Citibank:Ausländer raus, Ausländer rein

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Die Citibank geht an die französische Genossenschaftsbank Crédit Mutuel - damit hat die Deutsche Bank beim Thema Verkauf der Postbank kein Alibi mehr.

Martin Hesse

Es wäre so einfach gewesen für Josef Ackermann: Die Deutsche Bank kauft die Citibank, stärkt damit ihr deutsches Privatkundengeschäft und kann mit guten Argumenten die Postbank links liegen lassen. Bis zuletzt galt sie denn auch als Favorit für den Konsumentenkredit-Spezialisten mit 3,2 Millionen Kunden. Doch das Rennen hat Crédit Mutuel gemacht, eine hierzulande unbekannte französische Genossenschaftsbank.

(Foto: Foto: ddp)

Für die Deutsche Bank ist dieses Ergebnis eine Niederlage, aber eine, die sie verschmerzen kann. Allerdings muss Ackermann nun Farbe bekennen, ob ihm das deutsche Privatkundengeschäft so wichtig ist, dass er dafür den Preis und die Mühen einer Postbank-Übernahme in Kauf nehmen will.

Es gibt für den Triumph der Franzosen ein paar einfache Erklärungen. Sie liefern Hinweise, worauf es auch bei dem Verkauf der Postbank und der Dresdner Bank ankommen wird, auf die sich nun alle Aufmerksamkeit richtet. Crédit Mutuel zahlt einen sehr hohen Preis für die Citibank: 4,9 Milliarden Euro zuzüglich des bis zum Abschluss der Übernahme angefallenen Gewinns. Das dürften weitere 300 Millionen Euro sein. Dieser Preis ist umso erstaunlicher, wenn man bedenkt, dass sich die Konjunktur abschwächt und das Geschäft mit Verbraucherkrediten erschwert.

Zugang zu neuem Markt

Die Franzosen zahlen deswegen so viel, weil sie mit der Citibank Zugang zu einem neuen Markt gewinnen. Die Deutsche Bank dagegen ist hier im Privatkundengeschäft bereits vertreten und hat sich mit der Norisbank gerade eine Billigmarke zugelegt. Ein weiterer Zukauf, verbunden mit Stellenabbau und Widerstand der Gewerkschaften, wäre nur zu einem moderateren Preis zu rechtfertigen gewesen.

Ähnliche Argumente werden auch bei dem Verkauf der Postbank eine Rolle spielen, der ungleich komplizierter ist. Natürlich wird die Deutsche Bank jetzt intensiver einen Kauf der Post-Tochter mit ihren 14,5 Millionen Kunden prüfen, als sie es mit einer Citibank-Übernahme im Rücken getan hätte. Ackermanns Elan wird überschaubar bleiben. Der Bund, der als Post-Hauptaktionär ein Vetorecht bei dem Verkauf hat, sähe zwar gerne eine nationale Lösung. Doch er wird auf Arbeitsplatzgarantien drängen. Diese Fesseln wird sich aber die Deutsche Bank am wenigsten anlegen lassen wollen und gleichzeitig die Preisvorstellungen der Post erfüllen.

Für ausländische Bieter sind Jobgarantien leichter. Und Crédit Mutuel hat gezeigt, dass manch ein Ausländer bereit ist, für den Eintritt in den deutschen Markt einen hohen Preis zu zahlen. Die große Neuordnung der deutschen Bankenlandschaft könnte sich rasch in Luft auflösen. Denn auch ein Zusammenschluss von Commerzbank und Dresdner Bank steht noch vor vielen Hürden.

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