China:Milliardär hinter Gittern

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Mit einer Handelskette für Elektronikartikel wurde Huang Guangyu zum reichsten Mann Chinas. Jetzt sitzt der ehemalige Vorzeigeunternehmer im Knast - er soll in illegale Geschäfte verwickelt sein.

J. Reusche

Einst war er ein Vorbild für viele, denn er wusste die Freiheiten für Unternehmer in China gut zu nutzen, verdiente Milliarden und wurde so zum reichsten Mann des Landes. Doch mittlerweile dürfte Huang Guangyu nicht mehr als Vorbild taugen: Der 40-Jährige muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Die Anklage wirft ihm Insiderhandel, Bestechung und illegale Geschäfte vor. Und nicht nur ihm: 19 von insgesamt 1330 Menschen, die auf der Liste der reichsten Chinesen standen, sitzen entweder im Gefängnis oder sehen sich Ermittlungen der chinesischen Justiz ausgesetzt.

Huang Guangyu sitzt seit 15 Monaten im Gefängnis. Die Anklage wirft ihm Insiderhandel, Bestechung und illegale Geschäfte vor. (Foto: Foto: Reuters)

Huang sitzt bereits seit 15 Monaten im Gefängnis. Die Verhaftung im November 2008 erfolgte, ohne dass die Behörden die Öffentlichkeit informierten. Sein Verbleib war tagelang unklar, sodass die Börse in Hongkong zeitweise den Handel der Anteilsscheine des Unternehmens aussetzte. Mittlerweile ist für die Ermittler klar: Der ehemalige Vorzeigeunternehmer ist in einen Betrugsskandal verwickelt, an dem nicht nur er beteiligt zu sein scheint. Neben Huang müssen sich auch seine Frau Du Juan und der Geschäftsführer eines Immobilienentwicklers, den Huang kontrollierte, vor Gericht verantworten.

Und sogar politische Kreise scheinen in die Betrügereien verstrickt zu sein: Medienberichten zufolge sind im Zusammenhang mit der Anklage Huangs auch etliche Staatsbedienstete verhaftet worden, darunter der ehemalige Bürgermeister von Shenzhen. Chinakenner stufen die Verhaftungen als Warnung an Politiker und Unternehmer ein, sich an die Gesetze zu halten.

Locken mit Niedrigpreisen

Bereits früh zeigte sich bei Huang das unternehmerische Talent. Mit nur 16 Jahren gründete er 1987 sein Unternehmen Gome, eine der größten Elektronikhandelsketten in China. 500 Dollar Startkapital reichten ihm, um in Peking einen Laden zu eröffnen, in dem er Radios und andere Elektrogeräte anbot. Diese kaufte er in den Fabriken rund um seine südchinesische Heimatstadt Shantou. Schon als der wirtschaftliche Aufschwung in China noch gar nicht absehbar war, setzte er massiv auf das steigende Interesse der Chinesen an Unterhaltungselektronik.

Mittlerweile betreibt Gome 1200 Filialen in 200 Städten; an der Börse ist das Unternehmen neun Milliarden Dollar wert. Es trägt den Spitznamen "The Price Butcher", übersetzt: der Preis-Schlachter. Das bezieht sich vor allem auf die Niedrigpreise, mit denen Gome lockt. Allerdings legte die Firma auch ein aggressives Vorgehen an den Tag: Huang kaufte in einer Welle feindlicher Übernahmen viele Konkurrenten auf.

Damit hatte er Erfolg: Noch kurz vor seiner Verhaftung führte Huang mit einem Vermögen von 6,3 Milliarden Dollar die Liste der reichsten Chinesen an. Kein Wunder, dass das Interesse der Medien riesig war beim Prozessauftakt in Peking. Allerdings mussten die Journalisten draußen bleiben: Das Gericht ließ nur den Vertreter der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zu. Und selbst der musste seinen Schreibblock und seinen Stift draußen lassen. Das Urteil soll in einer Woche verkündet werden.

© SZ vom 24.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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