Besserer Service:Kostenlos Geld aus dem Automaten ziehen

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Die Direktbanken ING-Diba und Volkswagen Bank verbessern ihren Service: Kunden können bald weltweit gebührenfrei abheben.

Eva-Maria Simon

Wer ein Konto bei einer Direktbank hat, musste bis jetzt immer gut zu Fuß sein. Denn der Weg zum nächsten Geldautomaten der Bank war oft weit.

Das ändert sich zukünftig: Die Direktbank ING-Diba wird ihren Kunden ab 1. Oktober das Abheben an fast allen Geldautomaten in Deutschland ermöglichen. Ein ähnliches neues Angebot der Volkswagen Bank gilt bereits jetzt.

Direktbanken haben kein eigenes Filialnetz, sie bieten hauptsächlich Online-Banking an und stellen deshalb nur wenige eigene Geldautomaten bereit.

Bis zu zehn Euro pro Vorgang

Ihre Kunden müssen an den Automaten anderer Banken Gebühren zahlen, die bei bis zu zehn Euro pro Vorgang liegen können. Dieses schwache Bargeldangebot war bislang das größte Manko der Direktbanken. Grund genug für viele Kunden, die Direktbank als Zweitbank zu nehmen und ihr laufendes Girokonto bei den größeren Sparkassen oder Banken zu lassen.

Diese Kunden will Deutschlands größte Direktbank, ING-Diba, jetzt für sich gewinnen. Das Angebot: Sie können ab Oktober an fast allen Geldautomaten in Deutschland gebührenfrei Bargeld abheben. Weder für das Girokonto noch für die Abwicklung fallen Gebühren an.

Einfacher Trick

Der Trick, mit dem die Direktbanker das Automatenmonopol der etablierten Geldhäuser umgehen, ist einfach: Die Kunden erhalten eine Visa-Debit-Karte. Diese funktioniert wie eine herkömmliche Maestro-Karte (früher EC-Karte): Der Nutzer hebt ab, und sein Konto wird sofort mit dem entsprechenden Betrag belastet.

Eine zeitlich verzögerte Abrechnung wie bei Kreditkarten gibt es nicht. Je nach Vereinbarung erhält der Kunde einen Dispositionskredit seiner Bank.

Für den Kunden ändert sich also nicht viel. Er muss sich lediglich seine neue Geheimnummer (PIN) für die Visa-Karte merken, die er zusätzlich zur Maestro-Karte bekommt. Mit beiden Karten kann er auch in den meisten Geschäften bezahlen.

Logo auf weltweit einer Million Automaten

Außerdem akzeptieren nach Auskunft von Visa etwa 56.000 der insgesamt 60.000 Geldautomaten in Deutschland Visa-Karten. Das erkennt der Kunde am entsprechenden Logo auf weltweit etwa einer Million Automaten.

Wenn die Kunden das neue Angebot annehmen, könnte das für die Direktbanken den entscheidenden Sprung nach vorn im Privatkundengeschäft bedeuten. "Wir gehen davon aus, dass das Kreditkartengeschäft in Deutschland noch einen langen, langen Weg vor sich hat", sagt ein Sprecher der ING-Diba. Das Unternehmen will Hunderttausende Kunden mit dem neuen Service locken.

Und die Konkurrenz zieht mit: Die Volkswagen Bank hat bereits ein ähnliches Angebot auf den Markt gebracht. Allerdings verlangt sie einen bargeldlosen Gutschriftseingang von mindestens 1000 Euro pro Monat auf das Girokonto.

Zusätzliche Gebühren

Über solche Bedingungen sollten sich die Kunden genau informieren, rät die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Manche Anbieter erheben zusätzliche Gebühren für die Karte.

Beim Abheben von anderen Währungen außerhalb der Eurozone wird außerdem in der Regel ein Zuschlag fällig. Dann ist das Bargeld im Ausland nicht mehr kostenlos.

Mittlerweile machen schon viele Direktbanken den etablierten Anbietern Druck, darunter die DKB, eine Tochter der BayernLB. Die Sparkassen fühlen sich dadurch aber noch nicht bedroht: "Wir sind gut aufgestellt", sagt eine Sprecherin des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.

Sparkassen mit dichtestem Automatennetz in Deutschland

Neben der persönlichen Beratung in den Filialen können die Sparkassen auch mit dem dichtesten Automatennetz punkten: Ihnen gehören bundesweit 24.300 Geldautomaten. Wer allerdings als Sparkassenkunde im Ausland Geld abheben will, muss Gebühren zahlen. Dagegen bieten viele andere Banken Kooperationen mit Instituten im Ausland an, sodass die Kunden dort kostenlos zu Bargeld kommen.

© SZ vom 05.09.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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