Das Studium finanzieren:Weil Kinder lieb - und teuer sind

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Die 40.000-Euro-Frage: Wie soll das Studium der Kinder finanziert werden? Hier ein paar Antworten.

Thomas Hammer

Dass Studieren teuer ist, weiß jeder. Wie hoch die Kosten im Schnitt sind, hat die Universität Freiburg exemplarisch hochgerechnet: Allein für Miete, Lebenshaltung und Versicherungen gibt ein Durchschnitts-Student rund 640 Euro im Monat aus.

Proteste gegen Studiengebühren (Foto: Foto: AP)

Darin enthalten sind weder Studiengebühren noch die Kosten für Lehrmaterialien oder notwendige Anschaffungen wie Computer und Drucker. Werden all diese Faktoren berücksichtigt, können sich die Gesamtkosten für ein Studium mit acht Semestern schnell auf 40.000 Euro belaufen - ein Aufwand, der mit Jobs in den Semesterferien nur zu einem kleinen Teil gedeckt werden kann.

Je früher, desto besser

Vor diesem Hintergrund kann es für Eltern empfehlenswert sein, möglichst frühzeitig Geld für die spätere Unterstützung auf die Seite zu bringen. Auch wenn bei einem Kindergartenkind noch lange nicht absehbar ist, ob es später einmal Azubi oder Student wird, ist ein Sparplan dennoch nie verkehrt. Selbst wenn das Geld einmal nicht benötigt wird, weil eine betriebliche Ausbildung mit Lehrlingsgehalt gewählt wird, kann das Guthaben immer noch als Starthilfe für ein Eigenheim dienen oder einem anderen Familienmitglied zur Verfügung gestellt werden.

Oftmals wird von Finanzdienstleistern für diesen Zweck der Abschluss einer Ausbildungsversicherung empfohlen. "Diese ist sinnvoll, wenn Eltern die Ausbildung ihres Kindes finanziell absichern wollen", schreibt das Informationszentrum der deutschen Versicherer in einer Broschüre.

Diese Sparpläne funktionieren wie eine Kapital-Lebensversicherung: Die Raten werden bei Vertragsbeginn fest vereinbart, und ein Teil davon wird für die Abdeckung des Todesfall-Risikos verwendet. Der Rest wird angespart und am Ende mit einer Gewinnbeteiligung ausgezahlt. Wenn der Versicherungsnehmer - meist ein Elternteil - während der Laufzeit stirbt, wird der Vertrag von der Versicherung weitergeführt und bei Fälligkeit ausgezahlt.

Weder rentabel noch flexibel

Allerdings sind Ausbildungsversicherungen weder besonders rentabel noch flexibel. Zwar ermittelte der Finanz-Informationsdienst map-report für das Jahr 2007 eine durchschnittliche Gesamtverzinsung von 4,25 Prozent bei Versicherungssparverträgen.

Davon sind allerdings die Risikoprämien sowie Verwaltungs- und Vertriebsgebühren abzuziehen, sodass die Nettorendite für den Kunden meist weit unter diesem Wert liegt. Zusätzliche Renditeeinbußen müssen Eltern hinnehmen, die erst im reiferen Alter Kinder bekommen haben. Weil mit zunehmendem Alter die Risikoprämie für die Todesfall-Absicherung steigt, müssen Eltern beim Einstieg mit 35 oder 40 Jahren mit wesentlich weniger Ertrag rechnen als diejenigen, die schon im Alter von 25 Jahren eine Police abschließen.

Weitere Nachteile: Extra-Einzahlungen sind bei solchen Verträgen nicht vorgesehen, und wenn das Geld früher als geplant ausgeschüttet werden soll, werden Strafgebühren von der Auszahlung abgezogen. "Diese Art der Absicherung ist nicht empfehlenswert", so das Fazit der Verbraucherschutzorganisation Bund der Versicherten.

Finanzexperte Thomas Bieler von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen gibt Sparplänen den Vorzug, die dem Anleger Spielraum bei seinen Entscheidungen lassen: "Man weiß hier niemals genau im Voraus, wann und in welcher Höhe das Guthaben wieder angezapft werden soll." Daher sei es empfehlenswert, für die Absicherung der Familie eine möglichst kostengünstige Risiko-Lebensversicherung ohne Sparanteil abzuschließen und das Sparen getrennt und möglichst flexibel durchzuführen.

Vor allem beim langfristigen Sparen, das auf mindestens acht bis zehn Jahre angelegt ist, können Investmentfonds sinnvoll sein. Dabei eignen sich beispielsweise Mischfonds, die sowohl Aktien als auch schwankungsarme Anleihen enthalten. "Anleger sollten dabei den Fondsprospekt genau lesen, weil je nach Anbieter und Fonds der Aktienanteil und damit das Schwankungsrisiko unterschiedlich hoch ausfällt", sagt Bieler.

Dabei gilt: Je näher das Ende der Schulzeit rückt, umso geringer sollte der Aktienanteil ausfallen. Etwa drei bis fünf Jahre vor dem geplanten Studienbeginn sollte dann das Fondsguthaben mit möglichst geringem Anlagerisiko investiert werden.

Automatisiert wird diese Umschichtung bei sogenannten Target- oder Anlageziel-Fonds. Hierbei handelt es sich um Mischfonds, deren Zusammensetzung sich je nach geplanter Spardauer im Lauf der Zeit verändert. Wer beispielsweise das Zieljahr 2020 anvisiert, bekommt beim Target-Fonds der Fondsgesellschaft Fidelity derzeit eine Mischung aus 95 Prozent Aktien und fünf Prozent Anleihen.

Rund zehn Jahre vor der geplanten Fälligkeit fangen die Fondsmanager an, nach und nach den Aktienanteil zurückzufahren und verstärkt auf Anleihen und Geldmarktanlagen zu setzen. In den letzten fünf Jahren überwiegen dann die sicherheitsorientierten Anlageinstrumente.

Dabei ist der Fonds jedoch handelbar wie ein ganz normaler Investmentfonds; die Anteile können jederzeit flüssiggemacht werden. Neben Fidelity bieten auch die Sparkassen und der Versicherungskonzern Allianz über ihre jeweiligen Fondsgesellschaften ähnlich strukturierte Fonds an.

Allerdings gibt es weder bei Mischfonds noch bei Anlageziel-Fonds eine Garantie gegen Verluste. Wenn sich die Kapitalmärkte ungünstig entwickeln, können auch eher sicherheitsorientierte Fonds im Wert schwanken. Wer auf Nummer sicher gehen und Verluste ausschließen will, kann auch mit Bundesschatzbriefen aufs Studium der Kinder sparen.

Bei der Wertpapierverwaltung des Bundes in Bad Homburg (www.bwpv.de) wird das Depot zum Nulltarif geführt, zusätzliche-Einzahlungen und Abhebungen sind flexibel möglich. Auch Banken bieten oftmals fest oder flexibel verzinste Sparpläne an. Hier sollten Anleger darauf achten, dass der Zugriff flexibel erfolgen kann und die Sparraten im Fall eines finanziellen Engpasses ohne Zinseinbußen ausgesetzt oder reduziert werden können.

Ohnehin sei es wichtiger, lieber so früh wie möglich zu beginnen und die Möglichkeit zusätzlicher Einzahlungen zu nutzen, als der maximalen Renditechance hinterherzujagen, betont Bieler: "Wer lange genug Zeit hat, kann auch bei niedriger Verzinsung ein ordentliches Guthaben aufbauen."

Beim langfristigen Sparen profitiert der Anleger nämlich in doppelter Hinsicht: Zum einen werden die notwendigen Sparraten niedriger, weil sie über einen längeren Zeitraum verteilt werden, und darüber hinaus hilft der Zinseszins-Effekt im Lauf der Zeit noch zusätzlich beim Vermögensaufbau.

© SZ vom 10.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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