Daimler-Aktie im Aufwärtstrend:Allein auf breiter Spur

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Konzernchef Dieter Zetsche wirbt für Daimler ohne Chrysler um Vertrauen an den Kapitalmärkten: Die Zeit großer Veränderungen ist erst einmal vorbei.

Michael Kuntz

Als DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche im Februar erstmals äußerte, die Zukunft von Daimler könne auch ohne Chrysler stattfinden, gab das der Aktie des größten deutschen Industriekonzerns einen Schub und fortan entwickelte sie sich besser als der Dax.

Die Aufwärtsbewegung hatte schon zu Jahresbeginn eingesetzt. Seitdem gewann das Papier fast 40 Prozent an Wert und notiert bei 64 Euro.

Was vor neun Jahren als Aktientausch im Volumen von 37 Milliarden Euro begann, wird rückabgewickelt. Die WeltAG ist vorbei. Chrysler landet bei der Finanzfirma Cerberus.

Daimler wird, was es war, ein schwäbisches Unternehmen. Nun schlägt Zetsche noch ein paar Pflöcke ein, die Vertrauen schaffen sollen bei den Investoren: Irgendwelche Übernahmen von Konkurrenten seien nicht geplant. Die Zeit großer Veränderungen sei erst einmal vorbei.

Ein Börsengang der Nutzfahrzeug-Sparte komme nicht in Frage. Mercedes-Pkw als das Kernstück des Konzerns soll Premium-Ergebnisse nicht nur bei den Automobilen sondern auch bei der Rendite produzieren. Konkret bedeutet das für das laufende Jahr eine Umsatzrendite vor Steuern von mehr als sieben Prozent.

Analysten erhöhen Kursziel

Bei dieser Gemengelage sind die meisten Analysten trotz des jahrelangen Daimler-Debakels positiv gestimmt. Die Fachleute der Citigroup stufen die Aktie unverändert mit "Kaufen" ein und bestätigen ihr Kursziel 72 Euro.

Es sei zu früh, über Gewinnmitnahmen nachzudenken. Ende des Jahres könnte die Daimler AG über zehn Milliarden Euro Nettokapital verfügen, was viel Spielraum für Ausschüttungen lasse.

In der Post-Chrysler-Ära erscheint den Börsenanalysten der Großbank UBS die Aktie von DaimlerChrysler unterbewertet. Die Marge bei Mercedes sei mit 7,2 Prozent beeindruckend ausgefallen und die starke Entwicklung bei den Nutzfahrzeugen habe die Erwartungen übertroffen. Das Kursziel liege bei 75 Euro.

Ebenfalls "Kaufen'' empfehlen die Analysten der National-Bank AG, die ihr Kursziel von 66,00 auf 71,50 Euro anheben. Die zügige Abspaltung von Chrysler sei positiv zu bewerten und besser als erwartet seien sowohl die Ergebnisse der Mercedes Car Group wie auch des Lkw-Geschäftes ausgefallen.

Die Analysten von J.P. Morgan Securities bewerten die Aktie weiter mit "Overweight'', sie empfehlen also, das Papier im Portfolio höher zu gewichten als die Branche beziehungsweise den Gesamtmarkt.

Die Veräußerung einer 80,1-prozentigen Chrysler-Beteiligung an Cerberus sei ein schneller und klarer Ausstieg. Beim Kursziel springt J.P. Morgan von 60 auf 75 Euro.

Für Michael Raab von Sal. Oppenheim ist die Aktie weiter ein gutes Investment. Die Kosten des Chrysler-Verkaufs für Daimler liegen weit unter den Erwartungen und Daimler werde nun profitabler, liquider, weniger riskant.

Es hätte noch dicker kommen können für DaimlerChrysler, meinen auch die Experten von DaxVestor. Insgesamt könne der Verkauf von Chrysler trotz der Belastungen als Befreiungsschlag gewertet werden.

Auch die Quartalszahlen zeigten, dass Daimler nun wesentlich besser dastehe. Erst bei einem Schlusskurs über 63 Euro läge aber ein starkes Kaufsignal vor.

Die Trennung von Chrysler sei zu erwarten gewesen, findet Frank Schwope von der Nord LB, "auch wenn sie letztlich ein Armutszeugnis für Daimler darstellt und Daimler dabei Vermögenswerte im zweistelligen Milliardenbereich vernichtet hat". Man habe sich offensichtlich nie getraut, die Unternehmen näher aneinander heranzuführen - "aus Angst, die Premium-Marke Mercedes zu belasten".

Kursphantasie sieht Schwope im neu-fokussierten Daimler-Geschäft, dessen Umsatzrendite stark verbessert werden soll. Zudem existiere nach wie vor das Szenario einer feindlichen Übernahme, zumal sich mehr als 90Prozent der Aktien im Streubesitz befinden.

Dubai kassiert Gewinne

Das hohe Liquiditätspolster von Daimler könnte Begehrlichkeiten bei Hedge Fonds wecken, meint auch Christian Breitsprecher von der BHF-Bank. Das Management müsse mit Forderungen nach einer Sonderdividende oder einem Aktienrückkaufprogramm rechnen. In der Stuttgarter Konzernzentrale hält man eine solche Entwicklung freilich für unwahrscheinlich.

Zum Kassemachen bei DaimlerChrysler nutzte Dubai International Capital (DIC) jetzt die Verdoppelung des Aktienkurses seit Januar 2005. Damals hatte das Emirat zwei Prozent am Autokonzern für etwa eine Milliarde Dollar erworben. Bereits im März hatte das Emirat einen Teil seiner zwei Prozent am Autokonzern verkauft - nun trennte sich Dubai International Capital vom Rest.

© SZ vom 19.05.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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