nie mehr Staubsaugen, selbst der Beutel wechselt sich von allein. Das und vieles mehr regelt der persönliche, digitale Assistent.

Berlin - Staubsaugen zum Beispiel bleibt den Bewohnern erspart. Selbst wenn solche darunter sind, denen der Gebrauch von Fußmatten fremd ist. Per Knopfdruck fährt eine kleine, runde Maschine durch die Räume - und saugt. Stößt sie an einen Widerstand, dreht sie um, auch vor Treppen wendet sie. Ist der Akku leer oder der Beutel voll, fährt sie zurück zur Basisstation und lädt sich auf oder wartet auf einen neuen Beutel. Der selbstständige Staubsauger ist allerdings nur ein Detail im "Digitalen Zuhause". Mitten in Berlin nahe dem Potsdamer Platz präsentiert die Deutsche Telekom zusammen mit Siemens das "T-Com-Haus".

Bis Ende des Jahres wird das digitale Haus an den Wochenenden probebewohnt und dann wird es abgerissen. (Foto: Foto: dpa)

Lange rätselten die Berliner, was ein frei stehendes Einfamilienhaus mit Giebeldach an der viel befahrenen Leipziger Straße verloren hat. Seit die magentafarbenen Flaggen gehisst sind, wissen sie, dass es hier um Technik gehen muss. Oder genauer: Technologien, die den Alltag erleichtern sollen. "Wir haben aber nicht alles eingebaut, was technisch denkbar ist", sagt T-Com-Sprecher Willfried Seibel. Sondern nur, was bereits verkauft wird oder auf den Markt kommen soll. Schließlich muss es sich auch im Alltag bewähren - denn am 1. April kommen die ersten Bewohner.

Bis Ende des Jahres lassen die Betreiber an jedem Wochenende vier Leute im Haus wohnen. Mehr als 10.000 Personen haben sich im Internet schon beworben. Auserwählte dürfen drei Tage lang probewohnen und etwa das "Family Whiteboard" ausprobieren, eine Art digitale Pinnwand für Videobotschaften oder Terine am Eingang.

In allen Zimmern hängen Monitore, überall gibt es Radios und Internet. Zudem können Bewohner zwischen verschiedenen Stimmungen wählen - von "aktiv" über "romantisch" bis "entspannend". Dazu passend aktiviert das "Moodmanagement" launige Musik und stimmungsvolles Licht .

Bedient wird alles mit einem "Personal Digital Assistant" (PAD), der etwa doppelt so groß ist wie ein Handy. Dahinter stehen die Technologien WirelessLAN, DSL und ISDN. Telefonieren, SMS-Schreiben, Herd oder Heizung abschalten - alles geht damit.

Für die T-Com ist das Haus in Berlin eine große Werbeveranstaltung. Der Wettstreit um den Wachstumsmarkt "Digitales Zuhause" ist groß, auch bei der Cebit gehört es zu den zentralen Themen. "Wir wollen zeigen, was wir können", sagt Sprecher Seibel. Zudem wolle man von den Erfahrungen der Bewohner profitieren und das eine oder andere nachbessern. Schließlich koste die Technik Geld: Mit fünf bis zehn Prozent mehr müsse man für ein vernetztes Haus rechnen.

Zum Jahresende muss das digitale Haus abgerissen werden, dann hat der Bund andere Pläne mit seinem Grundstück. Vermutlich zu kurz, um Beete zu pflanzen oder den Vorgarten zu pflastern. Schlimm ist das mit dem Baustellensand aber nicht - ein Knopfdruck reicht, und der Staubsauger surrt wieder los.

© SZ vom 10.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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