Börsentipps im Web:Chinas Kampf gegen das Internet

Wieder hat Peking einen Warnschuss abgefeuert. Ein Mann wurde verhaftet, weil er kostenpflichtige Börsentipps im Internet anbot. Der illegale Milliardenmarkt soll ausgetrocknet werden.

Die chinesische Regierung kommt kaum noch nach, das Internet zu kontrollieren. Mit drakonischen Maßnahmen will sie die angeblich gefährliche User-Community einschüchtern und illegalem Treiben Einhalt gebieten.

Das Internet steht in China unter strenger Überwachung. Ein Polizist kontrolliert Computer eines Internet-Cafés in Schanghai. (Foto: Foto: Reuters)

Nun wurde ein Mann verhaftet, der via Internet und SMS-Service gebührenpflichtige Börsen- und Investmenttipps abgab. Im Mai kürten chinesische Medien seine Homepage zur beliebtesten in China - über 33 Millionen Zugriffe sollen verzeichnet worden sein.

Der in Changchun im Nordosten Chinas inhaftierte Betreiber der Seite, der 35-jährige Wang Xiujie, soll laut Medienberichten zufolge umgerechnet fast eine Millionen Euro mit seiner Finanzberatung verdient haben.

Illegale Investment-Studios handeln mit 35 Milliarden Euro

Er ist prominenter Vertreter einer Branche, die sich erst in den letzten Jahren herausgebildet hat: Investmentberatungen, Börsenanalysten und private Investmentfonds versuchen, vom wachsenden Interesse privater Anleger für Anleihen, Aktien und anderen Finanzprodukten zu profitieren.

Die Branche steckt aber noch in den Kinderschuhen. Neben einigen wenigen professionellen Investoren, deren Dienstleistungen meist von den Behörden autorisiert sind, wächst die Zahl inoffizieller "Investment-Studios" sprunghaft an. Dort handeln Laien mit den Ersparnissen ihrer Familienmitglieder oder ihres Bekanntenkreises. Das Volumen dieser privaten Fonds wird auf 35 Milliarden Euro geschätzt.

Die Regierung weiß mit solchen Phänomenen der vernetzten Welt noch nicht umzugehen. Seit Monaten wird debattiert, was erlaubt sein soll und was nicht.

Weder die chinesische Finanzaufsicht China Securities Regulatory Commission (CSRC) noch die aktionsleitende Polizei der Provinz Jilin kommentierten die Verhaftung von Wang. Auch ist nicht abzusehen, ob dies der Beginn einer großen Internet-Razzia oder als Mahnmal für andere Anbieter illegaler Online-Dienste gedacht ist.

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