Deutsche Bank und Postbank:And the winner is....

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Bankenszene im Umbruch: Die Deutsche Bank schnappt sich wohl einen großen Teil der Postbank. Dabei gibt es vor allem einen Gewinner.

Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann wäre nach einem Einstieg bei der Postbank offenbar der große Gewinner. "Damit hält er die Zügel bei der weiteren Konsolidierung der deutschen Privatkundenlandschaft fest in der Hand", sagte Dirk Schiereck, Professor an der TU Darmstadt.

(Foto: Foto: dpa)

Ackermann würde sich mit dem Einstieg bei der Postbank alle Optionen sichern. Schiereck hält dabei sowohl eine Komplettübernahme der Postbank als auch den Weiterverkauf des Postbank-Anteils in ein paar Jahren für möglich. "Da auch Post-Chef Frank Appel mit dem Schritt beweisen würde, die Postbank auch in einem äußerst schwierige Marktumfeld verkaufen zu können, ist die angestrebte Lösung die eleganteste für alle Beteiligten", sagte Schiereck.

Die Deutsche Bank und die Post hatten am Mittwochabend bestätigt, dass sie sich in fortgeschrittenen Gesprächen über eine Beteiligung der größten deutschen Bank an der Postbank befinden.

Details nannten die beiden Institute nicht. Der Bonner General-Anzeiger hatte am Donnerstag berichtet, dass sich die Deutsche Bank erst einmal mit 29,75 Prozent an der Postbank beteiligt. Darüber hinaus wolle sich die Frankfurter Großbank ein Vorkaufsrecht für die restlichen Postbank-Anteile der Post sichern. Die Post hält 50 Prozent plus eine Aktie.

Die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz(DSW) schrieb am Donnerstag ohne nähere Quellenangabe, in einem ersten Schritt sollten 2,1 Milliarden Euro bezahlt werden.

Mit einem Zusammengehen von Postbank und Deutscher Bank würde sich in der deutschen Bankenlandschaft das zweite Milliardengeschäft binnen weniger Tage nach dem geplanten Kauf der Dresdner Bank durch die Commerzbank anbahnen. Die Deutsche Bank ist der Branchenprimus in Deutschland, die Postbank hat die meisten Privatkunden.

Positve Worte vom Commerzbank-Chef

Auch aus der Branche waren wohlwollende Töne zu hören. Commerzbank-Chef Martin Blessing sieht den sich anbahnenden Zusammenschluss positiv. Weitere Schritte zur Neuordnung der Branche seien gut für den Finanzplatz. "Ich begrüße jeden Schritt der Konsolidierung in Deutschland", sagte Blessing.

Wie die Deutsche Post den Verkaufserlös verwenden will, ist noch nicht entschieden. Post-Finanzvorstand John Allan hatte jüngst betont, erst wenn Sondereinkünfte eingelaufen seien, könne über die Verwendung befunden werden. Allan hatte jüngst in einem Interview gesagt, die Teilhabe der Aktionäre an außerordentlichen Erlösen stehe hoch in der Priorität. Lediglich andere cash-relevante Themen könnten eine Ausschüttung an Anteilseigner in Form eines Aktienrückkaufs oder einer Sonderdividende verhindern.

Die Post befindet sich seit Anlauf des Effizienz- und Gewinnprogramms "Roadmap to Value" in der glücklichen Lage, über Milliardenbeträge zu verfügen. Eine Milliarde Euro stammt aus einer Rückzahlung staatlicher Subventionen. Weitere 1,35 Milliarden Euro hatte die Post mit dem Verkauf von Immobilien erlöst.

An der Börse brach die Postbank-Aktie ein. Gegen 10.50 Uhr rutschten die Postbank-Aktien am Dax-Ende um 4,4 Prozent auf 44,50 Euro ab. Für Titel der Deutschen Bank ging es um 1,67 Prozent auf 59,98 Euro nach unten.

Profiteure einer möglichen Einigung waren die Aktien der Deutschen Post - diese gewannen an der Index-Spitze 2,3 Prozent auf 16,32 Euro. Händler sahen den Grund der Postbank-Schwäche in Presseberichten über einen Einstieg der Frankfurter unterhalb von 30 Prozent.

Das sei die wahrscheinlichste Lösung, weil "die Deutsche Bank damit eine Kapitalerhöhung vermeiden" könne, sagte Analyst Michael Dunst von der Commerzbank.

"Da die Deutsche Bank bereits eine Zwei-Marken-Strategie mit der Norisbank fährt, ist sie die Bank mit den meisten Synergiemöglichkeiten durch eine Übernahme der Postbank", sagte Analyst Georg Kanders von der WestLB. Selbst ohne Synergieeffekte würde sich das Gewicht des Privatkundengeschäfts innerhalb der Deutschen Bank nahezu verdoppeln und zu einem viel stabileren Geschäfts-Mix führen.

Kanders sagte: "Das hat insbesondere in den aktuell schwierigen Zeiten einen hohen Wert." Einen Übernahmepreis für den in der Presse diskutierten Anteil von knapp unter 30 Prozent im Bereich von bis zu drei Milliarden Euro sollte seiner Einschätzung nach kein Problem darstellen.

"Die Deutsche Bank war schließlich bereit, bis zu vier Milliarden Euro für das deutsche Privatkundengeschäft der Citibank auszugeben"

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