Deutsche Bank: Quartalszahlen:Ackermanns Plus in Minuszeiten

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Krise? Welche Krise? Die Deutsche Bank ist zum Jahresauftakt mit einem unerwarteten Milliardengewinn in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt.

Andere Banken wanken, rufen gar nach staatlicher Hilfe - aber nicht die Deutsche Bank. Das von Josef Ackermann geführte Institut ist nach dem Rekordverlust 2008 überraschend stark ins neue Jahr gestartet.

Starke Zahlen auch in der Krise: Josef Ackermann, der gerade seinen Vertrag bei der Deutschen Bank um drei Jahre verlängert hat. (Foto: Foto: ddp)

Hauptgrund war der Boom an den Anleihemärkten, der dem Institut Rekorderträge bescherte.

Der Nettogewinn in den ersten drei Monaten betrug 1,2 Milliarden Euro, wie das größte deutsche Institut am Dienstag mitteilte. Im Vorjahr hatte die Bank noch einen Verlust von 141 Millionen Euro geschrieben, zum Jahresende 2008 war sie wegen der Belastungen aus der Finanzkrise sogar tief in die roten Zahlen gerutscht. Vor Steuern landete der Gewinn zwischen Januar und März bei 1,82 Milliarden Euro nach minus 254 Millionen Euro im Vorjahr.

Erwartungen bei weitem übertroffen

Das Ergebnis fiel 50 Prozent besser aus als von Analysten im Schnitt erwartet. Insbesondere im krisengeschüttelten Investmentbanking verzeichnete das Institut erstmals seit mehr als einem Jahr wieder schwarze Zahlen. Dieses Kerngeschäftsfeld schnitt mit einem Vorsteuergewinn von 1,3 Milliarden Euro ab.

Die sogenannten stabilen Geschäftsfelder - neben dem Geschäft mit Privat- und Firmenkunden auch die Vermögensverwaltung - mussten allerdings deutlich Federn lassen und blieben zusammengenommen nur knapp in den schwarzen Zahlen. Bei der Vermögensverwaltung fiel sogar ein Verlust an.

Von Januar bis März verdiente das größte deutsche Kreditinstitute im Privatkundengeschäft nur noch 34 Millionen Euro vor Steuern nach 492 Millionen Euro im Jahr zuvor.

In der Vermögensverwaltung, zu der die Fondstochter DWS einen wesentlichen Anteil beiträgt, entstand sogar ein Verlust von 173 Millionen Euro. Im ersten Quartal 2008 hatte die Deutsche Bank hier noch einen Gewinn von 188 Millionen Euro gemacht.

Weniger komplexe Anlageprodukte nachgefragt

Die Deutsche Bank führte den Ergebnisrückgang vor allem auf die aktuelle Marktentwicklung zurück. Kunden hätten sich mit dem Handel von Wertpapieren wegen der Unsicherheit an den Märkten zurückgehalten und weniger komplexe Anlageprodukte nachgefragt.

Zudem sei der Absatz von Versicherungen hinter dem Niveau des Vorjahres zurückgeblieben. Negativ auf das Ergebnis schlug auch die Risikovorsorge für faule Kredite durch, die um 35 Prozent auf 169 Millionen Euro stieg. Vor allem in Deutschland, Spanien und Polen rechnet die Deutsche Bank mit mehr Kreditausfällen.

Ackermann will die Vermögensverwaltung mit Sparmaßnahmen wieder fit machen. "In unserem Geschäftsbereich Asset and Wealth Management konzentrieren wir uns angesichts des schwierigen Ertragsumfelds auf das Kostenmanagement", erklärte er im Zwischenbericht.

So sollen etwa bei der Fondstochter DWS Stellen wegfallen, auch die Fondspalette steht auf dem Prüfstand. 2008 hatte die gesamte deutsche Fondsbranche Rekordabflüsse verzeichnet, die DWS wurde davon besonders hart getroffen.

"Perspektiven sehr schlecht"

Ackermann äußerte sich vorsichtig zum weiteren Jahresverlauf: "Was die weiteren Aussichten angeht, müssen wir mit anhaltenden Schwierigkeiten in unserem Geschäft rechnen", schrieb der Vorstandschef in einem Brief an die Aktionäre. "Die kurzfristigen Perspektiven für die Weltwirtschaft sind aktuell sehr schlecht." Damit dürfte sich nach Ackermanns Meinung auch das Kreditumfeld nochmals verschlechtern. "Davon werden wahrscheinlich alle unsere Kunden betroffen sein."

Allerdings sieht Ackermann, der seinen Vertrag als Bankchef am Montagabend um drei Jahre verlängert hat, auch Hoffnungsschimmer: Es gebe seit kurzem erste Anzeichen für eine Erholung auf den Aktien- und anderen Finanzmärkten.

Er betonte erneut, dass die Bank das notwendige Kapital habe, um die Krise durchzustehen. Die Kernkapitalquote stieg von 10,1 Prozent Ende 2008 auf 10,2 Prozent zum Ende des Quartals.

Aktien geben deutlich nach

Trotz des Gewinnsprungs im Auftaktquartal gaben die Aktien der Deutschen Bank am Dienstagmorgen zunächst deutlich nach. Mit einem Minus von knapp sieben Prozent auf 40,24 Euro führte der Titel im frühen Handel die Liste der Verlierer im deutschen Leitindex Dax an.

Analysten erklärten den Kurssturz mit der guten Entwicklung des Titels in den vergangenen Tagen. Das erwartet gute Ergebnis für das erste Quartal habe sich im Kurs des Papiers bereits widergespiegelt.

Wertpapieranalyst Andreas Weese von Unicredit sagte zu den Zahlen: "Die Deutsche Bank war in der Lage die Erwartungen für das erste Quartal zu übertreffen, vor allem durch den starken Beitrag vom Kapitalmarktgeschäft. Wir sind der Ansicht, dass in dem starken Kursanstieg der vergangenen Tage bereits die Markterwartung eines über den Analystenschätzungen liegenden Ergebnisses enthalten ist."

Für Matthias Dürr von der DZ Bank belegt das Quartalsergebnis die Stärke der Deutschen Bank: "Die Eigenkapitalrendite vor Steuern betrug 22 Prozent beziehungsweise 25 Prozent nach der Zieldefinition der Bank, so dass trotz der Krise die alte Zielmarke erreicht werden konnte.

"Über Gewinnmitnahmen nachdenken"

Anbetracht der anhaltenden Krise erachten wir die unveränderte Führung der Bank als positiv. Wegen der guten Aktienkursentwicklung in den vergangenen Wochen sollten Trading orientierte Anleger über Gewinnmitnahmen nachdenken."

Olaf Kayser von der LBBW warnte hingegen vor allzu großer Euphorie: "Wir denken nicht, dass die sehr starke Entwicklung des Anleihegeschäfts der Deutschen Bank sich in den kommenden Quartalen wiederholt."

Auch Heino Ruland von Ruland Research glaubt nicht an eine Fortschreibung des Ergebnisses: "Die Zahlen sind besser als erwartet ausgefallen und ihre Zusammensetzung war positiv. Der Zinsüberschuss liegt über den Erwartungen, das Handelsergebnis wurde schwerpunktmäßig durch den Handel in eigenen Anleihen erzielt und die nicht-zinsrelevanten Kosten waren erheblich niedriger. Die strenge Kostendisziplin ist zu loben. Allerdings werden sich die Gewinne aus dem Handel mit eigenen Anleihen so nicht wiederholen lassen."

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