Deutscher Aktienmarkt:Überdurchschnittlich hohe Kursgewinne

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Der Dax nimmt erneut Anlauf auf die 7000-Punkte-Marke. Analysten bezweifeln allerdings, dass der Aufwärtstrend weitergeht. Schuld sind die enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA. Was die Woche für die Börse bringt.

Der deutsche Leitindex Dax hat in der vergangenen Woche die 7000-Punkte-Marke erneut knapp verfehlt. Die Chancen, dass der Index diese Hürde in den nächsten Tagen überwinden kann, sind nach Ansicht von Marktbeobachtern jedoch relativ gering.

Investoren, die Nervenstärke gezeigt haben, können sich über ein gutes Quartalsergebnis freuen. (Foto: Foto: AP)

Sie gehen davon aus, dass die enttäuschenden Konjunkturdaten aus den USA vom vergangenen Freitag zum Wochenauftakt auch die deutschen Aktienmärkte belasten und der Aufwärtstrend der vergangenen zwei Wochen gestoppt wird.

Positive Bilanz

Die zurückliegende Handelswoche schloss der Dax mit einem Plus von 0,26 Prozent bei 6917,03 Punkten ab. Damit nähert sich der Leitindex wieder seinem Ende Februar erreichten Sechs-Jahres-Hoch bei 7027 Punkten.

Der MDax für die mittelschweren Werte legte ebenfalls zu, um 0,96 Prozent auf 10201,23 Zähler. Der Technologieindex TecDax verzeichnete einen Zuwachs von 0,96 Prozent auf 846,79 Punkte.

Investoren, die bei den Kursrückgängen Anfang und Mitte März Nervenstärke gezeigt haben, können sich über ein gutes Quartalsergebnis freuen. Ein heftiger Einbruch an den chinesischen Aktienmärkte und die Angst vor einer Immobilienkrise in den USA hatten auch das wichtigste deutsche Aktienbarometer zeitweise auf 6447 Punkte fallen lassen. Nach der Kurserholung der vergangenen zwei Wochen fällt die Bilanz der ersten drei Monate jedoch positiv aus.

Knapp fünf Prozent Rendite

Anleger, die beispielsweise in die Werte des Dax investiert haben, erzielten unter dem Strich einen Kursgewinn von knapp fünf Prozent. Engagements im MDax oder TecDax brachten gar einen Gewinn von 8,5 Prozent beziehungsweise 13,6 Prozent.

Damit schnitten die deutsche Aktienmärkte deutlich besser ab, als die meisten anderen Börsen rund um den Globus. Zum Vergleich: die im Weltindex MSCI World notierten Titel legten im gleichen Zeitraum nur um 1,46 Prozent zu.

Der Aufwärtstrend am deutschen Aktienmarkt könnte jedoch nach Einschätzung von Analysten in den nächsten Tagen gebrochen werden. Vor allem die verhaltenen Gewinnprognosen der Unternehmen stimmen die Experten skeptisch.

Die Dynamik bei den deutschen Firmenerträgen werde im Vergleich zum vierten Quartal 2006 abnehmen, prognostizierte die DZ Bank. Daher seien in den nächsten Wochen weniger positive Impulse zu erwarten. Auch Gewinnmitnahmen bei vielen Werten nach der zuletzt guten Entwicklung dürften die Kurse leicht belasten.

Wochenvorschau

Die Experten der Landesbank Berlin (LBB) rechnen zugleich mit stärkeren Kursschwankungen. Die deutschen und europäischen Märkte hätten sich zuletzt zwar besser als die US-Börsen entwickelt. Sie dürften sich aber auch zukünftig nicht von den Vorgaben aus den USA als größtem Belastungsfaktor abkoppeln, heißt es in einer Studie.

Unternehmensmeldungen sind in der Woche vor Ostern Mangelware. Am Montag gibt die Immobiliengesellschaft Estavis ihr Debüt auf dem Parkett. Nachdem der erste Versuch im Oktober wegen nicht erreichbarer Preisvorstellungen gescheitert war, muss Estavis sich nun mit dem selbst gesteckten Minimum begnügen. Nach eigenen Angaben wurde der Platzierungspreis mit 28 Euro am unteren Ende der Preisspanne von 28 bis 35 Euro festgelegt.

Am Dienstag steht der Versorger Eon im Blickpunkt, da die Annahmefrist des Übernahmeangebots für den spanischen Konkurrenten Endesa ausläuft. Außerdem legt die Baumarktkette Praktiker ihre Jahresbilanz vor.

Am gleichen Tag geht die Hamburger Immobilienfirma Alstria Office an die Börse. Die Aktien werden nach Firmenangaben für 16,00 bis 17,50 Euro angeboten. Der Automobilkonzern DaimlerChrysler hat seine Aktionäre am Mittwoch zur Hauptversammlung eingeladen.

Im Fokus dürfte hier die Zukunft der US-Tochter Chrysler stehen. Spekulationen über eine kurz bevorstehende Abspaltung hatten die Aktien von DaimlerChyrsler bereits seit Mitte März stark nach oben getrieben.

Effekt der Steuererhöhung

Auf der Konjunkturseite stehen in dieser Woche Daten zur Entwicklung der Industrie an. Ein anhaltend starkes Wachstum könnte der für Montag erwartete Einkaufsmanagerindex (EMI) signalisieren. Von Reuters befragte Analysten rechnen im März mit einem leichten Zuwachs auf 57,5 von 57,2 Punkte.

Der Anstieg des Ifo-Geschäftsklimas habe eine bessere Stimmung unter den Einkaufsmanagern signalisiert, heißt es etwa bei der UniCredit. In den vergangenen zwei Monaten war der EMI wegen der Mehrwertsteuererhöhung deutlich gefallen.

Die Zahlen für Aufträge (Mittwoch) und Produktion (Donnerstag) im Februar dürften außerdem mehr Klarheit über den Verlauf der Konjunktur nach der Mehrwertsteuererhöhung bringen. Zum Jahresbeginn hatten die Firmen trotz der höheren Mehrwertsteuer 1,9 Prozent mehr hergestellt als im Dezember und damit die Erwartungen übertroffen.

Analysten rechnen bei der Veröffentlichung der Konjunkturdaten am Donnerstag mit eine Rückgang der Industrieproduktion von 0,5 Prozent. Der grundlegende Trend bleibe aber nach wie vor gut, ergänzte Lothar Hessler von der Investmentbank HSBC. Der Markbeobachter rechnet für die ersten drei Monate insgesamt mit einem Zuwachs von 1,5 Prozent.

© SZ vom 02.04.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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