Börsen weltweit unter Druck:Furcht vor globaler Finanzkrise

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Die schwachen Vorgaben von der Wall Street haben am Freitag auch den deutschen Leitindex Dax schwer belastet. Die Furcht vor einer globalen Finanzkrise wächst.

Sehr schwache Vorgaben und Sorgen über notwendige Maßnahmen der Notenbanken zur Stützung der Liquidität ließen den deutschen Aktienmarkt am Freitag kräftig abrutschen.

Ein Händler an der Wall Street schlägt die Hände vor dem Gesicht zusammen. (Foto: Foto: dpa)

Der Leitindex Dax lag im späten Freitagshandel mit knapp 1,5 Prozent im Minus bei 7343 Zählern.

Händler zeigten sich besorgt, dass Stützungsmaßnahmen der US- Zentralbank und der Europäischen Zentralbank (EZB) nötig sind, um die Liquidität am ebenfalls von der Unsicherheit am Aktienmarkt betroffenen Geldmarkt sicherzustellen.

Beispielloser Rettungsakt

Die Krisensorgen hatten am Donnerstag die EZB zu einem beispiellosen Rettungsakt veranlasst. Sie stellte 94,841 Milliarden Euro zusätzliche Mittel für den Geldkreislauf zur Verfügung und reagierte damit auf den kräftigen Anstieg der Tagesgeldsätze. Zahlreiche Banken horteten ihre Geldbestände, um im Falle einer Ausweitung der Krise über genügend flüssige Mittel zu verfügen.

Am Freitag sah sich auch die japanische Notenbank BOJ dazu veranlasst, den Geldmarkt mit zusätzlichen Milliarden zu versorgen. Die Bank of Japan pumpte eine Billion Yen (umgerechnet 6,18 Milliarden Euro) in den Geldkreislauf. "Der Schritt war eine Reaktion auf die Bedingungen am Markt", sagte ein BOJ-Vertreter.

An der deutschen Börse rückte im Rahmen der auslaufenden Berichtssaison die Aktie von ThyssenKrupp in den Fokus. Nachdem das Unternehmen gute Zahlen vorgelegt hatte, befanden sich die Thyssen-Titel unter den wenigen Kursgewinnern im Dax. Der Industriekonzern hat nach einem Gewinnsprung im dritten Quartal seine Ziele für das Gesamtjahr erneut leicht angehoben. Das Papier legte um 0,6 Prozent auf 0,6 Prozent auf 38,20 Euro zu.

Bankenwerte weiterhin unter Druck

Die Bankenwerte setzten an der Frankfurter Börse ihre Talfahrt fort. Sorgen bereiten Händlern zufolge die notwendigen Stützungsmaßnahmen der Notenbank für die Liquidität. Zudem nimmt die BaFin einem Bericht der FAZ zufolge nun auch die Landesbank Sachsen ins Visier.

Hypo Real Estate (HRE) rutschten um 3,11 Prozent auf 39,24 Euro ab, die Deutsche Bank büßte 3,35 Prozent auf 95,30 Euro ein. Titel der Commerzbank verloren 3,47 Prozent auf 28,93 Euro. Im MDax fielen Aktien der IKB Deutsche Industriebank um 5,19 Prozent auf 13,69 Euro.

Sehr schwacher Geldmarkt

Die Quartalszahlen selbst liegen laut erster Einschätzung eines Börsianers über den Erwartungen. Der sehr schwache Gesamtmarkt belaste allerdings.

Im TecDax verloren Bechtle nach Zahlen belastet von dem sehr schwachen Marktumfeld 4,52 Prozent auf 23,87 Euro. Das IT- Handelsunternehmen hat Umsatz und Ergebnis im zweiten Quartal gesteigert und die Jahresprognose bestätigt.

Aktien von United Internet gaben um unterdurchschnittliche 1,01 Prozent auf 12,72 Euro nach.

Der Internetdienstleister hat laut seinem am Donnerstagabend vorgelegten Bericht im abgelaufenen Quartal sein Ergebnis gesteigert und nach Ansicht eines Händlers die Erwartungen übertroffen. Der sehr schwache Gesamtmarkt verhindere allerdings eine freundlichere Kursreaktion, so ein Börsianer.

Größter Tagesverlust seit Februar an der Wall Street

Zuvor hatten die wachsenden Sorgen wegen der Krise auf dem Hypothekenmarkt die wichtigsten Aktienmärkte der Welt auf Talfahrt geschickt. An der Wall Street in New York lag der der Dow Jones im frühen Freitagshandel mit 1,1 Prozent im Minus bei 13.129 Zählern, nachdem er am Vortag bereits um 2,83 Prozent schwächer geschlossen hatte.

Der japanische Nikkei-Index verlor am Freitag 2,4 Prozent. Überall gerieten Banken- und Finanzwerte in den Strudel. In den USA verloren etwa Goldman Sachs und Bear Stearns mehr als fünf Prozent. Analysten sprachen von panikartigen Verkäufen.

"Japanische Werte werden im Sog der Abwärtsbewegung bei amerikanischen und europäischen Aktien verkauft", sagte Stratege Nagayuki Yamagishi von Mitsubishi UFJ Securities. Zugleich setzte eine Flucht in Staatsanleihen ein, die in Zeiten der Krise als sicherer Hafen gelten.

"Wo Angst ist, ist Panik"

"Die Angst geht um - und wo Angst ist, da ist Panik. Und wo Panik herrscht, da wird verkauft", kommentierte Analyst Mike O'Hare von JP Morgan Chase das Börsengeschehen.

Die Kreditprobleme rückten wieder verstärkt ins Zentrum, nachdem die französische Großbank BNP Paribas wegen ihres Engagements am US-Hypothekenmarkt drei Fonds auf Eis gelegt hatte.

Zudem berichtete das Wall Street Journal, dass ein zweiter Hedge Fonds von Goldman Sachs in ernste Schwierigkeiten geraten sei. Zu den größten Verlierern gehörten denn auch die Papiere der Investmentbank, die 5,7 Prozent auf 182,25 Dollar abrutschten. Bear Stearns verloren und 5,8 Prozent auf 114,05 Dollar.

© sueddeutsche.de/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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