Nach einem erfolgreichen Börsengang in Schanghai am Dienstag ist die China Life Insurance, gemessen am Börsenwert, zum drittgrößten Versicherer der Welt aufgestiegen.
Mit einer Marktkapitalisierung von umgerechnet rund 108 Milliarden Euro ist China Life schwerer als jeder Dax-Wert. Der Ausgabepreis der Aktien lag bei 18,88 Yuan, umgerechnet 1,85 Euro. Beim Börsendebüt in verdoppelte sich der Preis. Das Unternehmen nahm durch die Emission von 1,5 Milliarden Aktien umgerechnet 2,74 Milliarden Euro ein.
Der Versicherungsriese steht exemplarisch für die Entwicklung des Finanzplatzes Schanghai. Chinas Hauptbörse erlebt derzeit einen unvergleichlichen Boom. Der Schanghai Composite Index schloss am Dienstag mit einem neuen Rekordwert von 2807,8 Punkten.
Vier Jahre hatte der Aktienmarkt vor sich hin gedümpelt. 2005 sank die Börsenkapitalisierung sogar um 25 Prozent. "Mehr als drei Viertel der chinesischen Anleger verlieren Geld", hieß es damals in einer Studie des China Securities Journal.
Vom Kellerkind zum Star
Doch seit einigen Monaten gehören die chinesischen Börsen in Schanghai und Shenzhen zu den internationalen Stars. Anfang Januar durchbrach die Börsenkapitalisierung erstmals die Neun-Billionen-Yuan-Marke, das entspricht rund 886 Milliarden Euro.
Mitte Dezember hatte der Wert noch bei acht Billionen Yuan (788 Milliarden Euro) gelegen. Insgesamt verbesserte sich der Schanghai Composite im vergangenen Jahr um 130 Prozent und war damit der erfolgreichste Index weltweit.
Die 137 Erstemissionen erreichten ein Volumen von umgerechnet 47,39 Milliarden Euro. Allein die Industrial and Commercial Bank of China spielte bei ihrem weltgrößten Börsendebüt im Oktober in Hongkong und Schanghai die Rekordsumme von 22 Milliarden Dollar ein.
Chinesische Firmen drängen nach Shanghai
Es scheint, als habe auch der chinesische Aktienmarkt schließlich das Boomtempo der chinesischen Volkswirtschaft erreicht. Angesichts der steilen Kurssprünge der vergangenen Monate haben auch viele chinesische Firmen den heimischen Aktienmarkt wieder entdeckt - nachdem in den vergangenen Jahren eher die Auslandsbörsen die Wunschadressen für ihre Erstnotierungen waren.
In Schanghai und Shenzhen wurden lange nur Restposten gehandelt, etwa undurchsichtige Staatskonzerne im Besitz lokaler Provinzregierungen. Doch Chinas Börsenreformen haben Wirkung gezeigt.
Der positive Trend wird sich nach Meinung der meisten Experten fortsetzen. Mindestens zehn weitere Großkonzerne werden nach Einschätzung des Wertpapierhandelshauses Changjiang Securities 2007 an die Börse streben, ihr Emissionsvolumen könnte bei bis zu 150 Milliarden Yuan (knapp 15 Milliarden Euro) Li Zhenning, Präsident der Rising Fund Management hält eine Verdopplung der Marktkapitalisierung binnen drei bis fünf Jahren für möglich.
Warnung vor Überbewertung
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Ba Shusong vom staatlichen Wirtschaftsforschungszentrum des Pekinger Staatsrates schätzt, die Schanghaier Börse sei um 400 bis 450 Punkte überbewertet.
"Die Marktdaten können die Bewertungen nicht erklären", heißt es in einem Bericht von Morgan Stanley über die Aktien chinesischer Finanzhäuser. Auch der Börsenwert der China Life liegt gut 13 Mal über dem Buchwert des Konzerns. Der Branchenschnitt liegt bei 2,5. Doch viele Anleger erwarten, dass Chinas größter Lebensversicherer ein schnelles Wachstum vorlegt.
In den vergangenen fünf Jahren erlebte der chinesische Versicherungssektor ein jährliches Wachstum von 35 Prozent. Mit einem Marktanteil von fast 50 Prozent ist China Life mit Abstand der größte Lebensversicherer des Landes. Andere Firmen wie Ping An Insurance, Branchenzweiter mit 17 Prozent Marktanteil, haben ebenfalls angekündigt, an die Börse zu gehen.