Cevian Capital:Auf Schnäppchenjagd in Deutschland

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Der schwedische Finanzinvestor Cevian Capital möchte bei mittelgroßen Firmen aus dem Börsenindex MDax einsteigen.

Martin Hesse

Der schwedische Finanzinvestor Cevian Capital nimmt mittelgroße deutsche Konzerne ins Visier. "Wir sehen uns vor allem MDax-Unternehmen sehr intensiv an", sagte Cevian-Chef Lars Förberg der Süddeutschen Zeitung. Die Beteiligungsgesellschaft wolle in den nächsten Jahren in ihrem Kernmarkt Skandinavien und in den deutschsprachigen Ländern eine Milliarde Euro investieren.

Cevian-Chef Lars Förberg. (Foto: Foto: oh)

In Deutschland ist Cevian bislang an drei börsennotierten Firmen beteiligt; der Investor hält knapp drei Prozent an der Münchener Rück. Seit vergangenem Sommer heißt es zudem in Finanzkreisen, dass die Schweden bei Daimler engagiert sind. Über das dritte Unternehmen, an dem Cevian Anteile hält, ist nichts bekannt.

Künftig will Cevian bei deutschen Firmen auch mit größeren Anteilen einsteigen. "Es könnte gut sein, dass wir auch mal zehn bis 20 Prozent investieren", sagte Förberg. In den vergangenen zwei bis drei Jahren seien MDax-Unternehmen wegen des starken Interesses zahlreicher Hedgefonds und Private-Equity-Firmen überteuert gewesen, sagte Förberg. "Aber jetzt gibt es viele Gelegenheiten."

Cevian sehe sich Firmen aus allen Branchen an. "Es gibt in Deutschland viele gesunde Unternehmen, die jetzt wegen der Wirtschaftskrise Probleme haben und Kapital brauchen." Zahlreiche mittelgroße börsennotierte Firmen suchten Investoren, die ihr Kapital stärkten und sie vor Übernahmen schützten.

Förberg sieht Cevian gegenüber Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften im Vorteil, die Übernahmen überwiegend mit Krediten finanzieren. "Unser Geschäftsmodell funktioniert dagegen noch, weil wir nur Eigenkapital investieren."

Allerdings hat auch Cevian mit seinen bisherigen Beteiligungen in Deutschland Geld verloren. Die Aktie der Münchener Rück ist seit dem Einstieg Cevians Ende 2007 um etwa ein Fünftel gefallen. Dennoch zeigt sich Förberg zufrieden: "Das Management hat einen sehr guten Job gemacht und die Krise genutzt, um die Marktposition auszubauen."

Spekulationen um Daimler

Die Münchner hatten im Dezember von dem angeschlagenen amerikanischen Versicherungskonzerns AIG den Spezialversicherer HSB übernommen. Beim Einstieg Cevians hatte es in Finanzkreisen geheißen, der Investor wolle die Münchener Rück zu einem Verkauf der Erstversicherungstochter Ergo drängen.

Das schließt Förberg zumindest vorerst aus: "Das ist kein Thema. Es ist nicht die Zeit, um Geschäftsbereiche zu verkaufen, man sollte eher daran denken zu expandieren."

Schmerzhafter als die Situation bei der Münchener Rück dürften für Cevian die Kursverluste bei Daimler sein. Seit vergangenen Sommer, als der Investor dort eingestiegen sein soll, hat sich der Börsenwert fast halbiert. Zu Daimler wollte sich Förberg nicht äußern.

Er sagte allerdings über den Lkw-Markt: "Volvo und Daimler haben eine strategisch gute Position, aber gemessen an ihrem Potential entwickeln sie sich unterdurchschnittlich." An Volvo ist Cevian mit fünf Prozent beteiligt. Daimler habe seinen Größenvorteil nicht ausreichend genutzt. Mittlerweile arbeite das Management aber daran, effizienter zu produzieren und die Marktposition in Asien zu stärken.

Ins Visier nimmt Cevian Capital nach der Münchener Rück auch weitere Finanzkonzerne. "Aber wir werden dort eher in Nischen investieren", so Förberg. Er denke eher an Versicherer als an Banken, die er noch als zu riskant ansieht: "Bei den Banken werden wir weiterhin eher Verstaatlichungen sehen als private Kapitalgeber." Der Ansatz der Regierungen, Aktionären bei den Hilfsaktionen Verluste zuzumuten, sei richtig.

Kontrolle des Managements durch die Eigentümer ist wichtig

Förberg griff Hedgefonds scharf an. "Wie bei den Banken boten die kurzfristig ausgerichteten Vergütungssysteme der Hedgefonds Anreize, zu hohe Risiken einzugehen." Investoren würden solche Exzesse künftig nicht mehr akzeptieren. Laut Förberg ist die Vergütung der Manager von Cevian an längerfristige Erfolge geknüpft. "Wenn wir in den Firmen auf eine bessere Unternehmensführung drängen, müssen wir selbst auch vorbildlich führen", sagte Förberg.

Das deutsche System der Corporate Governance sei gut, werde aber von den Aktionären nicht ausreichend mit Leben gefüllt. Die Krise zeige, wie wichtig die Kontrolle des Managements durch die Eigentümer sei. "Wenn die Kontrollsysteme besser funktioniert hätten, wären wir nicht in der Krise, in der wir heute stecken."

Förberg hat Cevian 2002 mit Christer Gardell gegründet. Die beiden sehen sich als aktive Investoren, die mit einer "Mischung aus Druck und Dialog" mehr aus den Firmen herausholen, an denen sie sich beteiligen. Insgesamt verwaltet der Investor etwa 3,5 Milliarden Euro. Das Geld kommt von reichen Familien, vom schwedischen Staat, dem amerikanischen Großinvestor Carl Icahn, aber auch von deutschen Banken.

© SZ vom 28.1.2009/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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