DaimlerChrysler-Hauptversammlung II:"Das konnte doch keiner vorhersehen"

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Und plötzlich bekommen die Grünen nichts mehr - was DaimlerChrysler den Parteien zahlt und warum Kopper für Heiterkeit sorgt. Unser Reporter Thorsten Denkler berichtet live aus Berlin.

15:07 Uhr Hilmar Kopper sorgt für Gelächter im Saal. Von den Entwicklungen in den USA sei nicht nur der Vorstand, sondern auch der Aufsichtsrat überrascht worden, sagt er. Schuld daran seien die Energiekosten. "Den Ölpreisanstieg in 2006 konnte doch keiner vorhersehen". Heiterkeit bei den Aktionären.

14:55 Uhr Wer mal wissen will, wie viel Geld von DaimlerChrysler an die Parteien geflossen ist - hier die Antwort aus erster Hand: Im Jahr 2004 flossen an die CDU 150.000 Euro, an die CSU 40.000 Euro, an die SPD 150.000 Euro, an die FDP 45.000 Euro und an die Grünen 15.000 Euro. Im Wahljahr 2005 hat sich das etwas verschoben: An die CDU gingen 300.000 Euro, an die CSU 80.000 Euro, die SPD bekam 300.000 Euro, die FDP 30.000 Euro und die Grünen: Nix.

14:37 Uhr Neue Antwortrunde: Zetsche verteidigt die Fusion mit Chrysler aus damaliger Sicht. Es hätten sich halt die Rahmenbedingungen geändert.

14:25 Uhr Die erste Frau spricht. Wieder eine Vertreterin der kritischen Aktionäre. Sie hat ein rotes T-Shirt an. Aufdruck: "You are leaving the American Sector" - "Sie verlassen den amerikanischen Sektor". Das T-Shirt ist eine Solidaritätsadresse an die Mitarbeiter von Chrysler in den USA. Ihr Credo: "Wir waren gegen die Fusion, aber jetzt haben wir sie und damit haben wir auch Verantwortung für die Mitarbeiter übernommen."

14:21 Uhr Zetsche hatte ja versucht, sich als Klimaschützer zu profilieren. Nun, die kritischen Aktionäre haben diesen Versuch zunichte gemacht. Sie rechnen vor: Was dem Kunden angeboten wird, sei ein durchschnittlicher Verbrauch von 9,7 Litern. Ohne den Smart wären es über zehn Liter. Nur zehn Prozent der DaimlerChrysler-Fahrzeuge erreichten überhaupt die von der EU verlangten 130 Gramm CO2 pro 100 Kilometer. Der Kraftstoffverbrauch von DaimlerChrysler-Fahrzeugen, schließt ein Aktionär, "ist inakzeptabel".

14:03 Uhr Lob für Zetsche! Lob für Zetsche! Paul Russmann, Sprecher des Dachverbandes der kritischen Aktionäre findet es gut, dass Zetsche in Sachen Chrysler keinen Schnellschuss plane. "Es steht das Schicksal vieler Menschen auf dem Spiel", sagt Russmann. Darum müsse überdacht werden, ob Profit und Rendite weiter der Maßstab unternehmerischen Handelns bleiben könne.

13:32 Uhr Erster Höhepunkt: Jürgen Grässlin spricht. Er vertritt den Verband Kritischer Aktionäre. Genüsslich legt er dar, dass sein Verband zu den beiden gehört hat, die gegen die Fusion mit Chrysler gewesen seien. Die Gründe: Gefahr der Selbstbereicherung der Vorstände und Aufsichtsräte, erheblicher Mitarbeiterabbau, keine Ökologisierung der Fahrzeugflotte. Das alles ist "leider, leider in Erfüllung gegangen". Grässlin richtet sich direkt an den Vorstand: "Hätten sie damals auf uns gehört, Abermilliarden Euro wären nicht abgeflossen. Wir hätten das gesamte Desaster nicht gehabt."

Als Hauptschuldigen sieht er Zetsches Vorgänger Jürgen Schrempp: Der ist aus Grässlins Sicht der "größte Kapital- und Arbeitsplatzvernichter in der Historie des Daimler-Konzerns." Insgesamt zieht Grässlin eine "katastrophale Bilanz".

13:15 Uhr Zum Thema Chrysler nennt Dieter Zetsche dann doch eine konkrete Zahl: Für die US-Tochter erwartet der Vorstandschef bis 2009 eine Umsatzrendite von 2,9 Prozent. Er vergisst freilich zu sagen, ob das Unternehmen im Jahr 2009 noch zu Daimler gehört.

13:09 Uhr Jetzt gibt es Mittag. Drinnen wird weiter geantwortet, alles sehr kleinteilig und detalliert. Draußen wird gefuttert: Würstchen für die Daimler-Aktionäre. Dabei bekommen die Besucher der Hauptversammlung indirekt vor Augen geführt, wie weit es schon mit Daimler und Chrysler gekommen ist. Vor den Türen des Großen Saals 1 stehen breit präsentiert die neuesten Modelle aus dem Hause Mercedes. Die Chrysler-Modelle gibt es vor dem Saal drei zu bewundern. Dieser Saal ist nur als Ersatz gedacht, wenn der Saal eins nicht ausreicht. Damit sind die neuen Chrysler-Modelle wie das fünfte Rad am Wagen. Nur dass sie für den Geschmack der Aktionäre auch noch platt sind.

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