Deutsche Bank:Ende der Alleinherrschaft

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Vorsorge für die Ära nach Ackermann: Die Deutsche Bank plant, dem Vorstand mehr Macht zu geben. Die Folge: Mehr Transparenz - und eine stärkere Kontrolle des Investmentbankings.

Martin Hesse

Wohl nie zuvor hatte ein Chef der Deutschen Bank so viel Macht wie Josef Ackermann. Jetzt, da das Ende seiner Ära in Sichtweite ist, verabschiedet sich das größte deutsche Kreditinstitut offenbar auch von dem auf den Chef zugeschnittenen Führungsmodell. Das ist gut so, denn es passt nicht mehr in diese Zeit.

Nach dem Abschied von Josef Ackermann soll die Macht bei der Deutschen Bank auf weitaus mehr Schultern verteilt werden. (Foto: Foto: AP)

Erst unter Ackermanns Ägide wurde aus dem Vorstandssprecher, einem Primus inter Pares, ein Vorstandschef, der deutlich mehr Macht hat als die übrigen Vorstandsmitglieder. Das Führungsgremium selbst verkleinerte der Schweizer auf vier Personen. Die Gesamtstrategie prägte Ackermann sehr stark selbst, die wichtigen Entscheidungen für die Geschäftsbereiche wurden in dem breiteren Group Executive Committee (GEC) gefällt. Dort saßen beispielsweise die einflussreichen Chefs des Investmentbanking sowie des Privatkundengeschäfts und der Vermögensverwaltung.

Entscheidung mit Konsequenzen

Nun will die Deutsche Bank offenbar den Vorstand auf acht Mitglieder verdoppeln, neben Ackermann, Finanzchef Stefan Krause, Risikovorstand Hugo Bänziger und dem für das Tagesgeschäft zuständigen Hermann-Josef Lamberti sollen die Investmentbanker Anshu Jain und Michael Cohrs sowie Privatkundenchef Rainer Neske und Deutschlandchef Jürgen Fitschen in das Gremium einziehen.

Das hat viele Konsequenzen. Erstens soll die Macht nach Ackermann auf mehr Schultern verteilt werden. Keiner der möglichen Nachfolger hat bislang das Profil, die Bank ebenso dominant zu führen wie Ackermann. Zweitens signalisiert die Deutsche Bank mit der Aufwertung Neskes und Fitschens, dass das Privatkunden- und das Deutschlandgeschäft wegen der Finanzkrise mehr Gewicht erhalten.

Zugleich wollen Ackermann und Aufsichtsratschef Clemens Börsig aber auch ein Zeichen setzen, dass das Investmentbanking weiter eine tragende Rolle für die Bank spielt, auch wenn das Geschäft mit Wertpapieren in der Krise hohe Verluste bescherte.

Stärkere Kontrolle

Es gibt aber, drittens, noch einen weiteren Grund für den Umbau, es ist zugleich der wichtigste: Indem die Chefs der wichtigsten Geschäftsbereiche - vor allem die Investmentbanker - in den Vorstand geholt werden, unterliegen sie künftig rechtlich und faktisch stärker der Kontrolle durch den Aufsichtsrat.

Damit zieht die Deutsche Bank eine wichtige Konsequenz aus der Finanzkrise. Wer so enorme Risiken für Bank und Gesellschaft eingeht wie die Investmentbanker, muss dafür regelmäßig vor Eigentümer- und Arbeitnehmervertretern Rechenschaft ablegen.

Eine der wichtigsten Ursachen der Finanzkrise ist, dass die Aufsichtsräte unzureichend über die riskanten Aktivitäten des Managements informiert waren. Das mag für andere Banken noch mehr gelten als für die Deutsche Bank. Dennoch ist es wichtig, dass auch der deutsche Bankenprimus verstanden hat, dass gute Unternehmensführung mit einer transparenten Führungsstruktur beginnt.

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