Deutsche Manager:Das Vertrauen ist weg

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Nach einer Reihe von negativen Schlagzeilen ist das Maß offenbar voll: Das Ansehen von Top-Managern ist niedriger als das von Politikern.

Das Vertrauen der Deutschen in die großen Wirtschaftsunternehmen ist einer Umfrage zufolge erschüttert. Nur elf Prozent der Bevölkerung haben Vertrauen in die deutschen Konzerne. Dies geht aus einer am Dienstag in Hamburg veröffentlichten repräsentativen Emnid-Umfrage im Auftrag der Stiftung "Wertevolle Zukunft" hervor.

Was hinter den verschlossenen Türen der Wirtschaftskapitäne vorgeht, ist vielen Deutschen suspekt. (Foto: Foto: dpa)

Damit schneiden die Konzerne noch schlechter ab als die Bundesregierung, der auch nur 14 Prozent der Befragten Vertrauen entgegenbringen.

Das Image des Mittelstandes hingegen ist deutlich besser: 43 Prozent der Befragten schenken mittelständischen Unternehmen ihr Vertrauen.

Angezweifelte Topmanager

Für den Vertrauensverlust der Großkonzerne sind offensichtlich vor allem die Top-Manager verantwortlich: 79 Prozent der Befragten sind der Umfrage zufolge davon überzeugt, dass die Wirtschaftslenker vor allem an ihre eigenen Interessen denken.

42 Prozent meinen sogar, die meisten seien korrupt. 77 Prozent sind der Ansicht, dass es an den Spitzen der Wirtschaft vor allem nur noch um die Steigerung des Aktienkurses auf Kosten der Mitarbeiter gehe.

Mangelndes Unrechtsbewusstsein

Die Einschätzungen der Befragten werden durch die Aussagen einer zweiten Studie gestützt: Nur ein Drittel der Wirtschaftsstraftaten bei Banken und Versicherungen lässt sich auf Schwachstellen im Kontrollsystem zurückführen, 64 Prozent jedoch auf ein mangelndes Werte- und Unrechtsbewusstsein, so die Kernaussage.

Vor allem beim Top-Management gibt es einigen Nachholbedarf: Die Studie "Wirtschaftkriminalität bei Banken und Versicherungen 2006" der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers sowie der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ergab, dass fehlendes moralisches Bewusstsein des Top-Managements in 88 Prozent aller Wirtschaftsstraftaten als Ursache auszumachen sei.

Als Konsequenz sieht die Studie verstärkten Bedarf der Bewusstseinsbildung und Vermittlung von Werten bei Managern. Mögliche Abhilfe könnte auch die Adaptierung des amerikanischen Systems der Hinweisgeber (Whistleblower) schaffen: Diese bieten im Zweifelsfall auf extra eingerichteten Hotlines professionelle Hilfe an.

Hohe Kosten

Die monetären Kosten von Wirtschaftskriminalität betragen laut Studie in Deutschland rund zwei Millionen Euro pro befragtes Unternehmen und Jahr.

Nicht eingerechnet sind allerdings die mittelbaren Schäden wie Reputationsverlust oder die Beeinträchtigung der Geschäftsbeziehungen, welche die finanziellen Kosten in vielen Fällen noch übersteigen.

© AFP/Wertevolle Zukunft - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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