Deutsche Börse:Rekorde und sonst nichts

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Während Deutsche-Börse-Chef Francioni stolz glänzende Zahlen aus Frankfurt präsentiert, wollen Spekulationen über den Umbau des Vorstands nicht verstummen.

Martin Hesse

Zwischen den Protagonisten klaffte eine große Lücke. Hier Reto Francioni, Vorstandschef der Deutschen Börse, der sich vor der Verlesung etlicher Rekordzahlen lächelnd den Kameras präsentierte.

Sicherheitsabstand nach der Präsentation der Bilanzzahlen: Mathias Hlubek, Finanzvorstand der Deutschen Börse und Reto Francioni, Vorstandschef. (Foto: Foto: dpa)

Ein paar Meter weiter links Mathias Hlubek, Finanzvorstand - auf Abruf, wenn man Stimmen aus dem Umfeld der Börse glauben darf. Sein kurzes Lächeln durch gepresste Lippen wirkte gequält.

"Seit dem Börsengang 2001 haben wir hier sehr viel auf die Beine gestellt, es hat mir Spaß gemacht, daran mitzuwirken. Heute wie im vergangenen Jahr habe ich der Börse meine ganze Loyalität zur Verfügung gestellt", sagte er später auf die Frage zu seiner persönlichen Zukunft. Es klang wie eine Abschiedsrede.

Das Schweigen des Chefs

Francioni sagte nichts. Wie er zu vielen Dingen, die seit Wochen in der Frankfurter Finanzszene diskutiert werden, nichts sagte. Eine Botschaft aber war dem Schweizer mit der sehr bedächtigen Redeweise wichtig: "Etwaigen Spekulationen über eine Abspaltung von Teilen erteile ich hiermit eine klare Absage."

Vorstand, Aufsichtsrat und die große Mehrheit des durch die Aktionäre vertretenen Kapitals seien der festen Überzeugung, dass das Ganze mehr wert sei als die Summe der Teile.

Francioni räumte allerdings erstmals offiziell ein, dass die Börse eine neue rechtliche Struktur prüfe, um Spielraum für weitere Ausschüttungen zu schaffen. Hintergrund ist, dass die Bereiche Terminhandel (Eurex) sowie Abwicklung und Aufbewahrung (Clearstream) für ihr Geschäft ein besseres Rating und damit mehr Kapital brauchen als der Kassahandel.

Würde man die Sparten rechtlich trennen, gewänne die Börse finanzielle Spielräume. Dies müsse man jedoch abwägen gegen die strategische Flexibilität für organisches und anorganisches Wachstum, sagte Francioni. Ein Ergebnis der Überlegungen sei noch vor der Sommerpause zu erwarten. Die rechtliche Organisation habe aber mit der Führungsstruktur nichts zu tun, betonte der Vorstandschef in Anspielung auf die Spekulationen um den Vorstandsumbau.

Rekordzahlen für 2006

Für 2006 hatte die Börse zuvor Rekordzahlen vorgelegt. Der Vorsteuergewinn stieg um 45 Prozent auf 1,03 Milliarden Euro, der Umsatz legte um 14 Prozent auf 1,85 Milliarden Euro zu. Die Börse hat also eine Gewinnmarge von mehr als 50 Prozent. Die Dividende soll von 2,10 Euro auf 3,40 Euro erhöht werden.

Weitere Aktienrückkäufe führen dazu, dass die Börse bis zur Hauptversammlung im Mai binnen zwei Jahren 1,9 Milliarden Euro ausgeschüttet haben wird. Um die Aktie optisch zu verbilligen will die Börse für jeden Anteilsschein aus Kapitalrücklagen eine Gratisaktie ausgeben.

Nach der Niederlage im Kampf um die Mehrländerbörse Euronext im vergangenen Jahr will die Deutsche Börse nun vorwiegend aus eigener Kraft wachsen. Francioni bekräftigte aber, er wolle Möglichkeiten wahrnehmen, eine aktive Rolle in der Konsolidierung der Branche zu spielen.

Anleger reagierten enttäuscht auf die vagen Aussagen zur neuen Struktur, die Aktie verlor gegen den Trend fast vier Prozent. Seit Jahresbeginn war sie jedoch um 20 Prozent gestiegen.

© SZ vom 23.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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