Börsen:Finanzwerte ziehen Dax in die Tiefe

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Miserable Zahlen beim Versicherer AIG und die geplante Kapitalerhöhung der Großbank HSBC lassen weltweit die Finanzaktien einbrechen - der Dax fällt auf ein Viereinhalbjahrestief.

Schlechte Nachrichten zum Wochenstart von den Börsen. Nachdem der japanische Nikkei-Index am Morgen bereits um 3,81 Prozent gefallen war, folgte in Frankfurt der Dax. Ein erneuter Kursrutsch bei den Finanzwerten hat den deutschen Leitindex auf den tiefsten Stand seit August 2004 gedrückt. Der Dax verlor in der Spitze 3,4 Prozent auf 3714 Punkte. Ebenfalls abwärts ging es für den MDax, der 2,27 Prozent verlor und den TecDax, der um 2,76 Prozent fiel.

Aktienkurse im Sinkflug: Angetrieben von den verlustreichen Finanzaktien ist der Dax auf ein neues Viereinhalbjahrestief gefallen. (Foto: Foto: AP)

Börsianern zufolge trübten vor allem neue Hiobsbotschaften aus der Versicherungs- und Bankenbranche die Stimmung. Dazu gehörten die neuen milliardenschweren Staatshilfen für den angeschlagenen US-Versicherer AIG und die rekordhohe Kapitalerhöhung der britischen Bank HSBC. Außerdem wirkten die für Anleger ungünstigen Konditionen bei der geplanten Teilverstaatlichung der Citigroup noch nach.

"Eigentlich ist der Dax mit seinem 20-prozentigen Minus in den vergangenen drei Wochen total überverkauft", sagte ein Händler. "Dennoch ist keiner bereit, wieder einzusteigen, denn die Aussichten für die kommenden Wochen sind unklarer denn je. Zwischen 2800 und 4000 Punkten wird für diesen Zeitraum derzeit so ziemlich jedes Kursziel genannt."

Ein großer Ausverkauf bei hohen Umsätzen sei jedoch nicht zu befürchten. "Die meisten Institutionellen Anleger haben ihre Aktienquote bereits deutlich heruntergefahren", betonte ein anderer Börsianer.

Heftige Auswirkungen auf die Aktienmärkte haben vor allem die neuesten Nachrichten von der britischen HSBC-Bank. "Die Abschläge für die Kapitalerhöhung der HSBC sind enorm", sagte ein Händler.

Dies zeige, wie schwierig es für die Finanzbranche sei, an frisches Kapital zu kommen. Das Institut will im Rahmen der größten Kapitalerhöhung der britischen Wirtschaftsgeschichte bei Anlegern 12,5 Milliarden Pfund einsammeln. Die neuen Papiere werden dabei zu je 254 Pence angeboten und kosten damit nur rund halb so viel wie die bereits an der Börse notierten. Letztere brachen in London um 16 Prozent auf 413,25 Pence ein.

Abwärts für deutsche Versicherer

Auch die Aktien deutscher Banken fielen deutlich ins Minus. Zu den größten Verlierern zählten hier die Aktien der Commerzbank, die sich um 6,81 Prozent auf 2,60 Euro verbilligten. Firmenchef Martin Blessing hatte nicht ausgeschlossen, dass sein Institut weiteres Geld vom Staat benötigen werde.

Die Papiere der Deutschen Bank und der Postbank verbuchten ebenfalls Kursverluste von mehr als fünf Prozent. Auch europaweit standen die Finanzinstitute unter Verkaufsdruck: Der europäische Index für diese Branche rutschte um acht Prozent ab.

Abwärts ging es auch für die beiden deutschen Versicherer Allianz und Münchener Rück, die jeweils mehr als fünf Prozent verloren. Verantwortlich für diese Kursstürze waren die neuesten Nachrichten aus den USA.

Dort greift die Regierung dem taumelnden Versicherungsriesen mit weiteren 30 Milliarden Dollar unter die Arme. Deren Aktien waren am Freitag bereits um 20 Prozent eingebrochen. "Für die deutschen Versicherer kann man das aber auch positiv sehen", sagte ein Händler. "Sie werden AIG sicher den einen oder anderen Kunden abjagen können."

Einer der wenigen Gewinner am deutschen Aktienmarkt war Continental. Die im MDax notierten Papiere des Autozulieferers verteuerten sich um 2,04 Prozent auf 11,99 Euro, nachdem in einem Zeitungsbericht ein Szenario für eine Loslösung vom Großaktionär Schaeffler gezeichnet wurde.

"Für Conti wäre die Trennung von Schaeffler das Beste", sagte ein Analyst. "Die Situation ist allerdings vertrackt". Dem Bericht zufolge könnten die Banken Schaefflers Conti-Anteile übernehmen und anschließend ihre Beteiligung durch eine Kapitalerhöhung unter 50 Prozent drücken. "Ich kann mir gut vorstellen, dass es genügend Anleger gibt, die Papiere einer eigenständigen Conti zeichnen wollen", betonte der Analyst.

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