,,Künstlerhof? Wo soll der denn sein?'' Nicht einmal der Münchner Taxifahrer weiß, wo der Künstlerhof liegt. Nein, er ist nicht in Schwabing, sondern in Neuhausen, zwischen der Arnulf- und der Wendl-Dietrich-Straße, kurz vor dem Steubenplatz. In geräumigen Ateliers wirken und wohnen dort Künstler. Für jene, die nicht mit dem Malen oder Bildhauen ihr Geld verdienen, gibt es auch ,,normale'' Wohnungen.
Klare Linien vor klarem Himmel: Blick auf einige der alten Arbeitsateliers im Künstlerhof
(Foto: Foto: A. Schätzl)Die Anlage gehört zu der von 1928 bis 1930 gebauten ,,Großsiedlung Neuhausen'' - eine Reaktion auf die in der Zeit der Wirtschaftskrise herrschende Wohnungsnot. Mit dem Siedlungsbau wurde eine eigens gegründete Aktiengesellschaft betraut, die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG (GEWOFAG). Diese ist mittlerweile ein städtisches Unternehmen.
Am Rande Neuhausens, wo die Stadt noch in Wiesen und Ackerland überging, bildete die Siedlung einen veritablen kleinen Stadtteil. Auf beinahe 190.000 Quadratmetern entstanden 1600 Wohnungen, viele Läden, einige kleinere Handwerksbetriebe, vier Gaststätten und zwei Kindergärten. Verantwortlich für das Gesamtprojekt war der Architekt Hans Döllgast, der in den Fünfzigern die Alte Pinakothek wieder aufbaute.
Biotop für 30 Künstler
Heute umfasst die Siedlung mehr als 2500 Wohnungen - und eben den Künstlerhof mit inzwischen 13 großen Ateliers (1999 hat die GEWOFAG noch einmal sechs neue realisiert) sowie 13 Atelierwohnungen in den Dachgeschossen. Im Bereich des Künstlerhofs gibt es neben den (Wohn-)Ateliers auch mehr als 100 Wohnungen, mindestens 60 Quadratmeter groß, meist zwei Zimmer, Wohnküche, kein Balkon.
Insgesamt 30 Künstler, so die Wohnungsgesellschaft, arbeiten und logieren zum Teil in diesem im wahrsten Sinne des Wortes malerischen, ein wenig entrückt anmutenden Biotop.