Bundesliga/Fernsehrechte:Elfmeter gegen Premiere

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Medienmogul Leo Kirch darf die Fernsehrechte an der Fußball-Bundesliga von 2009 an vermarkten. Ein Fiasko für den Bezahlsender Premiere?

Ansgar Siemens

Vor wenigen Monaten feierte Premiere, Deutschlands größter Pay-TV-Kanal, ein fulminantes Comeback. Konkurrentin Arena war grandios gescheitert - der damalige Premiere-Chef Georg Kofler, inzwischen zurückgetreten, holte sich die Live-Rechte an der Fußball-Bundesliga zurück.

Doch die Freude währte nur kurz. Am Dienstag beschlossen die Vertreter der Deutschen Fußball Liga (DFL), dass der Medienunternehmer Leo Kirch die TV-Rechte an der Bundesliga von der Saison 2009/2010 an vermarkten darf. Der 80-jährige Kirch, vor fünf Jahren mit einer spektakulären Pleite in die Versenkung abgetaucht, meldet sich damit überraschend zurück.

Es geht um viel Geld: Kirch garantiert den 36 Profiklubs, die unter dem DFL-Dach vereint sind, mindestens 500 Millionen Euro pro Saison. Bisher fließen 420 Millionen Euro.

Schnell machte die Börse den Hauptverlierer des Deals aus. Die Aktien von Premiere krachten am Dienstag um fast neun Prozent ein. Am Mittwoch ging es bis zum späten Vormittag abermals um fast neun Prozent abwärts - auf etwas mehr als 13 Euro.

"Es besteht die Gefahr, dass Premiere für die Pay-TV-Rechte von 2009 an zu viel Geld bezahlt", sagt Kai Korschelt. Der Analyst der Deutschen Bank empfiehlt nicht mehr, die Aktie zu kaufen. Er rät, das Papier zu halten. Bisher war der Experte davon ausgegangen, dass Premiere die neuen Rechte für 210 Millionen Euro pro Jahr hätte ergattern können.

Mehr Geld - schlechtere Qualität?

Die Kirch-Firma Sirius will Pay-TV-Anbietern künftig ein fertig produziertes Fußball-Paket anbieten. Darin enthalten: Beiträge, kommentierte Live-Spiele, fertige Interviews.

"Wie sollen wir mehr Geld bieten, wenn wir weniger Exklusivität bekommen", sagte eine Premiere-Sprecherin. "Das gefällt uns überhaupt nicht. Wir verstehen die Notwendigkeit dieses Modells nicht." Der neue Deal gewinnt an Brisanz, weil Kirch selbst Premiere 1990 gegründet hat.

Analysten warnen vor Panikmache. "Es wird nichts so heiß gegessen wie es gekocht wird", sagt Iris Schäfer von der Landesbank Baden-Württemberg. Premiere habe Verhandlungsmacht - denn ein konkurrierender Bieter für die Pay-TV-Rechte ist derzeit nicht in Sicht.

Dennoch: "Kirch hat den Bundesliga-Klubs 20 Prozent mehr garantiert - bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ist aber kaum mehr zu holen als jetzt", sagt ein anderer Analyst. Die DFL setzt darauf, dass um die Pay-TV-Rechte kleinere Premiere-Konkurrenten mitbieten, die sich bislang keine Technik und keine Redaktion leisten können.

Deutsche-Bank-Analyst Korschelt warnt, dass die Unsicherheit über die Rechte-Kosten wie Blei auf Premiere lasten dürfte. Die Kirch-Vermarktung für 2009/10 soll erst 2008 beginnen. Keine guten Zeiten für Aktionäre.

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