Börsenausblick:Der Duft des Geldes

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An der deutschen Börse herrscht gespanntes Warten auf den Börsengang des Aromenherstellers Symrise. Es könnte der größte des heurigen Jahres werden.

Die Luft für die deutschen Standardwerte dürfte in dieser Woche nach Ansicht von Marktbeobachtern dünner werden. "Mit den zuletzt schwächeren Zahlen des Sportartikelkonzerns Adidas und des Touristikunternehmens TUI fehlt es dem Deutschen Aktienindex nun etwas an Fantasie", meint Stefan de Schutter von der Alpha Wertpapierhandelsbank.

Der Rücktritt von Donald Rumsfeld könnte sich positiv auf die US-Kurse auswirken. (Foto: Foto: AP)

"Wir haben in den vergangenen Wochen eine sehr gute Entwicklung gesehen. Daher könnte ich mir vorstellen, dass wir eine Verschnaufpause einlegen", sagt Kapitalmarktstratege Kai Stefani von der Fondsgesellschaft Dit. Andere Börsianer schließen hingegen einen Anstieg auf 6400 und darüber nicht aus.

In der vergangenen Woche hatte der Dax um 1,87 Prozent auf 6357,77 Punkte zugelegt. Am Dienstag hatte er bei 6367 Zählern den höchsten Stand seit Februar 2001 markiert.

Ruhiger DAX

Mit der zu Ende gehenden Bilanzsaison verliert der Index allerdings einen wesentlichen Antriebsmotor. Für Impulse könnte der Zwischenbericht von Infineon am Donnerstag sorgen.

Auch der Poker um die Neuordnung des europäischen Nutzfahrzeugmarktes geht weiter. Bei Porsche tagt der Aufsichtsrat und der Sportwagenhersteller hat als VW-Großaktionär bei der geplanten Übernahme von Scania durch MAN ein gewichtiges Wort mitzureden.

Frank Schallenberger von der Landesbank Baden-Württemberg sieht einige Wolken am Börsenhimmel aufziehen. Die schwächere Konjunktur in den Vereinigten Staaten, der wieder gestiegene Ölpreis sowie die wahrscheinliche Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank könnten den Anlegern auf das Gemüt schlagen und die Dividendentitel belasten, meint Schallenberger: "So ganz dürften die Börsianer die Jahresendrally jedoch noch nicht abgehakt haben."

Börsengang von Symrise

Im Blickpunkt dürfte in den nächsten Wochen der geplante Börsengang des Aromenherstellers Symrise stehen. Es könnte der größte in diesem Jahr werden.

Das Emissionsvolumen übertrifft nach Einschätzung von Marktbeobachtern möglicherweise den von Wacker Chemie erreichten Wert von rund 1,2 Milliarden Euro.

Über eine Kapitalerhöhung will Symrise rund 650 Millionen Euro einnehmen, kündigte Vorstandschef Gerold Linzbach vergangene Woche in Frankfurt an. Zudem wollen die Altgesellschafter Aktien verkaufen. Der Finanzinvestor EQT, der derzeit zusammen mit Partnern rund 80 Prozent des Kapitals kontrolliert, hatte 2002 die Bayer-Tochter Haarmann & Reimer übernommen und mit dem Familienunternehmen Dragoco zu Symrise verschmolzen.

In einer Studie der Schweizer Bank UBS, die den Börsengang zusammen mit der Deutschen Bank federführend begleitet, wird der Börsenwert von Symrise auf 1,8 bis 2,4 Milliarden Euro geschätzt. Mit den Einnahmen will Linzbach die Schulden von 1,4 Milliarden Euro abbauen und kleine Firmen übernehmen.

Symrise zählt mit 1,15 Milliarden Euro Jahresumsatz und einem Marktanteil von neun Prozent zu den weltweit vier größten Herstellern. Der etwa 13 Milliarden Euro schwere Markt für Duft- und Geschmacksstoffen sowie kosmetische Inhaltsstoffe wächst derzeit um etwa drei Prozent pro Jahr.

In den ersten neun Monaten 2006 steigerte Symrise den Umsatz um neun Prozent auf 944 Millionen Euro. Das Betriebsergebnis (Ebitda) erhöhte sich um ein Drittel auf 192 Millionen Euro.

US-Börsen warten auf Wirtschaftsdaten

Die Aufmerksamkeit der Anleger in den USA dürfte diese Woche zentralen Wirtschaftsdaten gelten, von denen sie sich Rückschlüsse auf den Inflationsdruck erhoffen.

Mit Spannung erwartet werden auch die Ergebnisse mehrerer Einzelhändler, die zudem einen Ausblick auf das Weihnachtsgeschäft geben sollen. Nach den Kongresswahlen in der vergangenen Woche sehen Experten nun durchaus Grund für Optimismus.

Auch der Rücktritt von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld könne dazu beitragen, die Stimmung vor Weihnachten aufzuhellen. "Ohne Rumsfeld gibt es Hoffnung, dass sich die Lage im Krieg verbessert", sagte Scott Vergin von Thrivent Financial.

Der Rückgang der Gaspreise sei zudem gut für die Verbraucher gewesen, und die Arbeitslosenrate sei sehr niedrig. "Es gibt also Leute, die Geld ausgeben können." Einige Investoren fürchten allerdings, dass die neue Machtfülle der Demokraten zu einer Reihe unwillkommener Gesetze führen könnte.

Der Leitindex Dow Jones beendete die Woche mit einem Plus von 1,02 Prozent auf 12.108,43 Zähler. Mit einem Aufschlag von 2,53 Prozent auf 2389,72 Zähler legte die Technologiebörse Nasdaq sogar das beste Ergebnis seit zwei Monaten hin.

Zinssenkung möglich

"Die seit dem Sommer anhaltende Rally basiert auf einer veränderten Sicht der Dinge, nämlich dass die Fed die Zinsen nicht weiter erhöhen muss", sagte Brett Gallagher von Julius Baer. Und nach einer Pause könne die US-Notenbank sogar zu einer Zinssenkung bereit seien. Doch dies sei nur möglich, wenn die Teuerung unter Kontrolle bleibe. "Deshalb glaube ich, dass die Inflationsdaten der wichtigste Faktor sind."

Und in dieser Woche stehen eine ganze Reihe von Konjunkturdaten an: Zum Auftakt legt das Arbeitsministerium am Dienstag die Erzeugerpreise für Oktober vor, am Mittwoch folgt das jüngste Sitzungsprotokoll des Fed-Offenmarktausschusses, am Donnerstag schließen sich die Verbraucherpreise von Oktober an.

© SZ vom 13.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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