Big-Mac-Index:Wo der Burger am billigsten ist

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In mehr als 120 Ländern verkauft McDonald's den Big Mac - jetzt ist eine neue Preisliste erschienen. Warum auch Politiker sich die Finger danach lecken.

Ansgar Siemens

24,09 Gramm Fett, 39,42 Gramm Kohlenhydrate, 26,28 Gramm Eiweiß - insgesamt satte 494,94 Kilo-Kalorien. Das sind die Eckdaten des Big Mac, des wohl beliebtesten Burgers der Welt.

In China kostet der Big Mac umgerechnet nur 1,45 Dollar. (Foto: Foto: AP)

In mehr als 120 Ländern verkauft die Fast-Food-Kette McDonald's den Snack für Schnellesser.Vor Jahren rief der globale Auftritt des Burgers die Redakteure des britischen Renommier-Blattes Economist auf den Plan.

Die Idee: Mit dem Big Mac lassen sich nicht nur hungrige Mäuler stopfen - er eignet sich auch als leicht verdauliche Kost für Ökonomen.

Weil der Kult-Burger rund um den Erdball gleich bestückt ist - Rinderhack, Gurken, Eisbergsalat, Cheddar-Käse -, müssten die Preise in der Theorie überall gleich sein. Beispiel: Der Hamburger kostet in den USA, im Heimatland, 3,41 Dollar. In Japan muss er dann, umgerechnet, genauso viel kosten.

Die Realität sieht anders aus: Ein Big Mac in Nippon kostet nur 2,29 Dollar. Das bedeutet: Der Wechselkurs Dollar/Yen ist aus dem Ruder gelaufen. Die japanische Währung ist unterbewertet.

Die neue Economist-Preisliste für den Big Mac legt nahe, dass eine ganze Reihe von Wechselkursen aus dem Lot geraten sind: Der Euro ist verglichen mit dem Dollar 22 Prozent zu teuer, der Schweizer Franken gar 53 Prozent.

Zu billig geht der Kult-Burger dagegen in Südafrika über die Ladentische: für nur 2,22 Dollar. In Taiwan und Indonesien gibt es Big Macs für 2,29 Dollar und 1,76 Dollar.

Preisbrecher schlechthin ist China: Dort kostet ein Big Mac 1,45 Dollar - der chinesische Yuan, so legt das Burger-Modell nahe, ist um knapp 60 Prozent unterbewertet.

US-Politiker halten den chinesischen Yuan für unterbewertet

Wechselkurse halten Politiker in Atem: Je günstiger die eigene Währung, desto besser lassen sich die heimischen Produkte auf dem Weltmarkt losschlagen - und desto mehr kosten Importe. Wechselkurse entscheiden also mit über die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes.

Schon seit längerem meckern US-Politiker, der chinesische Yuan sei viel zu schwach: Er erlaube dem Milliardenvolk, seine Produkte spottbillig in der Welt zu verkaufen - auf der anderen Seite sei es für US-Firmen schwer, in China viel Geld zu verdienen. Der Big-Mac-Index stützt dieses These.

Genau anders argumentiert der französische Präsident Nicolas Sarkozy: Die Euro-Zone "sollte nicht die einzige Region auf der Welt sein, in der die Währung nicht in den Dienst des Wirtschaftswachstums gestellt wird", sagte der Politiker jüngst. Die Einheitswährung sei zu teuer - was der Big-Mac-Index bestätigt.

Sarkozys Forderung ist ein klarer Seitenhieb gegen die europäische Notenbank - ein kaum verbrämter Appell, den Euro günstiger zu machen. Die Europäische Zentralbank müsste dazu Euro aus ihren Beständen verkaufen und könnte so Wechselkurse drücken.

Doch Gemach. Selbst die Economist-Redakteure räumen ein: "Das Konzept ist langfristig angelegt." Die Aussagekraft des Big-Mac-Index sei begrenzt - in der kurzen Frist bestimmen vor allem Devisenspekulationen und Zinsunterschiede zwischen Ländern die Wechselkurse.

Außerdem sind die Kosten der Burger-Produktion etwa in Schwellenländern geringer als in hochentwickelten Staaten. Dadurch erscheint die Annahme eines Burgers, der auf der ganzen Welt zu identischen Bedingungen hergestellt werden kann, nicht völlig realistisch.

Ernst nehmen lässt sich das Barometer dennoch. "Die Bilanz des Index als Prognoseinstrument ist beeindruckend", jubelte der Economist vor einem Jahr.

Oft seien Wechselkurse nach einiger Zeit in die Richtung geschritten, die der Big-Mac-Index vorhergesagt habe. Und immerhin: Der Index feierte 2006 das 20-jährige Bestehen.

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