China:Investoren kuscheln mit chinesischen Staatsfonds

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Während China über Beteiligungen westliches Know-how einkaufen und Devisen anlegen will, suchen westliche Investoren Zugang zum Wachstumsmarkt Asien.

Martin Hesse

Als der amerikanische Finanzinvestor Blackstone im Frühjahr den chinesischen Staatsfonds China Investment Corp an Bord holte, galt dies als revolutionär. Erstmals beteiligte sich der neo-kommunistische Staat direkt an einem westlichen Finanzinvestor.

Wachstumsmarkt Asien: Chinesische Firmen stehen weit oben auf ihrer Wunschliste westlicher Investoren. (Foto: Foto: ddp)

Mittlerweile macht das Beispiel Blackstone offenbar Schule: In Finanzkreisen heißt es, auch andere große Beteiligungsgesellschaften - unter ihnen KKR, Carlyle und TPG - verhandelten mit den Chinesen über einen Einstieg.

Carlyle-Chef David Rubenstein hatte bereits im August gesagt, angesichts der Kreditkrise sei es denkbar, dass Carlyle ausländische Staatsfonds als neue Geldgeber an Bord holt. Jetzt führt er offenbar Gespräche mit Chinas Social Security Fund (SSF), der mehr als 40 Milliarden Dollar verwaltet. Auch der Konkurrent KKR, der derzeit einen Börsengang vorbereitet, soll über eine Zusammenarbeit mit den Chinesen nachdenken.

Investoren wollen Kapitalbasis erweitern

In Finanzkreisen hieß es, es könne dabei sowohl um eine direkte Beteiligung des SSF an der Management-Gesellschaft gehen, als auch um gemeinsame Investments auf der Ebene einzelner Fonds. So baut KKR derzeit das Asiengeschäft mit einem großen Fonds aus, als einer der Zielmärkte gilt China. Eine Überlegung könnte sein, heißt es, dass KKR und chinesische Fonds gemeinsam in Konglomerate investieren, die privatisiert und zerlegt werden sollen.

Der Schmusekurs chinesischer Staatsfonds und westlicher Finanzinvestoren hat für beide Seiten ihren Reiz. China verfolgt auch in der Finanzbranche die Strategie, sich über Beteiligungen und Partnerschaften westliches Know-how einzukaufen. Außerdem sucht das Land Anlagemöglichkeiten für die enormen Devisenreserven, die es in den vergangenen Jahren angehäuft hat.

Die Beteiligungsgesellschaften suchen ihrerseits Zugang zu den rasch wachsenden Märkten Asiens, chinesische Firmen stehen weit oben auf ihrer Wunschliste. Zudem sind sie ständig darum bemüht, ihre Kapitalbasis zu erweitern, die Kreditkrise hat diesen Prozess beschleunigt.

So dürften chinesische Staatsfonds und Finanzinvestoren künftig häufiger zusammenkommen - obwohl die erste Zweckehe für die Chinesen bislang ernüchternd verlief: Ihre Blackstone-Aktien haben seit Juni gut 20 Prozent an Wert verloren.

© SZ vom 31.10./1.11.2007/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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