Betrugsskandal:Japans Enfant terrible muss ins Gefängnis

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In seiner konfuzianisch geprägten Umgebung sorgte der japanische Dotcom-Unternehmer Takafumie Horie immer wieder für Aufregung. Jetzt muss er für zweieinhalb Jahre ins Gefängnis.

Der ehemalige Chef des japanischen Internetunternehmens Livedoor, Takafumi Horie, wurde am Freitag von einem Gericht wegen Verstößen gegen das Wertpapiergesetz zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Das 34-jährige einstige "enfant terrible" der japanischen Unternehmerschaft hatte vor Gericht stets seine Unschuld beteuert und den Staatsanwälten vorgeworfen, den Fall fabriziert zu haben.

Horie legte nach Angaben seines Anwalts gegen das Urteil des Bezirksgerichts Tokio Berufung ein. Er wird unter anderem der Bilanzfälschung und Verbreitung falscher Finanzinformationen im Zusammenhang mit einer Unternehmensübernahme beschuldigt. Die Staatsanwaltschaft hatte vier Jahre Haft gefordert.

Rebell gegen überkommene Konventionen

Viele sahen in Horie, der sich in der Öffentlichkeit lieber in T- Shirts als in Anzügen zeigte, einen Rebell gegen die überkommenen Konventionen der alten japanischen Wirtschaftswelt.

Der Abbrecher der Elite-Universität Tokio hatte mit Freunden eine Webdesign-Firma gegründet und sie durch zahlreiche Firmenkäufe zu Livedoor ausgebaut.

Mit seinem provokanten Auftreten sorgte Horie oft für Aufsehen. So hatte er auf spektakuläre Weise, wenngleich erfolglos versucht, den größten privaten Fernsehsender des Landes, Fuji TV, zu übernehmen.

Der Betrugsskandal um Livedoor hatte Anfang vergangenen Jahres zu Panikverkäufen an Tokios Börse geführt, worauf erstmals in der Geschichte der Börse der gesamte Handel wegen eines drohenden Zusammenbruchs des Computersystems abgebrochen wurde.

Aussage gegen den einstigen Chef

Neben Horie sind noch vier weitere frühere Manager von Livedoor angeklagt. Horie ist jedoch der einzige, der die Vorwürfe zurückgewiesen hat. Seine frühere rechte Hand als Finanzchef, Ryoji Miyauchi, hatte sich dagegen schuldig bekannt und gegen seinen einstigen Chef ausgesagt.

Horie hatte den Ermittlern vorgeworfen, ihn in Verhören unter Druck gesetzt und objektive Beweise für das Fehlen strafrechtlicher Fakten ignoriert zu haben.

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