Börse:Die Deutschen kehren Aktien den Rücken

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Ein Land flieht vor der Börse: Der Anteil der Deutschen, die Aktien oder Aktienfonds kaufen, schrumpft dramatisch. Das Image der Märkte hat sich massiv verschlechtert.

Finanzkrise und Börsenturbulenzen haben 2008 zu einem rabenschwarzen Jahr für Aktienanleger gemacht. Die drastischen Kurseinbrüche an der Börse forcierten die Flucht der Deutschen aus Aktien.

Das Börsenjahr 2009 bescherte Händlern viel Verdruss. (Foto: Foto: dpa)

Nach am Montag veröffentlichten Zahlen des Deutschen Aktieninstituts (DAI) schrumpfte die Zahl der in Aktien und Aktienfonds engagierten Anleger binnen Jahresfrist um 10,6 Prozent auf 8,8 Millionen. Nur noch 13,5 Prozent der Bevölkerung hatten Ende des Jahres nun etwas mit Aktien zu tun.

Weniger Aktionäre als 1992

3,6 Millionen oder 5,5 Prozent der Deutschen hielten Aktien in ihren Depots. Damit liegt die Zahl der direkten Aktionäre niedriger als im Jahr 1992 - verglichen mit dem Höchststand im Aktienboom im Jahr 2000 ist das ein Einbruch um 2,6 Millionen oder 42 Prozent. Aktienfondsbesitzer gab es mit 5,2 Millionen so wenig wie seit 1999 nicht mehr. Die Zahl der Anleger in Aktien- und gemischten Fonds sank auf 6,6 (Vorjahr: 7,7) Millionen.

Das vergangene Jahr war das zweitschlechteste Jahr in der bis 1988 zurückreichenden Geschichte des Dax - der Leitindex büßte rund 40 Prozent ein. "Die aktuelle Finanzkrise hat unter den Anlegern zu einer weiteren Verunsicherung geführt", hieß es in der Studie des DAI. "Auch die Reputation von Börse und Aktien haben Schaden erlitten", räumte die Aktienlobby ein.

Dabei seien Aktien an der Börse stets handelbar gewesen, im Gegensatz zu anderen praktisch unverkäuflichen Vermögenswerten. Investoren hätten ihre Aktien wohl zum Teil auch deshalb verkauft, weil sie anders keine liquiden Mittel beschaffen konnten.

Der DAI bekräftigte seine Forderungen an die Politik, die Akzeptanz von Aktie und Börse zu fördern.

Der Verband mahnt seit Jahren ein eigenes Schulfach Wirtschaft in Deutschland an und will steuerliche Nachteile beseitigen.

Dazu soll nach Meinung des DAI auch die Anfang des Jahres in Kraft getretene Abgeltungsteuer geändert werden.

© sueddeutsche.de/Reuters/hgn/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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