Börsen-Ausblick:DAX hat noch Potential

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Mit Spannung werden diese Woche die Quartalsberichte zahlreicher DAX-Titel erwartet. Vieles wird jedoch auch von den US-Kongresswahlen abhängen.

An den deutschen Aktienmärkten stehen in dieser Woche eine ganze Reihe von Quartalsergebnissen an. Unter anderem legen zwölf Dax-Firmen Vierteljahresberichte oder Jahreszeugnisse vor.

Gespannt wartet man an der Wallstreet auf den Ausgang der US-Wahlen. (Foto: Foto: AP)

Marktbeobachter schließen vor diesem Hintergrund einen weiteren Anstieg der Indizes der deutschen Aktienmärkte nicht aus. "Wenn sich die gute Quartalsberichtssaison hierzulande fortsetzt und von der Konjunkturseite kein Störfeuer kommt, könnte sich der Dax durchaus über der 6300 Punkte-Marke stabilisieren", sagte Frank Schallenberger von der LBBW der dpa.

Warten auf US-Wahlergebnisse

Zurückhaltender gibt sich Gerhard Schwarz von der HVB. Er rechnet damit, dass die entscheidenden Impulse in den nächsten Tagen aus Übersee kommen werden. "Wie geht es in den USA weiter? lautet die Frage, und wir erwarten da eher eine Verschnaufpause", ergänzte er.

In der vergangenen Woche verlor der deutsche Leitindex unter dem Strich 0,34 Prozent und schloss bei 6241,15 Punkten. Der MDax behauptete sich knapp bei 8696,44 Punkten (minus 0,03 Prozent). Der TecDax gab ebenfalls nach, auf 685,30 Punkte - das entspricht einem Verlust von 0,53 Prozent.

Eine positive Prognose bis Ende Dezember gaben unterdessen die Analysten der DZ Bank ab. "Mit Blick auf das Jahresende rechnen wir, gestützt von der Saisonalität und guten Nachrichten von Unternehmen, mit einer Fortsetzung des positiven Trends am Aktienmarkt", heißt es in einer aktuellen Studie.

Allerdings rechnen die DZ-Bank-Strategen damit, dass es eine schwierige erste Jahreshälfte 2007 geben wird. Einer der Hauptgründe sei das nachlassende Wirtschaftswachstum in den USA.

In Deutschland würden die Märkte zusätzlich durch die Mehrwertsteuererhöhung von 16 auf 19 Prozent belastet. "Wir gehen daher auf Sicht von sechs Monaten von einem Indexstand von 6200 Punkten beim Dax aus, was im wesentlichen dem aktuellen Niveau entspricht", hieß es weiter.

Ob die Strategen mit ihrer positiven Einschätzung recht behalten werden, dürfte sich schon in den kommende Tagen zeigen, in denen zahlreiche Firmen ihre Quartalsergebnisse vorlegen werden.

Die Runde wird am Montag von der Deutschen Börse eröffnet. Neue Rekorde werden aber nicht erwartet; das zweite Quartal 2006 war zu stark gewesen, und rückläufige Handelsvolumina dürften die abgelaufenen drei Monate bestimmt haben, meinen Analysten. Auch mit neuen Aussagen über ihre Fusionsbemühungen mit der Konkurrenzbörse Euronext rechnen sie nicht.

Mit einem soliden Wachstum rechnen die Experten bei der Postbank, die am Dienstag erstmals im Dax einen Quartalsbericht vorlegt.

Starkes Ergebnis der Münchner Rück

Beim weltweit zweitgrößten Rückversicherer, der Münchener Rück, wird hingegen mit deutlichen Steigerungen beim Überschuss und operativen Gewinn, aber mit zugleich rückläufigen Erträgen gerechnet. Die vergleichsweise ruhige Hurrikansaison dürfte zu den verbesserten Ergebnissen beigetragen haben.

Für Mittwoch haben Deutsche Post, Eon, Henkel und Hypo Real Estate Zahlen zum dritten Quartal angekündigt, am Donnerstag folgen Adidas, Telekom und TUI. An diesem Tag legt auch Siemens seine Bilanz vor. Außerdem stehen am Montag und Dienstag Septemberzahlen zu den Auftragseingängen der deutschen Industrie und der Produktion an.

An der Wall Street stehen die Zwischenwahlen am Dienstag im Blickpunkt der Anleger. Das gesamte Repräsentantenhaus und zwei Drittel des Senats werden neu gewählt. Die Republikaner verfügen in beiden Häusern über die Mehrheit. Das wollen die Demokraten ändern.

Republikaner gelten allgemein als unternehmensfreundlich, von den Demokraten wird das Gegenteil behauptet. Die Erfahrungen zurückliegender Wahlen zeigen jedoch, dass die Wall Street mit jedem Ergebnis leben kann.

Das Börsengeschehen in der vergangenen Woche lieferte dafür den ersten Hinweis. Obwohl Umfragen zufolge die Demokraten zumindest im Repräsentantenhaus siegen werden, schwächten sich die Indizes nur geringfügig ab.

Der Dow-Jones-Index für 30 Standardwerte fiel an den vergangenen fünf Handelstagen um 0,86 Prozent auf 11986,04 Punkte, der technologieorientierte Nasdaq verlor 0,84 Prozent auf 2330,79 Punkte.

Beobachter begründeten die Kursschwäche in erster Linie mit anhaltenden Inflationssorgen. Zwar ist die Arbeitslosenquote im Oktober auf 4,4 Prozent und damit auf ihren tiefsten Stand seit Mai 2001 gefallen; der durchschnittliche Stundenlohn eines Fabrikarbeiters ist jedoch um 0,4 Prozent gestiegen. Die Toleranzgrenze der US-Notenbank liegt nach Analystenschätzungen bei 0,2 Prozent Zuwachs.

Hinzu kommen steigende Energiekosten. Berichte über mögliche Terroranschläge auf Ölanlagen in Nigeria trugen mit dazu bei, dass das Barrel Öl am Freitag um 1,26 Dollar auf 59,14 Dollar gestiegen ist.

Eine baldige Zinssenkung, die viele Marktteilnehmer erwartet hatten, dürfte vorerst nicht so schnell kommen. Kaum hatte die Nachricht am Freitag die Runden gemacht, brachen am Anleihemarkt die Kurse ein und die Renditen zogen an.

Von Firmenseite ist in dieser Woche in den USA wenig zu erwarten. Die Berichtssaison ist weitgehend vorbei. An den kommenden Tagen stehen unter anderem noch Cisco Systems und Federated Department Stores (Mittwoch) und J.C. Penny, American International Group und Walt Disney (Donnerstag) auf der Agenda.

Bei allen wird mit Zuwächsen im Vergleich zum Vorjahresquartal gerechnet. Wie es um das Vertrauen der Konsumenten bestellt ist, darüber gibt am Donnerstag der von der University of Michigan monatlich ermittelte Vertrauensindex für November Auskunft.

© SZ vom 06.11.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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