Buch-Tipp:"Die besten Einfamilienhäuser"

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Der verlockende Titel ist gleichzeitig ein Architekturpreis, den der Autor Holger Reiners ins Leben gerufen hat. Wer allerdings keine Flachdächer mag, sollte die Finger davon lassen.

"Es gibt zu viele schlechte Einfamilienhäuser", sagte sich Holger Reiners und rief einfach einen Architekturpreis aus mit dem schlichten, aber sehr provokativen Namen "Die besten Einfamilienhäuser". Mehrere hundert Bauherren und Architekten kämpften um den Titel und die fünfköpfige Jury aus zwei Architekten, einem Architekturfotografen, einem Verleger, einem Verlagsleiter und dem Initiator selbst verliehen dreimal die Best-Note, 31 weitere Häuser bekamen das Prädikat "vorbildhaft". Alle zusammen hat Holger Reiners einem Buch veröffentlicht, natürlich wieder unter dem viel versprechendem Namen "Die besten Einfamilienhäuser".

Die Fenster sitzen da, wo sie gebraucht werden. Auch ihre Größe passt sich den Umständen an. (Foto: alle Fotos: Callwey-Verlag.)

Lust auf Bauen

Eins vorweg: Wer keine Flachdächer mag, sollte sich die 76 Euro sparen, denn 21 der 34 Objekte sind flach abgedeckt. Die anderen, die mit der Hausform gut leben können, werden zum Nachbauen angeregt. Da ist zum Beispiel das Haus in Bergisch-Gladbach. Es steht auf einem schmalen, 600 Quadratmeter großen Grundstück - also eine ganz typische Parzelle in Bau- und Wohngebieten. Da ist kein Platz für Erker oder Wintergärten, ohne Ausbuchtungen misst der Baukörper sechs mal 16 Meter. Außenwände ganz aus Glas fangen jeden Sonnenstrahl aus Osten und Westen. Gleichzeitig macht das Auge keinen Unterschied zwischen Drinnen und Draußen: Die lichte Räume scheinen größer, als sie tatsächlich sind.

Ratloses Warum

Die 220 Fotos und Zeichnungen überzeugen den Betrachter, aber textlich wird der Leser allein gelassen. Holger Reiners beschreibt zwar zu jedem Objekt kurz Konzept, Konstruktion und Erscheinungsbild, Baudaten - Grundstücksgröße, Wohnfläche und Kosten listen sich übersichtlich auf, aber was fehlt, ist das Warum: Warum ist das Haus in Bergisch-Gladbach nur "vorbildhaft", aber nicht "bestens"? Reiners erklärt weder den Anspruch noch den Maßstab der Jury. So kann man nur ahnen, wo die Stärken des jeweiligen Hauses liegen, und manchmal bleibt nur ein unbefriedigtes Fragzeichen übrig. Vielleicht hätte auch nur der Kommentar des Architekten oder noch besser, des Hausherren genügt, damit der Leser sich zurechtfindet - zwischen 34 oft sehr geradlinigen, manchmal aber auch sehr eigenwilligen Einfamilienhäusern.

Das Buch in Kürze

Holger Reiners: Die besten Einfamilienhäuser. Deutschland, Österreich, Schweiz. 192 Seiten, 220 Abbildungen in Farbe, Callwey-Verlag, 76 Euro.

© Von Eike Schrimm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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