Börse in Angst:Deutsche Bank auf Abwegen

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Angst vor weiteren Milliardenabschreibungen: Die Aktien der Deutschen Bank und andere europäische Finanzwerte sind stark unter Druck geraten. Und das ausgerechnet zum 20. Dax-Geburtstag.

Die Titel von Deutschlands größtem Geldhaus sackten zum 20. Dax-Geburtstag um mehr als fünf Prozent auf den tiefsten Stand seit knapp fünf Jahren ab.

Händler machten für den Kursrückgang Spekulationen über eine Gewinnwarnung bei der Deutschen Bank für das abgelaufene Quartal verantwortlich.

Für zusätzliche Verunsicherung sorgten zudem Gerüchte über einen möglichen Verkauf der krisengeschüttelten US-Investmentbank Lehman Brothers zu einem Preis deutlich unter dem aktuellen Aktienkurs. "An den Märkten geht die Angst um, dass das Schlimmste für die Banken noch nicht ausgestanden ist", sagt Analyst Philipp Hässler vom Investmenthaus Equinet. Die heftigen Kursverluste nannte er aber übertrieben.

Das wichtigste deutsche Börsenbarometer sackte am Dienstag um 1,6 Prozent auf 6316 Punkte ab. Der MDax gab deutlich 2,7 Prozent auf 8787 Zähler nach und der TecDax 2,3 Prozent auf 753 Punkte. Auch in den USA und Asien zeigten die Kurse teilweise kräftig nach unten.

Der europäische DJ-Stoxx-Bankenindex fiel um mehr als drei Prozent auf 276 Punkte - der niedrigste Stand seit Juni 2003. Im vergangenen Monat verlor der Index für die wichtigsten Finanzinstitute in Europa 16 Prozent. Auch Commerzbank, Postbank und Allianz gaben am Dienstag vier beziehungsweise drei Prozent nach.

Zu den größten Verlierern europaweit zählten neben der Deutschen Bank die seit Wochen stark gebeutelten Papiere der Schweizer UBS, die mit einem Minus von mehr als sechs Prozent auf das tiefste Niveau seit zehn Jahren rutschten. Die Aktien fielen damit auch unter den Ausgabekurs der unlängst abgeschlossenen Kapitalerhöhung von 21 Franken.

Gerüchte um die UBS

Die UBS ist mit Abschreibungen von 37 Milliarden Dollar die Bank in Europa, die bislang am härtesten von der Krise betroffen ist. Sie musste daher bereits Milliardensummen bei Investoren einsammeln. Nun kursierten Spekulationen, dass dies nicht ausreichen und im zweiten Quartal weitere fünf Milliarden Dollar an Abschreibungen anfallen könnten.

In Deutschland waren die Aktien der Deutschen Bank die stärksten Verlierer unter den Finanzwerten. Der Kurs hat sich seit Jahresbeginn fast halbiert und liegt mittlerweile nur noch bei 52 Euro. "Investmentbanken wie die Deutsche Bank geraten stärker unter Druck, da hier die Unsicherheit über die künftige Ertragslage größer ist", sagte Hässler. Wegen der Finanzkrise brechen den Banken im Kapitalmarktgeschäft, wie etwa bei der Emission komplexer Schuldverschreibungen, die Einnahmen weg.

Daneben drohen weitere Wertberichtigungen wegen anhaltender Kursverluste zahlreicher Papiere im Bankenportfolio.

Finanzexperte Hässler erwartet bei der Deutschen Bank aber geringere Abschreibungen als im ersten Quartal. Insgesamt hat das Institut bislang fünf Milliarden Euro abgeschrieben, davon rund die Hälfte in den ersten drei Monaten. Im ersten Quartal verbuchte die Bank zudem ihren ersten Verlust seit fünf Jahren.

Hässler und andere Bankexperten erwarten für das zweite Vierteljahr wieder schwarze Zahlen.

© sueddeutsche.de/Reuters/mel/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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