Betrugsverdacht:FBI ermittelt gegen US-Finanzgiganten

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26 Wall-Street-Firmen im Visier: FBI-Spezialisten überprüfen die insolventen Hypothekenfinanzierer Fannie Mae, Freddie Mac, den Versicherer AIG und Lehman Brothers - unter anderem wegen Verdachts auf Hypothekenbetrug.

Die US-Bundespolizei FBI hat im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise Ermittlungen gegen vier bedeutende Finanzinstitutionen aufgenommen.

Lehman-Brothers-Hauptquartier in New York: Die insolventen Finanzgiganten haben nun auch noch das FBI im Nacken. (Foto: Foto: AP)

Gegen die Hypothekengiganten Fannie Mae und Freddie Mac, die Investmentbank Lehman Brothers sowie die Versicherungsgruppe AIG seien Ermittlungen wegen Betrugsverdachts eingeleitet worden, erklärten zwei ranghohe Beamte.

Ermittlungen gegen Führungsebenen

Die Schieflage der vier Finanzgiganten war mit Auslöser für das von der Regierung vorgeschlagene Rettungspaket für die Finanzmärkte, das die US-Steuerzahler bis zu 700 Milliarden Dollar kosten könnte.

Die Beamten erklärten, die Ermittlungen befänden sich im Anfangsstadium und würden sich auf die Unternehmen und deren Führungsebene beziehen.

Damit ermittelt das FBI inzwischen gegen 26 US-Finanzunternehmen. FBI-Direktor Robert Mueller hat zuvor erklärt, die Ermittlungen sollten ergeben, ob sich einzelne Finanzinstitute Bilanzbetrug, falsche Wertangaben oder Insiderhandel zuschulden kommen ließen.

Buffett investiert fünf Milliarden in Goldman Sachs

Die US-Regierung hat die Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac, die etwa die Hälfte aller US-Hypotheken direkt oder indirekt garantieren, unlängst übernommen. Die Finanzhilfe für die zeitweise verstaatlichten Institute könnten die Steuerzahler mit 100 Milliarden Dollar belasten.

Lehman Brothers musste in der vergangenen Woche Insolvenz anmelden. Die Pleite des Versicherers American International Group (AIG) konnte vergangene Woche nur mit einem Notkredit der Zentralbank in Höhe von 85 Milliarden Dollar verhindert werden.

Goldman Sachs bekommt unterdessen Hilfe von Berkshire Hathaway: Die Holdinggesellschaft des US-Multimilliardärs Warren Buffett investiert fünf Milliarden Dollar in die US-Bank. Berkshire werde für diese Summe Vorzugsaktien mit unbegrenzter Laufzeit mit einer Zehn-Prozent-Dividende kaufen, teilte Goldman Sachs nach US-Börsenschluss mit.

In einer Stellungnahme Buffetts hieß es, Goldman Sachs sei ein außergewöhnliches Institut. Es verfüge über ein bewährtes und scharfsinniges Management-Team und das intellektuelle und finanzielle Kapital, um seine Erfolgsgeschichte einer überdurchschnittlichen Kursentwicklung fortzusetzen.

Goldman-Aktien schnellten nach Bekanntgabe der Nachricht nachbörslich um mehr als acht Prozent in die Höhe, nachdem sie zuvor im regulären Handel bereits 3,5 Prozent zugelegt hatten.

"Dies ist eine Hochzeit von zwei unglaublich intelligenten, attraktiven Partnern", sagte Michael Holland von Holland & Co in New York. Die Äußerungen Buffetts über das Top-Management von Goldman seien ein vergoldeter Vertrauensbeweis.

Die beiden letzten großen US-Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley hatten Anfang der Woche ihr Geschäftsmodell über Bord geworfen und ihre Verwandlung in gewöhnliche Geschäftsbanken bekanntgegeben.

Die Börse in Tokio verbuchte am Mittwoch wegen anhaltender Sorgen um das US-Rettungspaket Verluste. Exportwerte wurden zudem von einem stärkeren Yen belastet. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index notierte am späten Vormittag in Tokio 1,2 Prozent tiefer bei 11.950 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index fiel um 1,3 Prozent auf 1153 Punkte.

Deutsche Händler schauen auf die USA

Ein Bericht über ein geplantes Investment der Sumitomo Mitsui Financial Group (SMFG) bei der US-Bank Goldman Sachs verringerte die anfänglichen Verluste der Indizes und trieb SMFG-Papiere mehr als zwei Prozent in die Höhe. SMFG erklärte jedoch, derzeit keine Investitionen bei Goldman zu planen.

Die Aktien von Mitsubishi UFJ Financial stiegen um mehr als drei Prozent, nachdem die größte japanische Bank angekündigt hatte, sich an dem US-Institut Morgan Stanley beteiligen zu wollen. Nomura-Titel legten mehr als vier Prozent zu. Sie profitierten von den Expansionsplänen des größten Brokerhauses Japans: Das Institut will das Europa- und Asiengeschäft der zusammengebrochenen US-Investmentbank Lehman Brothers kaufen.

Zwar laste weiterhin die Unsicherheit wegen des US-Rettungspakets auf dem Markt, sagte Takahiko Murai von Nozomi Securities. Gestützt werde der Markt jedoch von Nomuras Kauf der Lehman-Sparten sowie von Warren Buffetts Berkshire Hathaways' Entscheidung, in Goldman Sachs zu investieren.

In Frankfurt am Main konzentrieren sich die Händler schon wieder auf die US-Börsen. "Hier wartet alles auf die US-Eröffnung", sagte ein Händler. An den Märkten stehe das Tauziehen um das staatliche US-Rettungspaket für die Banken im Fokus. Der Dax notierte nach der Veröffentlichung des Index um 6070 Punkte und lag damit - wie schon kurz zuvor - leicht über dem Vortagesschluss. Auch der Euro und der Bund-Future reagierten kaum auf die Daten. Die Gemeinschaftswährung pendelte um 1,4675 Dollar, der Terminkontrakt auf die zehnjährige Bundesanleihe stieg um 41 Ticks auf 113,72 Punkte. Am Vorabend war der Dax mit einem Minus von 0,6 Prozent auf 6068 Punkte aus dem Handel gegangen.

Die US-Börsen hatten zwar nach Handelsschluss in Europa ihre Kursverluste noch ausgeweitet, so dass der Dow-Jones-Index mit einem Minus von 1,5 Prozent aus dem Handel ging. Doch die Goldman-Sachs-Aktien legten nachbörslich mehr als acht Prozent zu und zogen so auch die Aktienfutures in New York in die Höhe.

© sueddeutsche.de/AP/Reuters/dpa/jkr/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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