Commerzbank:"Wir sind nicht auf Übernahmen angewiesen"

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Die deutsche Bankenlandschaft befindet sich im Umbruch - und die Commerzbank bleibt gelassen. Die Nummer zwei sieht sich nicht unter Zugzwang.

Martin Hesse

"Wir können in Deutschland aus eigener Kraft wachsen und sind nicht auf Akquisitionen angewiesen", sagte Markus Beumer, neuer Vorstand für die Mittelstandsbank der Commerzbank, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Gleichzeitig reklamiert Beumer für seine Bank indirekt einen Führungsanspruch im Falle eines Zusammenschlusses: "Wir setzen unser Modell in jedem Fall konsequent um." Beumer führt den stärksten Geschäftsbereich des Kreditinstituts, seit sein Vorgänger Martin Blessing im Mai zum Vorstandschef aufgerückt ist.

Commerzbank-Vorstand Markus Beumer (Foto: Foto: oH)

Die Commerzbank führt derzeit intensive Verhandlungen mit dem Versicherungskonzern Allianz über eine Fusion mit der Allianz-Tochter Dresdner Bank. Offen sind jedoch dem Vernehmen nach noch viele Bewertungsthemen sowie die Frage, ob auch die Investmentbank Dresdner Kleinwort in dem Verbund aufgehen soll. Außerdem führt die Allianz nach Angaben aus Finanzkreisen parallel Gespräche mit ausländischen Interessenten wie der spanischen Santander. Daher könnte eine deutsch-deutsche Fusion noch scheitern oder eine Entscheidung darüber sich noch Monate hinziehen.

Beumer gibt sich angesichts dieser Unsicherheit demonstrativ gelassen: "Wir haben für die Mittelstandsbank ein funktionierendes und profitables Geschäftsmodell auch ohne externes Wachstum." Der Geschäftsbereich hatte im vergangenen Jahr rund 35 Prozent Rendite erzielt und ist für fast die Hälfte des Commerzbank-Gewinns verantwortlich. Eine solche Rendite hält Beumer aber auf Dauer nicht für einen realistischen Maßstab. "Unser Ziel ist es, auch bei einer schwächeren Konjunktur 20 bis 25 Prozent Rendite auf das eingesetzte Kapital zu erzielen", sagte Beumer. In diesem Jahr sieht er die Bank auf einem guten Weg. "Sowohl die Erträge als auch das Ergebnis der Mittelstandsbank sind im zweiten Quartal erfreulich gewachsen." Auch die Entwicklung für das Gesamtjahr sehe er positiv.

Anzeichen für eine Kreditklemme sieht der Commerzbank-Vorstand in Deutschland nicht. Der Anstieg der Rohstoffpreise und des Euro beeinträchtigten die Mittelstandskunden stärker als die Kreditkrise. Die Kreditnachfrage der Commerzbank-Kunden sei im vergangenen Jahr um 13,5 Prozent gestiegen. "An dieser Dynamik hat sich 2008 nichts geändert." Die Commerzbank schränke ihre Kreditvergabe nicht ein.

Von den Schwächen der Konkurrenz pofitieren

Beumer sieht die Commerzbank als Gewinner der Kreditkrise. "Natürlich profitieren wir auch von Schwachstellen einiger Konkurrenten", sagte er. Neukunden kämen von unterschiedlichsten Banken. Vor allem Landesbanken sowie die halbstaatliche Mittelstandsbank IKB hatten unter hohen Abschreibungen infolge der Krise am amerikanischen Immobilienmarkt gelitten. Die Folgen könnten nach Einschätzung Beumers dazu beitragen, dass sich Marktanteile zwischen den Banken verschieben. "Die Refinanzierungskosten steigen für alle Banken", sagte er. Problematisch sei dies aber vor allem für Institute, die geringe Kundeneinlagen haben. Das gilt beispielsweise für Landesbanken, die deshalb stärker vom Kapitalmarkt abhängig sind.

Allerdings hat auch die Commerzbank ihre Finanzierungskosten wegen der Kreditkrise angepasst. "Wir haben die Zinsen um etwa 25 bis 50 Basispunkte angehoben", sagte Beumer. Obwohl die Refinanzierungskosten zugleich um 80 bis 100 Basispunkte angestiegen seien, seien die Gewinnmargen der Commerzbank, die sich vor allem über Einlagen refinanziere, stabil.

Unabhängig davon, ob es zu Fusionen oder Übernahmen kommt, will die Commerzbank im Mittelstandsgeschäft ihre Position ausbauen. "Wir wollen unseren Wettbewerbern in den nächsten zwei bis drei Jahren vor allem bei kleineren mittelständischen Firmen deutlich Marktanteile abnehmen." Um das zu erreichen, wolle die Commerzbank die Zahl der Mitarbeiter in der Mittelstandsbank in diesem Zeitraum um fünf bis zehn Prozent aufstocken. Schon in den vergangenen Jahren sei es der Commerzbank gelungen, den Kundenstamm zu steigern. "Im ersten Halbjahr haben wir in der Mittelstandsbank 4100 Neukunden gewonnen." In den vergangenen vier Jahren seien somit bereits mehr als 20000 neue Firmenkunden zur Commerzbank gekommen. Er gehe davon aus, dass die Mittelstandsbank im Gesamtjahr 2008 etwa 7000 Neukunden gewinnen könne.

© SZ vom 22.07.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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