Buchkritik:Moderne Häuser in archaischer Hülle

Lehm, eines der ältesten Baumaterialien der Menschheitsgeschichte, ist noch immer modern.

Von Birgit Lutz-Temsch

Lehmhäuser - da denkt der Laie zuerst an afrikanische Hütten oder an 12.000 Jahre alte Pfahlbauten. Diese Assoziation mit altertümlichen Hausbau hat jedoch nichts mit zeitgenössischer Architektur zu tun, wie Oliver Zoglers Buch "Wohnhäuser aus Lehm" zeigt. Zogler, Bauzeichner und Multimedia-Designer, stellt 19 verschiedene Beispiele vor, wie mit Lehm gebaut, renoviert oder sogar historische Bausubstanz restauriert werden kann. Dass in den allesamt modern gestalteten Entwürfen Lehm verwendet wurde, ist den Häusern nicht anzusehen - wohl aber am Raumklima zu spüren.

Dieses Einfamilienhaus bei Göttingen zieht mit seinem teils begrünten, teils mit Solarzellen ausgestatteten Dach die Aufmerksamkeit der Passanten auf sich... (Foto: (Foto: Oliver Zogler, Wohnhäuser aus Lehm))

Lehm, eines der ältesten Baumaterialien der Menschheitsgeschichte, ist ein kleines Wundermittel: Die braune Erdenpampe ist nicht nur in der Lage, hochfrequente elektromagnetische Strahlungen von Mobilfunknetzen abzuschirmen, sie hat außerdem eine antistatische und schadstoffabbauende Wirkung, wovon vor allem Allergiker profitieren. Zudem sorgt Lehm für eine ausgeglichene Luftfeuchtigkeit zwischen 50 und 60 Prozent. Die gezeigten Beispiele stellen eine Vielfalt von Möglichkeiten des Baustoffes vor. Die ungewöhnlichste Idee ist ein Projekt der Märkischen Lehmhaus GmbH aus Berlin: ein Lehmgebäude mit einem übergestülpten Glashaus.

Die Bewohner können nun ganzjährig in mediterranem Klima wohnen. Wer weniger Platz hat, kann sich von einem Dachausbau eines Wiener Gründerzeithauses anregen lassen oder erfährt, was man aus einem Reihenhaus machen kann. Wie ein Pfahlbau sieht jedenfalls keins der Häuser aus.

Oliver Zogler: Wohnhäuser aus Lehm, 127 Seiten, dva München, 49,90 Euro.

© SZ vom 11.8.2004 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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