Deutsche Bank Real Estate:Vom Krisenfonds zum Renditekick

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Vor einem Jahr gab es Panik bei den Anlegern des Grundbesitz-Invest - nun können sie sich über ordentliche Gewinne freuen.

Simone Gröneweg

Die Anleger des ehemaligen Krisenfonds der Deutschen Bank befinden sich in diesen Tagen in einer komfortablen Situation: Ganz anders als vor einem Jahr können sie sich derzeit über kräftige Wertzuwächse im Depot freuen.

Die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt erwies sich für die Deutsche Bank und ihre Immobilienfonds im ablaufenden Jahr als sehr günstig. (Foto: Foto: ddp)

Die Manager des offenen Immobilienfonds Grundbesitz-Invest haben 61 Immobilien an eine Tochter des Finanzinvestors Fortress verkauft. Der Kaufpreis beträgt etwa zwei Milliarden Euro, der Gewinn liegt bei 200 Millionen Euro.

In einer Pressemitteilung kündigte die Fondsgesellschaft DB Real Estate an, man erwarte aufgrund der Transaktion einen Wertzuwachs von sieben Prozent. Dies würde eine Steigerung von etwa 2,80 Euro bezogen auf den Anteilswert bedeuten, heißt es. Am Donnerstagmorgen kostete ein Anteil noch 40,40 Euro.

Selbe Maßnahme wie im vergangenen Jahr

Damit von diesem Gewinn nur Kunden profitieren, die bereits Fondsanteile halten, greift die Fondsgesellschaft zur selben Maßnahme wie im vergangenen Jahr, und zwar fast auf den Tag genau.

Sie gibt seit Donnerstag vorübergehend keine neuen Fondsanteile mehr aus. ,,Völlig zu Recht'', sagen Branchenexperten. Ansonsten könnten sich Spekulanten im großen Stil in den Fonds einkaufen, die Wertzuwächse abwarten, um dann wieder gewinnbringend zu verkaufen, erklären sie. Das will man verständlicherweise vermeiden.

Für viele krisengebeutelte Anleger des Grundbesitz-Invest ist das vermutlich eine späte Genugtuung, denn im Dezember 2005 stoppten die Fondsmanager die Ausgabe von neuen Anteilen aus einem ganz anderen Grund: Sie erklärten, die Immobilienpreise, die in den Büchern ständen, seien vermutlich zu hoch. Gutachter sollten die Objekte neu bewerten. Danach sollte der Wert der Anteile neu berechnet werden, hieß es damals.

Ein Schock für die Kunden

Diese Nachricht war ein Schock für die Fondskunden, und die Folgen waren fatal. Aus Angst vor Wertverlusten gerieten etliche der 350.000 Anleger in Panik. Viele Leute wollten nur noch eines: ihre Fondsanteile so schnell wie möglich loswerden.

Die Deutsche Bank griff zu einer drastischen Maßnahme, indem sie den Fonds komplett zumachte. Ein absolutes Novum in der Geschichte des Anlageproduktes. Das Geld der Kunden saß quasi fest. Sie konnten weder Anteile kaufen noch verkaufen.

Die Kritik an der Deutschen Bank war riesig. Anlegerschützer und Konkurrenten geißelten den Schritt, der die komplette Branche in eine Krise stürzte. ,,Für viele ist das einfach nicht nachvollziehbar gewesen'', sagt der Fondsanalyst Stefan Loipfinger.

So etwas wie ein Branchenprimus

Der fast sechs Milliarden Euro schwere Grundbesitz-Invest war so etwas wie ein Branchenprimus gewesen.

Die Deutsche Bank und ihre Kunden hatten Glück im Unglück. Die Wertberichtigung fiel recht niedrig aus, und die Lage beruhigte sich, nachdem Vorstandschef Josef Ackermann eine Entschädigung für Betroffene angekündigt hatte.

Vor allem aber half der Branche, dass die internationalen Investoren den deutschen Immobilienmarkt für sich entdeckten. Sukzessive kauften die Geldgeber aus dem Ausland hierzulande Immobilien. Auch beim Bestand des Grundbesitz-Invest griffen sie mehrfach zu.

Die Erleichterung ist groß

Mittlerweile ist das Fondsvolumen auf 2,9 Milliarden Euro geschrumpft. Die Zahl der Anleger ist zwar auf unter 300.000 gefallen, die Erleichterung ist jedoch groß.

Es hätte viel schlimmer kommen können. Jetzt kann jeder Eigner, der möchte, seine Anteile jederzeit verkaufen. Daran dürften derzeit aber nur wenige Interesse haben.

© SZ vom 15.12.06 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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