Börsenstar MDax:Dem großen Bruder weit enteilt

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Der Index der Mittelwerte eilt von einem Rekord zum nächsten. Doch Experten sehen nur noch begrenztes Potential für Überraschungen.

Martin Reim

Deutliche Zugewinne haben die deutschen Aktienbörsen vergangene Woche erzielt. Der Dax endete per Saldo mit einem Plus von 2,51 Prozent bei 6588,83 Zählern, der MDax verbesserte sich um 3,01 Prozent auf 9280,02 Punkte, und der TecDax machte 4,48 Prozent auf 737,09 Zähler gut.

Am 14.12.06 übersprang der MDax erstmals die 9.200 Punkte-Marke. (Foto: Foto: ddp)

Am bemerkenswertesten war dabei die Tatsache, dass der MDax erstmals den Rekordstand vom Mai dieses Jahres überwand und auf die höchsten Werte seiner Geschichte kletterte.

Zur Erinnerung: Der Mittelwerte-Index startete am 1. Januar 1988 bei 1000 Zählern - gemeinsam mit dem Dax. Doch ist der große Bruder seitdem um einiges langsamer gestiegen als der MDax, abzulesen an den aktuellen Punkteständen.

MDax - Rekordhalter seit sieben Jahren

In den neunziger Jahren war es andersherum, die so genannten Blue Chips entwickelten sich zumeist besser als die Nebenwerte. Doch nun schickt sich der MDax an, das siebte Jahr in Folge den Dax zu schlagen: Zur Zeit weist der MDax seit Anfang Januar ein Plus von knapp 27 Prozent auf, während der Dax erst um fast 22 Prozent zugelegt hat.

Nimmt man den MDax allerdings etwas genauer unter die Lupe, sieht man, dass die Entwicklung der Einzelwerte seit Jahresbeginn weit auseinanderklafft. Zwei Titel haben sich mehr als verdoppelt (Deutz, Salzgitter), während vier Papiere im Minus liegen (EADS, MLP, Premiere und Südzucker).

Die Analysten der DZ Bank raten bei Engagements im MDax eher zur Vorsicht. Immerhin werde am Kapitalmarkt jetzt schon damit gerechnet, dass sich der Gewinn der Mitgliedsfirmen im laufenden Jahr durchschnittlich um mehr als ein Drittel erhöht.

Begrenztes Potential für weitere Rekorde

Deshalb gebe es "nur noch ein begrenztes Potential" für positive Überraschungen, heißt es in einer Studie. Zugleich sei 2007 im Durchschnitt eine "Gewinnstagnation" zu erwarten.

Allerdings sieht die DZ Bank auch beim Dax keine überragenden Aussichten. Der Anstieg der Unternehmensgewinne solle sich im kommenden Jahr auch hier in Grenzen halten. Insgesamt rechnet das Institut mit einem "guten Aktienjahr", in dem die prozentualen Zuwachsraten der Indizes allerdings zurückgehen werden.

Index-Anpassungen in Frankfurt

Von diesem Montag an ändert sich in beiden Indizes selbst einiges. Im MDax rückt die Aktie des Immobilienkonzerns Gagfah, der erst vor kurzem an die Börsen gegangen ist, für den Brillenspezialisten Fielmann auf.

Im Dax wechseln zwar keine Mitglieder, doch werden die Titel neu gewichtet. So machen die Aktien des Energieversorgers Eon künftig genau ein Zehntel des Dax aus. Die Gewichtung der Papiere, die schon bislang die schwersten im Dax waren, steigt von bisher 9,42 Prozent auf 10,00 Prozent.

Dies ist Zahlen zu entnehmen, wie sie die Deutsche Börse am Samstag auf ihren Internetseiten veröffentlicht hat. Die Titel des Finanzkonzerns Allianz vertreiben demnach die Anteilsscheine des Technologiekonzerns Siemens vom zweiten Platz.

Die Gewichtung der Allianz steigt von 9,03 auf 9,67 Prozent, während Siemens von 9,19 auf 9,06 Prozent rutscht. Die Aktien der Deutschen Telekom beispielsweise verlieren ebenfalls an Gewicht und machen künftig 5,67 Prozent nach 5,77 Prozent aus. Leichtester Wert im Leitindex bleiben Altana mit 0,47 Prozent. Diese Daten sind unter anderem für Fonds wichtig, die in ihrer Zusammensetzung den Dax abbilden.

Fülle von Konjunkturdaten aus den USA

Die amerikanischen Aktienmärkte haben am Freitag ihren jüngsten Rekordkurs mit gedrosseltem Tempo fortgesetzt. Die Konjunkturdaten aus den USA wurden laut Händlern vom Markt positiv aufgenommen.

Der Leitindex Dow Jones stieg bis Handelsende um 0,23 Prozent auf 12.445,52 Punkte, dies bedeutete einen neuen Rekordschlussstand. Der breiter gefasste S&P-500-Index gewann 0,11 Prozent auf 1427,08 Punkte, an der Nasdaq legte der Composite-Index um 0,14 Prozent auf 2457,20 Zähler zu.

In der kommenden Woche stehen eine Reihe von Wirtschaftsdaten an, beispielsweise die amerikanischen Erzeugerpreise und Angaben über die persönlichen Einkommen der US-Bürger und deren Konsumausgaben. "Die Zahlen werden uns helfen, eine Einschätzung über das reelle Wachstum im vierten Quartal sowie die Inflation zu bekommen. Ich glaube, dass es gute Nachrichten geben wird", sagte Joe Liro von Stone & McCarthy Research Associates.

Zudem sind einige Reden von Vertretern der Notenbank Fed angesetzt, von denen sich Anleger Signale für die künftige Zinspolitik erhoffen. Auf Interesse am Markt werden auch die endgültigen Zahlen für das Bruttoinlandsprodukt der Vereinigten Staaten im dritten Quartal dieses Jahres stoßen. Diese sollen am Donnerstag veröffentlicht werden. Volkswirte rechnen hier mit einer auf das Jahr hochgerechneten Steigerungsrate von 2,2 Prozent.

© SZ vom 18.12.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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