Deutsche Bank:Ackermann im Trippelschritt

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Der Kauf der Dresdner Bank wäre für die Deutsche Bank sinnvoller als der Kauf der Postbank. Doch Josef Ackermann liebt die Politik der kleinen Schritte.

Martin Hesse

Das Quartalsergebnis der Deutschen Bank liefert fünf Erkenntnisse. Erstens erwirtschaftet die Bank in ihrem Kerngeschäft, dem Investmentbanking, immer noch Verluste. Diese Verluste sind zweitens deutlich niedriger als bei fast allen amerikanischen Konkurrenten und bei der Schweizer UBS. Das liegt daran, dass die Deutsche Bank infolge der Krise am amerikanischen Häusermarkt deutlich weniger abschreiben musste als etwa Merrill Lynch, Citigroup oder UBS.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann. (Foto: Foto: AP)

Drittens ist die Deutsche Bank um Längen besser mit Kapital ausgestattet als die meisten ihrer Konkurrenten. Das liegt - viertens - unter anderem an einem erfolgreichen Privat- und Firmenkundengeschäft. In dem Bereich hat die Deutsche Bank ein Rekordergebnis erzielt und kann sich über stabiles Einlagengeschäft refinanzieren. All das wirft, fünftens, die Frage auf: Warum eigentlich sollte Vorstandschef Josef Ackermann die Postbank übernehmen? Es spricht derzeit mehr dagegen als dafür.

Dünne Kapitaldecke

Natürlich könnte man argumentieren, dass es sinnvoll wäre, das stabile Privatkundengeschäft weiter zu stärken. Und das ist die erklärte Absicht der Bank. Aber ist die Postbank für die Deutsche Bank eine Verstärkung? Der Gewinn der Postbank ist im ersten Halbjahr eingebrochen, obwohl die Bank ja gerade nicht im schwankungsanfälligen Investmentbanking unterwegs ist, das unter der Kreditkrise besonders leidet.

Die Kapitaldecke der Post-Tochter ist mittlerweile ausgesprochen dünn - die Aktionäre der Deutschen Bank wären zu Recht nicht glücklich darüber, müssten sie helfen, dieses Loch zu stopfen. Und schließlich würde die Deutsche Bank bei einer Postbank-Übernahme nicht so viele attraktive Kunden gewinnen, wie es auf den ersten Blick erscheint. Von den 14,5 Millionen Kunden zählt die Postbank selbst nur 4,5 Millionen zur Kernklientel. Selbst diese Klientel aber passt nicht recht zur Deutschen Bank, die doch vor allem auf vermögendere Privatkunden abzielt.

Ackermann wird die Postbank deshalb allenfalls zu einem deutlich niedrigeren Preis kaufen wollen, als ihn die Post bislang fordert. Besser als die Postbank würde die Dresdner Bank zur Deutschen passen. Doch Ackermann erweckt derzeit den Eindruck, als scheue er kurz vor seinem Abschied als Chef der Deutschen Bank die Risiken eines solchen großen Zusammenschlusses. Mit seiner Politik der kleinen Schritte ist Ackermann bislang nicht schlecht gefahren. Warum sollte er das aufs Spiel setzen, zumal die Bank mit der Kreditkrise noch genug Risiken am Hals hat?

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